Vor einer Stunde und sieben Minuten hat der Parkschein seinen Zeitstempel erhalten. Der Kassenautomat am Augustinerplatz zeigt an: Das kostet drei Euro. Die Kundin bezahlt, der nächste bitte. Da sind es knappe zwei Stunden Parkzeit, Preis vier Euro.
Die Nutzer zahlen ohne zu murren, denn dass es nicht billig ist, das Auto in Konstanz abzustellen, hat sich längst herumgesprochen. Auch in die Kommunalpolitik und die Verwaltung: Dort streckt man den Arm nach den Einnahmen aus. In Zukunft sollen mehrere Parkhäuser von den Stadtwerken Konstanz betrieben werden und nicht mehr von den seit Jahren etablierten Privatfirmen.
Eine Lösung, bei der alle gewinnen?
So sieht es ein Plan vor, der die politischen Hürden bereits ziemlich geräuschlos genommen hat. Die Stadtwerke bekommen eine Tochtergesellschaft namens Konstanz mobil GmbH. Sie kümmert sich künftig um den Busverkehr, den Betrieb von Parkhäusern und das Mietsystem für Fahrräder.
Das hat, wie eine amtliche Gemeinderatsvorlage mit der Nummer 2022-2019 zeigt, auch einen Steuervorteil: Die Gewinne aus dem Parken können die Stadtwerke mit dem Verlust aus dem Busbetrieb verrechnen.
Eine Lösung also, bei der alle gewinnen? Im Fall der städtischen Tiefgarage unter dem Augustinerplatz für die Firma B+B auf jeden Fall nicht. Sie hat bisher die Parkhäuser von der Stadt gepachtet und einen Teil der Einnahmen dafür zurückbezahlt.
Mit dem anderen Teil finanzierte sie den Betrieb und den Unterhalt der Garage und erzielte auch noch einen Gewinn. Wenn dort 2022 wieder so viel los ist wie vor Corona, bekommt die Stadt rund eine Million Euro Pacht, bleibt dafür aber von vielen Kosten verschont.

Wie viel lässt durchs Parken sich verdienen?
Die Kündigung des Pachtvertrags bedeutet nun, dass die Stadt oder die Stadtwerke die „hier anstehende Generalsanierung“ (so steht es in der Ratsvorlage) selbst bezahlen müssen. Auch 2026, wenn der Erbbauvertrag für das Parkhaus Altstadt an der Laube endet, kommen neben höheren Einnahmen auch Kosten auf Stadt oder Stadtwerke zu.
Und um wie viel Geld es geht, zeigen schon wenige Zahlen: Bisher wurden für am Augustinerplatz für die Stadt rund 1,3 Millionen Euro an Pachterlösen eingeplant, am Fischmarkt rund 260.000 Euro (hier ist die Stadt lediglich beteiligt).
Das Vorhaben stößt aber auch auf Kritik
Allerdings gibt es auch Kritik an der geplanten Umstrukturierung. Während der aktuelle Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter es engagiert mitträgt, dass sein Unternehmen künftig auch Parkhäuser betreiben wird, fragen sich einige Kommunalpolitiker, ob die Stadtwerke nicht in einen Konflikt kommen: Einerseits sollen sie die Mobilitätswende beschleunigen und Fahrgäste für den Bus gewinnen und andererseits möglichst hohe Einnahmen aus Parkgebühren erzielen.
Und aus Kreisen der FDP ist zu hören, dass ein privates Unternehmen ein Parkhaus vielleicht günstiger betreiben kann als die Stadtwerke mit ihrer Bindung an den Tarif und die Regelungen zu Nacht- und Wochenendarbeit des öffentlichen Dienstes.

Der politische Beschluss zur neuen Strategie bei den Parkhäusern ist dennoch im Gemeinderat ohne Diskussion und bei 33 Ja-Stimmen und nur einer einzigen Enthaltung gefallen. In der Folge ließ der Stadtwerke-Chef und künftige Parkhaus-Betreiber Norbert Reuter dann auch verlauten: „Die Mobilitätsstrategie der Stadt und die damit einhergehende Stärkung des Umweltverbundes wird damit weiter fortgesetzt.“ Es sei sinnvoll, dass diese Leistungen aus einer Hand kommen. Als kommunales Unternehmen hätten seien die Stadtwerke auch mit „entsprechender Kompetenz“ ausgestattet.
Unter Beweis stellen können das Stadtwerke diese Kompetenz bald nicht nur am Augustinerplatz, sondern auch in der eigenen Nachbarschaft: Das künftige Parkhaus am Brückenkopf Nord bei der Schänzlebrücke sollen von Anfang an die Stadtwerke bauen. Für Zins und Tilgung soll das Unternehmen dann auch auf Park-Einnahmen von anderen Standorten zugreifen.