Ein WG-Zimmer in Konstanz hat im Januar inklusive Nebenkosten durchschnittlich 460 Euro gekostet – deutlich mehr als der bundesweite Durchschnitt von 414 Euro. Das ergibt eine Studie des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) im Auftrag des Projektentwicklers GBI und in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht.de, für die Angebote in 97 Hochschulstädten ausgewertet wurden.
2021 mussten in Konstanz zu Beginn des Wintersemesters noch 15 Euro, bundesweit sogar 22 Euro weniger bezahlt werden. Die Daten werden seit 2013 erhoben. Damals kosteten WG-Zimmer in Konstanz durchschnittlich 345 Euro, gegenüber 324 Euro im Bundesdurchschnitt. Die höchsten Mieten für WG-Zimmer werden laut Studie in München (680 Euro) verlangt, gefolgt von Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg.
Zuvor hatte die Pandemie zwei Jahre lang einen preisdämpfenden Effekt auf die Zimmerpreise. Damit ist es jetzt vorbei, Studierende müssen deutlich mehr für ihre Bleibe bezahlen. Betroffen sind Hochschulstandorte jeglicher Art: Metropolen, klassische Uni-Städte und kleinere Städte.
„Somit ist das ein umfassender und starker Trend“, sagt Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor am MMI. „Viel deutet darauf hin, dass dies nur der Anfang einer deutlichen Preissteigerungswelle beim studentischen Wohnen ist, verstärkt durch steigende Energiepreise.“
Deutliche Steigerung spätestens zum Wintersemester
Für die Analyse des studentischen Wohnungsmarktes werden regelmäßig 23 Kriterien untersucht, von Mieten über Studierendenzahlen bis zur Attraktivität im Ausland. „Alle Daten lassen sich aktuell als eine Art Frühindikator interpretieren, der eine deutliche Reaktion des Marktes anzeigt“, so Brauckmann: „Danach wird es schon im Sommersemester, aber vor allem dann im September eine weitere, deutlich zu spürende Entwicklung bei den Wohnkosten für Studierende geben.“
Ausgangspunkt für die neue Entwicklung war der Beginn des Wintersemesters 2021. Viele Studierende beschlossen erst nach langem Zögern und in letzter Sekunde, eine eigene Bleibe am Hochschulort zu suchen. Das zeigen auch die Analysen von WG-Gesucht.de.
„Seit Oktober traf innerhalb kürzester Zeit ein Nachfrageplus von bis zu 21 Prozent auf ein unverändert begrenztes Angebot“, erklärt Annegret Mülbaier, Sprecherin von WG-Gesucht.de. Die steigende Nachfrage machte sich dann ab Ende des Jahres bei den Preisen bemerkbar.
Längeres Studium, aber knappes Wohnungsangebot
In den nächsten Monaten dürfte die Nachfrage nach Zimmern weiter steigen, so der MMI-Direktor: „Während der Pandemie haben viele Studierende Umzugsüberlegungen zurückgestellt. Das wird angesichts der Lockerungen sicherlich oft in Kürze nachgeholt.“ Dazu kommen längere Studienzeiten: Weil Veranstaltungen und Prüfungen wegen Corona ausfielen, verlängern viele ihr Studium. Das verknappe das Wohnungsangebot zusätzlich, sagt Brauckmann.