Jeden Tag Preisschilder an Warenregalen im Supermarkt austauschen, jede Woche bei verändertem Mittagsangebot neue Speisekarten im Restaurant drucken oder jeden Monat Veränderungen im Schaufenster im Einzelhandel vornehmen, um Kunden ins Geschäft zu locken. Mit diesen und noch mehr Aufgaben muss sich der Handel und die Gastronomie auseinandersetzen. Das alles neben den großen Problemen, wie dem Fachkräftemangel, mit denen die Branchen aktuell kämpfen.

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Mögliche (digitale) Lösungen bietet das neue „Urban Innovation Hub (uih!) Zukunftslabor Konstanz“, das kürzlich in Konstanz in den Räumen des Innovations- und Gründerzentrums „farm“ an der Bücklestraße eröffnete. Das Zukunftslabor ist ein Projekt des Kompetenzzentrums Smart Services, das vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird. „Mit dem uih! bekommen kleine und mittlere Unternehmen der Innenstadt Zugang zu Innovationen, mit denen sie ihr Geschäftsmodell erfolgreich und zukunftsfähig gestalten können“, lässt sich Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in einer Pressemitteilung des Landes Baden-Württemberg zum Thema zitieren.

KI, 3D-Anwendungen sowie Augmented und Virtual Reality

Das uih! Zukunftslabor Konstanz zeige vor allem kleinen und mittleren Unternehmen, mit welchen digitalen Innovationen sie ihr Geschäftsmodell vorantreiben können, sagt auch einer der Verantwortlichen, Prof. Dr.-Ing. Stefan Schweiger von der Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung. „Das Spektrum reicht von Augmented- und Virtual Reality bis hin zu KI- oder 3D-Anwendungen“, so Schweiger.

Das ist mit einer App möglich: Die gewählte Speise in einem Restaurant erscheint schon vor Bestellung auf dem Tisch.
Das ist mit einer App möglich: Die gewählte Speise in einem Restaurant erscheint schon vor Bestellung auf dem Tisch. | Bild: Timm Lechler

Dabei werden auch mögliche Lösungen für oben genannte Herausforderungen ausgestellt. Julian Kemmer, Projektmanager und wissenschaftlicher Mitarbeiter der HTWG, demonstriert dem SÜDKURIER einige davon. Da gibt es an einer Station beispielsweise digitale Preisschilder. Einfach wie genial können darauf tagesaktuell neue Preise für die Waren im Supermarktregal einprogrammiert werden. Die kleinen Geräte gibt es mit Batterien oder wahlweise auch mit kleinen Solarpaneelen.

Für die Gastronomie gibt es einen Service-Roboter, der beispielsweise Gäste bedienen kann, oder auch AR-Speisekarten, mit denen sich die Gäste die Speisekarten auf ihrem Handy anzeigen lassen und sogar die Gerichte auf ihren Tisch projizieren können, bevor sie bestellen. Für den Einzelhandel gibt es unter anderem einen Projektor, der verschiedene Angebote und Waren, beispielsweise im Schaufenster, präsentieren kann oder eine App, mit denen Schuhe live erlebbar werden.

Kai, benannt nach Künstlicher Intelligenz (KI), fährt mit einem Tablett Brezeln umher und begrüßt die Gäste.
Kai, benannt nach Künstlicher Intelligenz (KI), fährt mit einem Tablett Brezeln umher und begrüßt die Gäste. | Bild: Timm Lechler

Manche der Technologien in dem 60 Quadratmeter großen Raum sind bereits in der Praxis erprobt, wieder andere stecken augenscheinlich auch noch in den Kinderschuhen. Nicht alles funktioniert reibungslos, versucht der Roboter Kai doch nicht nur einmal den SÜDKURIER-Reporter zu überfahren. Dennoch ist sich Julian Kemmer sicher, dass auch so manche Lösung für den Konstanzer Markt dabei ist. „Die Branche kämpft mit Fachkräftemangel, Kaufzurückhaltung, aufgrund hoher Preise mit geringem Konsumklima und mit der Digitalisierung“, ist sich Kemmer sicher.

„Die Branche kämpft mit Fachkräftemangel, Kaufzurückhaltung, aufgrund hoher Preise mit geringem Konsumklima und mit der ...
„Die Branche kämpft mit Fachkräftemangel, Kaufzurückhaltung, aufgrund hoher Preise mit geringem Konsumklima und mit der Digitalisierung“, sagt Julian Kemmer. | Bild: Timm Lechler

Ministerin: „Keimzelle für ein Innovationsökosystem in der Bodenseeregion“

„Das uih! in Konstanz soll die Keimzelle für ein Innovationsökosystem in der Bodenseeregion werden, das Innenstadtbetriebe wie den stationären Einzelhandel, die Gastronomie und die Freizeitwirtschaft mit der Wissenschaft verbindet“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus im Vorfeld der Eröffnung. „Diese Branchen stehen vor Herausforderungen, die oftmals nur mit innovativen Technologien gemeistert werden können.“

Die Ausstellung lädt zum Ausprobieren ein und dient dabei als Inspiration für Händler, Gastronomen und andere Besucher. Gegenwärtig werden 15 Technologien präsentiert, allerdings verändern sich diese immer wieder. Das „uih!“ in Konstanz ist das zweite seiner Art, in Heilbronn gibt es seit April 2023 ebenfalls ein Urban Innovation Hub.

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Darüber hinaus sind in diesem Jahr fünf mobile Einrichtungen in weiteren Klein- und Mittelzentren in Baden-Württemberg geplant, die verschiedene technische Neuheiten vorstellen. Darüber hinaus soll es, wie bereits auch in Konstanz und Heilbronn, ein weiteres Angebot an Workshop- und Networking-Programmen geben, die sich jeweils an Gastronomen, Händler und andere Unternehmer, beispielsweise aus dem Dienstleistungssektor, richten.