Zum Saisonstart, als das Wetter ein freundliches Frühjahr versprach, kommt der Einbruch: Die Corona-Pandemie legt Hotellerie und Gastronomie für zwei Monate lahm, danach geht es nur zögerlich voran. Hat sich der Tourismus in Konstanz seither erholt? Welche Bilanz ziehen Touristiker nach dieser Sommersaison, die wohl mit keiner anderen vergleichbar ist?

Auslastung im Sommer höher als sonst

Wohl jedem Konstanzer ist es aufgefallen: Die Stadt ist den Sommer über voller Menschen, nach dem Frühjahrs-Lockdown läuft das Geschäft wieder. Hoteliers bestätigen diesen Eindruck, relativieren aber auch. Die Belegungszahlen für das Steigenberger Insel Hotel seien im Juli um 1,2 Prozent besser gewesen als im Vorjahr, im August um sieben Prozent, im September waren es fünf Prozent, berichtet Hoteldirektor Peter Martin. Damit sei die Auslastungsgrenze erreicht gewesen.

Vor allem deutsche Urlauber kommen

Auffällig ist zudem: Es kamen 25 Prozent mehr deutsche Gäste als sonst und fünf Prozent mehr Schweizer. Diese Entwicklung hat eine Kehrseite: Der internationale Gästeverkehr sei komplett zusammengebrochen.

Deutlicher Einbruch beim Restaurantbetrieb

Der Einbruch in der Gastronomie sei im Vergleich zum Hotel deutlicher, berichtet Martin weiter. Der Juni sei um 70 Prozent, der Juli immerhin noch 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau geblieben. „Die Gastronomie leidet zum einen unter den geringeren Sitzplatzkapazitäten wegen der Abstandsregeln, zum anderen unter dem Wegfall von Veranstaltungen wie Hochzeiten“, schreibt Martin. „Obwohl wir sehr überrascht waren über die guten Belegungszahlen im Juli, August und September, ist es nicht möglich, die fehlenden Umsätze der ersten fünf Monate wieder reinzuholen“, so Martin.

Hotel Graf Zeppelin: vor allem deutsche Gäste

Andere Hoteliers bestätigen das: Auch das Hotel Graf Zeppelin beherbergte deutlich mehr Gäste aus dem Inland und kaum ausländische. Das Defizit habe man nicht ausgleichen können, dafür lief der Rest der Saison aber gut, schreibt Loredana Fiore, zuständig für Marketing bei Beshiri Gastro, auf Anfrage. Sie beobachte außerdem ein verändertes Buchungsverhalten: die Gäste buchten sehr kurzfristig.

Europäische Gäste kommen erst jetzt

Joachim Schulz, Betreiber des Aqua Hotels im Industriegebiet, bewertet die Sommermonate ebenfalls als gut. „Es kamen mehr Deutsche“, sagt auch Schulz, „Spanier, Franzosen, Holländer kommen jetzt erst“. Es seien deutlich mehr Touristen gekommen als Geschäftsreisende, die Nachfrage bei den Dienstreisen sei beinahe komplett zusammengebrochen. Die Corona-Verluste haben sich im Betrieb bereits ausgewirkt: Das Personal sei um 40 Prozent geschrumpft, sagt Schulz, einige Mitarbeiter habe er entlassen müssen, andere hätten gekündigt. „Es bleibt abzuwarten, wie es weiter geht. Wir gehen davon aus, dass wir es schaffen“.

Camping-Saison startet schlecht im ersten Halbjahr

Und bei den Campingplätzen? Durch den Lockdown sei der Start der Campingsaison „schlecht wie nie“ gewesen, berichtet Anja Schnuch von der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH für den Campingplatz Klausenhorn: keine Gäste, kein Umsatz. Die Zahl der Übernachtungen bis Ende Juni 2020 lag um 25 hinter dem Vorjahr zurück.

Im Hochsommer wieder auf Vorjahresniveau

Erst im Juli und August habe der Campingplatz das Vorjahresniveau erreicht. Abzuwarten sei nun, ob die einmalige Saisonverlängerung bis 31. Oktober angenommen werde.

Auch bei der BSB geringere Fahrgastzahlen

Auch bei der Bodensee-Schifffahrt sieht die Bilanz mau aus. „Bei der Gästezahl liegen wir bei 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts der aktuellen Situation müssen wir damit zufrieden sein“, schreibt Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke. Der finanzielle Verlust bei der BSB sei noch nicht bezifferbar. Bei der Fähre Konstanz-Meersburg sei zwar die Zahl der Fahrgäste während der Sommermonate gestiegen. Die Gästezahl blieb dennoch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Als Gründe nennt auch er das Fehlen ausländischer Touristen und der Wegfall von Festen.

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Die Insel Mainau, eine der wichtigsten Tourismus-Attraktionen, war im Sommer gut besucht. Die Besucherzahlen hätten sich auf etwa 80 Prozent des Vorjahresniveaus erholt. Die Geschäftsbereiche Veranstaltungen und Gastronomie seien allerdings weiterhin stark beeinträchtigt, schreibt Pressereferentin Andrea von Maur. Auch die Insel Mainau setzt auf den Faktor Verlängerung: Dieses Jahr bleibt sie bis 1. November geöffnet.