Gassenfreitag, Campus-Festival, Seenachtfest, grenzüberschreitender Flohmarkt, Weinfest: All diese Veranstaltungen haben eines gemeinsam. Damit ist nicht gemeint, dass sie eigentlich für Spaß und Freude bei Einheimischen und Touristen sorgen sollten, sondern vielmehr, dass all diese Events stets in der öffentlichen Kritik stehen. Oft bereits bevor sie überhaupt über die Bühne gegangen sind, fast immer spätestens danach.

Dafür gibt es verschiedene Gründe: zu laut, zu dreckig, zu kommerzialisiert, entweder den Tieren, der Umwelt oder den Anwohnern schadend. Zumindest empfindet das mancher Bürger so, der diese Feiern in der Regel aber gar nicht besucht.

Einige Punkte sind dabei nicht von der Hand zu weisen: Die Müllberge im Herosé-Park nach dem Studierendenfestival sind real, der Lärmpegel ist jeden ersten Freitag im Monat in der Sommerzeit in der Niederburg hoch und beim Seenachtfest drängen so viele Leute in die Innenstadt, dass es für Einheimische eng wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Konstanz hat (noch) Glück

Wahr ist aber auch: Konstanz – und damit auch alle Einwohnerinnen und Einwohner – kann sich glücklich schätzen. So viele tolle Veranstaltungen, die ein reichhaltiges Angebot für Jung und Alt bieten, gibt es in anderen Städten dieser Größenordnung nur selten. Im Gegenteil: Die Konzilstadt kann mit Blick auf den Veranstaltungskalender mit deutlich größeren Kommunen sogar mithalten.

Ebenso ist klar: Die Veranstaltungen fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl, weil sie Menschen aus verschiedenen Stadtteilen, sozialen Schichten und Altersgruppen gleichsam anziehen. Wo sonst, außer im privaten Raum mit ohnehin bekannten oder verwandten Personen, finden noch echte Gespräche mit neuen Perspektiven statt? Das stärkt das gemeinschaftliche Stadtleben und die Identifikationskultur mit der Region, die wir alle unser Zuhause nennen.

Das könnte Sie auch interessieren

Rücksicht funktioniert in beide Richtungen

Natürlich gibt es Verbesserungspotenziale bei Veranstaltungen, was bereits genannte Umstände unterstreichen. Und es gilt stets, die Bedürfnisse der Feiernden mit denen der anderen, also Anwohnern, Tieren und Umwelt miteinander abzuwägen. Gegenseitige Rücksicht muss dabei allerdings in beide Richtungen genommen werden, denn auch Besucher von Veranstaltungen, die für einen selbst vielleicht uninteressant sein mögen, haben das Recht, die Feste zu feiern, wie sie fallen.

Zielführend kann es daher nicht sein, diese Events als bloße Störfaktoren zu sehen, sondern vielmehr als Chance für Mitgestaltung. Kritik ist willkommen – was einige Veranstalter auch durchaus glaubhaft vermitteln –, sollte aber nicht zur kategorischen Ablehnung führen, sondern zur Verbesserung durch Diskurs und Beteiligung.

Das könnte Sie auch interessieren

Denn klar ist: Gerade die vielen, auch kleineren Veranstaltungen im Sommer sind der Kitt für ein lebendiges, soziales und nachhaltiges Zusammenleben einer Stadtgesellschaft. Dabei hilft am Ende mit Blick auf die kommenden Monate bei aller Kritik vor allem eines: Sich einlassen, hingehen, Spaß haben.