„Wir beantragen zehn Stellplätze für Elektrofahrzeuge auf dem Stephansplatz zu planen und zu errichten“, lautete der Antrag der Freien Wähler. Ein Begehren mit vorhersehbarem Zündstoff, denn insbesondere die Freie Grüne Liste mit Stadtrat Peter Müller-Neff vorneweg ist eine Verfechterin eines autofreien Stephansplatzes.

So opponierte, wie zu erwarten war, Müller-Neff sofort und vehement: „Nicht auf dem Stephansplatz!“ Er unterstellte den Freien Wählern gar, dass sie sich ein „grünes Mäntelchen“ umhängten, um den Platz für Autos befahrbar zu halten. Ist an der Bezichtigung etwas dran?

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Gerade die Bewohner in der Innenstadt „haben praktisch keine Möglichkeit, sich eine E-Auto zu kaufen“, da sie keine private Lademöglichkeit hätten, erläuterte Daniel Hölzle (FW) den Antrag. In anderen Stadtteilen könnten die Bewohner ihre E-Autos privat laden. Aber in der Innenstadt? Dabei gebe es wohl auch hier das Interesse, klimafreundlicher mobil zu sein. Es gebe zunehmend Beschwerden wegen fehlender Ladeinfrastruktur, so Hölzle.

Ist der autofreie Stephansplatz überhaupt realisierbar?

Wohlwissend, dass der Vorstoß bei Gemeinderatskollegen auf Kritik stoßen würde, hatten die Freien Wähler in ihrem Antrag bereits darauf hingewiesen, dass „ein realistischer Blick auf die finanzielle Situation der Stadt eine dem Stephansplatz angemessene Neugestaltung“ nicht zulasse.

„Eine Investitionssumme von drei Millionen Euro (nach Abzug der möglichen Fördersumme von etwa einer Million Euro) erscheint keine derzeit und mittelfristig angemessene Investition zu sein“, so die Freien Wähler. Vielmehr sei es notwendig, den dringend benötigten Aufbau von Ladeinfrastruktur zu verstärken und „an diesem zentralen Platz in der Stadt nicht nur symbolisch, sondern auch praktisch einen Mehrwert zu schaffen“.

Als „total kontraproduktiv“, wertete Peter Müller-Neff diesen Vorschlag, ausgerechnet auf dem Stephansplatz, der irgendwann autofrei sein solle, Ladeinfrastruktur anbieten zu wollen, „wo wir diskutiert, geplant und Workshops hatten“. Holger Reile (Linke Liste) sprang ihm bei und wertete bezüglich des Antrags: „Das Vorgehen ist nicht ungeschickt, aber durchsichtig.“

„Aber nicht auf dem Stephansplatz“, opponiert Peter Müller-Neff (FGL).
„Aber nicht auf dem Stephansplatz“, opponiert Peter Müller-Neff (FGL). | Bild: Hanser, Oliver

Mangel an Lademöglichkeiten

„In der Altstadt leben auch Menschen“, merkte Daniel Groß (CDU) an, zumal es nicht um Parkplätze, sondern um Ladestationen gehe. „Grundsätzlich spitzt sich die Ladesäulenproblematik zu“, denn es gebe immer mehr E-Autos, stellte Jürgen Ruff (SPD) fest. Er findet den Vorstoß, die Anwohner in den Fokus zu rücken, gut; vor allem gebe es einen Mangel an Schnellladestationen.

Ein Ausbau der E-Ladestationen sei wichtig, denn es gebe immer mehr E-Autos, findet Jürgen Ruff (SPD).
Ein Ausbau der E-Ladestationen sei wichtig, denn es gebe immer mehr E-Autos, findet Jürgen Ruff (SPD). | Bild: SPD-Gemeinderatsfraktion Konstanz

„Die Ladeinfrastruktur ist ein Witz“, findet Christian Koßmehl (Freie Wähler). Wie bei den Radlern auch, sollten Autofahrer Anreize zur klimaschonenden Mobilität bekommen. „Es kann nicht angehen, dass die Anwohner in der Altstadt keinen Ladeplatz haben“, so Koßmehl.

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Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schonborn trat auf die Bremse. Zum einen seien die Stadtwerke Konstanz (SWK) und nicht die Stadt für die Ladeinfrastruktur zuständig. Trotz Förderung würden sich Ladestationen nicht rechnen. „20 bis 30 Jahre ist die Amortisationszeit“, so Langensteiner-Schönborn, der anfügte: „Es ist kein Selbstläufer.“ Der TUA beschloss letztlich, die SWK zu bitten, im Zuge der weiteren Planung entsprechende Ladeinfrastruktur für den Stadtbereich zu untersuchen und im SWK-Aufsichtsrat sowie im Technischen und Umweltausschuss vorzustellen.