Wenn die Schweizer Nachbarn ihre Geschenke online bestellen, greifen sie oft auf deutsche Versandhändler oder Shops aus dem EU-Raum zurück. Zum einen, weil die meisten bekannten Versandhändler keinen Sitz in der Schweiz haben. Zum anderen ist die Auswahl bei deutschen oder europäischen Händlern deutlich größer. Nicht zuletzt sind auch die Preise meist niedriger.
Das Problem für die Schweizer: Höhere Versandkosten bei Lieferungen in die Schweiz, Zollgebühren und Händler die Lieferungen in die Schweiz überhaupt nicht anbieten. Hier kommen die sogenannten Lieferadressen ins Spiel.
Überall im Grenzgebiet gibt es diese Läden – auch in Konstanz. Schweizer Kunden können ihre bestellten Pakete dort hinschicken lassen, um sie anschließend persönlich abzuholen. Ein Service, der gerade in der Weihnachtszeit häufiger als sonst genutzt werden dürfte.
Frust auf der einen, Verunsicherung auf der anderen Seite
Seit 2009 betreibt Mandy Klein ihr Lieferadressen-Geschäft in Konstanz – inzwischen an drei Standorten, unter anderem auch in Singen. Trotz ihrer Erfahrung hat auch sie mit der Pandemie zu kämpfen.

Ständig müsse sie die aktuellen Regeln im Blick haben. Nicht nur für ihren Geschäftsalltag, sondern auch weil ihre Kunden verunsichert sind und fragen, wie es den beispielsweise gerade an der Grenze aussehe. „Den ganzen Tag beantworte ich diese Mails“, sagt Klein. Auch auf der Webseite des Unternehmens werden die Regeln fast schon tagesaktuell angezeigt.
Hinzu kommt, dass die Preise in Deutschland steigen, das würden auch ihre Kunden merken. Das sorgt bei Klein vor allem für Frust: „Ich weiß ja nicht, was kommt.“ Und vor allem wirkt sich das auch auf das Weihnachtsgeschäft aus. Nur einen Vorteil habe die Verunsicherung: Die Kunden holen ihre Pakete schneller ab. Man wisse schließlich nicht, ob sich die Regeln schon morgen ändern.

Neben der Verunsicherung der Kunden kommen auch noch die Lieferdienste ins Straucheln. Teilweise hätten Lieferanten über Wochen nichts geliefert. Ein Unternehmer, der die Adressen jahrelang belieferte, ging pleite. Immerhin dies habe sich aber langsam beruhigt, wie Klein erklärt.
Und auch das Geschäft erhole sich langsam von dem letzten harten Jahr, das vor allem mit der Grenzschließung zu kämpfen hatte. Trotzdem sei das Weihnachtsgeschäft vor Corona deutlich besser gewesen. „Die Leute kommen noch und es liegt ja auch etwas da, aber es sah schon einmal anders aus“, so Klein.
„Die Kunden haben sich daran gewöhnt“
Auch bei der Konstanzer Lieferadresse Lieferpoint im Industriegebiet läuft das Weihnachtsgeschäft schleppend, immerhin ist es aber besser als noch im Jahr zuvor während der Pandemie, wie Stanislav Noskov, Mitarbeiter des Lieferpoints, erklärt.

Trotzdem: „Im Vergleich mit vorletztem Jahr läuft es schlechter“, sagt Noskov. Aktuell bekommt der Laden rund 100 bis 200 Pakete von den verschiedensten Lieferdiensten. Eine Anzahl, die noch gut zu meistern sei, wie der Mitarbeiter erklärt.
Täglich würden Kunden anrufen und fragen, wie gerade die Regeln seien. Sind die Grenzen offen? Braucht es einen Corona-Test? Gelten Quarantäne-Regelungen? Die Fragen sind die Gleichen wie auch bei Mandy Klein und auch Noskov braucht stets eine Antwort.
Neben der Vorsicht führt Noskov noch einen weiteren möglichen Grund für das Schweizer Zögern an: „Ich glaube, die Kunden haben sich daran gewöhnt, in die Schweiz zu bestellen, während die Grenzen zu waren.“
Früher gab es mehr Kunden zu Weihnachten
Bei der Lieferadresse Bodan in der Bruderturmgasse läuft ebenfalls nur wenig mehr als an normalen Tagen. „Jetzt noch nicht, vielleicht nächste Woche“, mutmaßt Inhaber Hasan Ozan. Schon vor fünf Jahren betrieb er ein Lieferadressen-Geschäft. Damals sei an Weihnachten deutlich mehr los gewesen.

Trotzdem kommen auch an diesem Montag Mitte Dezember immer wieder Kunden in den Laden, geben Pakete ab, holen sie ab. Auch Konstanzer lassen hin und wieder ihre Pakete hier her schicken. Am Ende zeichnet aber auch Ozan ein ähnliches Bild wie seine Konstanzer Kollegen.
Die Verunsicherung aufgrund der wechselnden Regeln sei groß. Seine Kunden hielten sich auch bei ihm zurück. Und auch wenn es das Geschäft langsam anläuft, wann es wieder so wird wie vor der Pandemie, scheint auch im Weihnachtstrubel nicht absehbar.