Konstanz wird seit Jahren – wenn nicht gar Jahrzehnten – über dieselben Themen definiert. Das sieht man spätestens dann, wenn man auf die vergangene Kommunalwahl 2019 zurückblickt. Da waren die Themen im Wahlkampf so klar, wie sie es auch 2024 sind: Über Wohnen wird da diskutiert, über Verkehr, über Finanzen sowie Wirtschaft und nicht zuletzt über den Klimaschutz.

Doch was hat der Gemeinderat eigentlich in den vergangenen fünf Jahren angestoßen, in die Umsetzung gebracht, gut weiterverfolgt und wo hat sich etwas getan? Wo herrscht Stillstand, wo hat die Politik eher gezögert? Das sollen einige der nächsten Beispiele mit Bildern zeigen. Freilich kann es hier keine Vollständigkeit geben, dennoch gibt es einen groben Überblick darüber, was die Räte angepackt haben – und was (noch) nicht.

Wohnen

Das Thema Wohnen treibt Konstanz um wie kein zweites. Längst ist es zur grundlegenden sozialen Frage dieser Stadt und ihrer Bewohner geworden. Die Antwort darauf: bauen. Auf der Haben-Seite steht, dass einige, auch große Projekte, seit 2019 vollendet wurden oder sich gerade im Bau befinden. Beispiele für große Bauvorhaben, die damals noch nicht begonnen waren, sind der Laubenhof, das Projekt Weiherhof oder das Telekom-Hochhaus.

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Fakt ist aber auch, dass gerade bei den größten Vorhaben, an denen die Stadt tiefer beteiligt ist, sich bisher auf den ersten Blick nicht viel getan hat. Da wäre das – zugegebenermaßen größte – Bauprojekt, der Hafner. Der neue Stadtteil wurde bereits vor zehn Jahren beschlossen, doch Bagger rollen hier noch lange nicht. Die Arbeiten, eng begleitet vom Gemeinderat, sind bisher eher im Hintergrund gelaufen, und sie waren umfangreich. Bis hier die ersten Bewohner einziehen, wird es allerdings noch Jahre dauern.

(Archivbild von 2018) Das Baugebiet Hafner, hier auf einem Luftbild aus dem Jahr 2018. Viel getan hat sich hier, zumindest vor Ort, bis ...
(Archivbild von 2018) Das Baugebiet Hafner, hier auf einem Luftbild aus dem Jahr 2018. Viel getan hat sich hier, zumindest vor Ort, bis heute nicht. | Bild: Gerhard Plessing/SK-Archiv
Noch ist hier im Juni 2024 am Hafner kein neuer Stadtteil, sondern Naherholungsgebiet.
Noch ist hier im Juni 2024 am Hafner kein neuer Stadtteil, sondern Naherholungsgebiet. | Bild: Hanser, Oliver

Ähnliche Beispiele, die bereits seit Jahren geplant sind, sind beispielsweise die Bebauung des Döbele, der Christiani-Wiesen oder des Bückle-Areals. An allen drei Standorten wohnt bis heute keiner. Auch deshalb warten viele Bürgerinnen und Bürger noch immer auf so etwas wie einen Befreiungsschlag. Wo er konnte, hat der Gemeinderat den kommunalen Wohnungsbau vorangetrieben, wurde immer wieder aber auch ausgebremst. Dass das Handlungsprogramm Wohnen weiter umgesetzt wird, dürfte deshalb eine Hauptaufgabe des neugewählten Rates bleiben.

(Archivbild von 2018) Das Döbele, hier eine Aufnahme von 2018: Zwar halten hier nicht länger Fernbusse, allerdings ist immer noch kein ...
(Archivbild von 2018) Das Döbele, hier eine Aufnahme von 2018: Zwar halten hier nicht länger Fernbusse, allerdings ist immer noch kein Wohnraum entstanden. | Bild: Scherrer, Aurelia/SK-Archiv
Das Döbele ist eines der letzten innerstädtischen Areale, die bebaut werden können. Ein Unterschied zwischen 2019 und 2024, wie es unser ...
Das Döbele ist eines der letzten innerstädtischen Areale, die bebaut werden können. Ein Unterschied zwischen 2019 und 2024, wie es unser Bild zeigt, ist nicht erkennbar. | Bild: Hanser, Oliver

Verkehr

Beim Thema Verkehr sieht das schon etwas anders aus, hier hat sich in den vergangenen Jahren auch augenscheinlich viel verändert. Ob positiv oder negativ, dass muss wohl jeder selbst entscheiden. Doch bereits 2019 war die Leitlinie ohnehin klar: Autos sollen linksrheinisch langfristig weitgehend verschwinden. Klar ist auch: Das C-Konzept und der Umbau des Bahnhofplatzes zur Neuregelung des innerstädtischen Verkehrs befindet sich seit vergangenem Jahr in der Umsetzung.

(Archivbild von 2018) Der Bereich vor dem Lago im Jahr 2018. Hier sieht es aktuell gänzlich anders aus...
(Archivbild von 2018) Der Bereich vor dem Lago im Jahr 2018. Hier sieht es aktuell gänzlich anders aus... | Bild: Rau, Jörg-Peter/SK-Archiv
...nämlich so: Hier am Kreisverkehr vor dem Lago wird das C-Konzept aktuell sichtbar.
...nämlich so: Hier am Kreisverkehr vor dem Lago wird das C-Konzept aktuell sichtbar. | Bild: Hanser, Oliver

Darüber hinaus ist der Knotenpunkt Sternenplatz inzwischen ein funktionierender Umsteigepunkt geworden. Und auch der Fernbusbahnhof am Brückenkopf-Nord, der 2019 noch in weiter Ferne lag, wurde im März diesen Jahres eröffnet. Er hat endlich das jahrelange Provisorium Döbele abgelöst. Beim Fahrradverkehr hat sich ebenfalls etwas getan, die Fahrradstraße wurde beispielsweise ausgebaut beziehungsweise verlängert. Und auch ganz allgemein hat der Gemeinderat einiges getan, um den Verkehr mit dem Drahtesel zu stärken.

(Archivbild von 2019) Damals, im Jahr 2019, parkten noch Autos unter der Schänzlebrücke.
(Archivbild von 2019) Damals, im Jahr 2019, parkten noch Autos unter der Schänzlebrücke. | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv
Der Fernbusbahnhof unter der Schänzlebrücke wurde im März diesen Jahres endlich eröffnet.
Der Fernbusbahnhof unter der Schänzlebrücke wurde im März diesen Jahres endlich eröffnet. | Bild: Hanser, Oliver

Doch Konstanz wäre nicht Konstanz, wenn nicht auch beim Verkehr, ähnlich wie beim Wohnen, einige Dinge auf der Strecke geblieben wären: die Situation am Zähringerplatz hat sich vermutlich sogar verschärft, der innerstädtische Verkehr steckt an Hochlasttagen bisweilen im Stau und der Fernbusbahnhof bleibt für viele Konstanzerinnen und Konstanzer erst einmal schlecht angebunden. Streitthemen, die es bereits im Wahlkampf 2019 gab, wie etwa den autofreien Stephansplatz oder das linksrheinische Parkplatzangebot oder dessen Kompensation sind eben genau das geblieben – Streitthemen.

(Archivbild von 2019) 2019 oder 2024? Auf dem Stephansplatz herrscht dasselbe Bild, nämlich das parkender Autos.
(Archivbild von 2019) 2019 oder 2024? Auf dem Stephansplatz herrscht dasselbe Bild, nämlich das parkender Autos. | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv
Autofrei oder nicht? Über die Zukunft des Stephansplatz wird seit Jahren gestritten. Aktuell ist hier weiterhin ein Parkplatz.
Autofrei oder nicht? Über die Zukunft des Stephansplatz wird seit Jahren gestritten. Aktuell ist hier weiterhin ein Parkplatz. | Bild: Hanser, Oliver

Klimaschutz

Das komplexe Thema Klimaschutz wurde in Teilen angepackt, teilweise auch nicht. Seit der vergangenen Wahl wurden eine Reihe von E-Bussen angeschafft, die umweltfreundlichere LNG-Fähre Richmond wurde in Dienst gestellt, die Entwicklung der autofreien Innenstadt wurde vorangetrieben, mit der verabschiedeten Ausweitung von Tempo-30 entstehen weniger Abgase, die Verpackungssteuer ist als Maßnahme beschlossen, und der Rat hat es ermöglicht, dass der Gebäudesanierungsfahrplan, bei dem der städtische Altbestand klimaschutztechnisch saniert wird, nicht nur steht, sondern auch umgesetzt wird.

(Archivbild von 2019) Das Heinrich-Suso-Gymnasium von oben, hier ein fünf Jahre altes Foto. Es ist eines der ersten städtischen Gebäude, ...
(Archivbild von 2019) Das Heinrich-Suso-Gymnasium von oben, hier ein fünf Jahre altes Foto. Es ist eines der ersten städtischen Gebäude, die klimaschutztechnisch saniert werden. | Bild: Lukas Ondreka/SK-Archiv
Das Heinrich-Suso-Gymnasium: Hier soll ab 2025 klimaschutztechnisch saniert werden. Aktuell tut sich hier allerdings noch nichts.
Das Heinrich-Suso-Gymnasium: Hier soll ab 2025 klimaschutztechnisch saniert werden. Aktuell tut sich hier allerdings noch nichts. | Bild: Hanser, Oliver

Offensichtlich ist aber auch: Das reicht nicht aus. Die Gebäudesanierung ist eine riesige Herausforderung, sie kostet viel Geld und vermutlich noch mehr Zeit. Und wo sind beispielsweise mehr und vor allem großflächige Photovoltaik-Anlagen, wann tut sich beim Ausbau von Fern- und Nahwärmenetzen endlich richtig was und wie kann die Stadt weitere Maßnahmen ergreifen, um Energie einzusparen oder eben klimafreundlicher bereitzustellen? Hier warten auch auf den neuen Gemeinderat große Herausforderungen.

(Archivbild aus 2024) Die PV-Anlage auf dem Dach des Bodenseeforums existiert bereits seit 2021.
(Archivbild aus 2024) Die PV-Anlage auf dem Dach des Bodenseeforums existiert bereits seit 2021. | Bild: Hanser, Oliver/SK-Archiv
Hier auf dem Dach der Feuerwehr Wollmatingen ist eine PV-Anlage geplant, installiert wurde sie noch nicht.
Hier auf dem Dach der Feuerwehr Wollmatingen ist eine PV-Anlage geplant, installiert wurde sie noch nicht. | Bild: Hanser, Oliver

Wirtschaft

Den Wirtschaftsstandort Konstanz attraktiver zu machen, bleibt auch nach den vergangenen fünf Jahren eine Daueraufgabe. Klar, von Corona-Pandemie über Ukraine-Krieg bis Inflations-Krise sind nach der Wahl 2019 auch viele Dinge über die Stadt und ihre Menschen gekommen, die wohl niemand erwarten konnte. Dafür können die Räte nichts; und die Stadtverwaltung übrigens auch nicht.

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Eine Neuerfindung der wirtschaftlichen Ausrichtung der Stadt gab es in den vergangenen Jahren allerdings nicht, geprägt ist sie weiterhin stark vom Tourismus. Hier gilt es, Start-Ups und junge Unternehmer besser an den Standort zu binden, mit den Hochschulen zusammenzuarbeiten, etablierte Gewerbetreibende zu halten und Konstanz für die Ansiedlung von Firmen attraktiver zu machen. Die Wirtschaft zu stärken, ist zuletzt wichtig, um die städtische Finanzlücke von zeitweise 15 Millionen Euro zu schließen. Dieses Problem hat der Gemeinderat auf das Nachfolger-Gremium weitergeschoben.

(Archivbild aus 2017) Das Bodenseeforum, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2017, bleibt wohl auch weiterhin Zankapfel der Stadtgesellschaft.
(Archivbild aus 2017) Das Bodenseeforum, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2017, bleibt wohl auch weiterhin Zankapfel der Stadtgesellschaft. | Bild: Rau, Jörg-Peter/SK-Archiv
Muss jedes Jahr aus städtischen Geldern gefördert werden: Das Bodenseeforum.
Muss jedes Jahr aus städtischen Geldern gefördert werden: Das Bodenseeforum. | Bild: Hanser, Oliver

Apropos Finanzen: Beim Geld geht es auch immer schnell um das Bodenseeforum. Über das Haus wurde 2019 weit intensiver gestritten als heute. Viele Räte freuen sich inzwischen, dass das Bodenseeforum nach der Pandemie eine durchaus ansehnliche Belegungsstatistik vorweisen kann. Und es gibt Einigkeit, dass ohne städtische Zuschüsse das Veranstaltungshaus dauerhaft nicht zu betreiben ist. Damit werden auch im neuen Gemeinderat nicht alle einverstanden sein – es ist ein Thema, das das Gremium spalten könnte. An Arbeit wird es den 40 Männern und Frauen, die am Sonntag gewählt werden, aber auch sonst nicht fehlen.