Zuletzt tanzten hier 500 Gäste beim Line-Dance-Festival: Das Bodenseeforum wird gern gebucht, die Umsatzerlöse betragen fürs Jahr 2023 voraussichtlich mehr als eine Million Euro. Dennoch hängt das Haus an öffentlichen Zuschüssen voraussichtlich in der Höhe von 2,3 Millionen Euro (inklusive 710.000 Euro Abschreibungen). So sehen die Prognosen nach Vorlage des Wirtschaftsberichts vom dritten Quartal aus.
Das Haus hat zwar gute Einnahmen, aber auch deutlich gestiegene Kosten, etwa bei Personal, Wartung und anderen Dienstleistungen sowie für die Energie. Das hat Folgen: Unter dem Strich steigt der Zuschussbedarf, das geht aus den Unterlagen für den Betriebsausschuss Bodenseeform hervor.
Die Geschäftsführerin Ruth Bader weist aber auf die Rentabilität im Zuge von Veranstaltungen im Bodenseeforum hin. Weil das Veranstaltungshaus diese vermittle oder mitbetreue, komme sie auf 6430 Übernachtungen, 2300 Abendessen außerhalb des Bodenseeforums, 480 Schifffahrten und 300 Besuche der Mainau. Vieles sei gar nicht in Zahlen erfassbar. Jeder Gast könne auch ohne Rückmeldung zum Bodenseeforum in der Stadt und in der Region aktiv sein.
Mehr als 70 Prozent der Veranstalter oder Institutionen komme aus dem Bodenseeraum (über 50 Prozent davon aus Konstanz), nicht immer aber die Gäste. Über 80 Prozent der Buchungen kämen aus einem Umkreis von 250 Kilometern. Das Haus sei also regional orientiert. Vereine könnten Zuschüsse für bis zu 75 Prozent der Kosten erhalten, wenn die Veranstaltung öffentlich sei und für die Stadtgesellschaft einen Mehrwert bedeute.
Das Verfahren laufe aber über das Kulturamt, deshalb könne keine Auskunft darüber geben, wie häufig das vorkomme. Die Stadt will entsprechende Zahlen liefern. Das Bodenseeforum sei im Gespräch mit Vereinen, die ihr Jubiläum feiern. Mehr als 40 Prozent der gebuchten Veranstaltungen sind ihren Angaben öffentlich. Ruth Bader blickt zufrieden aufs laufende Jahr: „Das Jahr 2023 ist abgesehen vom Monat August weiterhin sehr gut gebucht. Die veranstaltungsfreie Zeit ist für dringende Wartungsarbeiten notwendig.“
Nächste Buchungen im Kalender
Als öffentliche Höhepunkte für den Herbst nennt sie unter anderem den Kongress zum Thema Nachhaltigkeit des Landes, den Kunst- und Designmarkt sowie die European Film Tour mit Naturfilmen. Auch die Gesundheitstage kehrten nach der Corona-Pause wieder zurück nach Konstanz. Und Mitte Dezember ist das Musical-Ereignis „Musical goes Christmas“ im Bodenseeforum.
Im kommenden Jahr seien schon 37 Ereignisse fixiert und 66 angefragt. Eine Veranstaltung mit 1000 Personen im Juni werde zur Herausforderung. Nicht jeder Veranstaltungstag kann auch belegt werden. Denn oft seien zwei bis drei Tage für die Auf- und Abbauarbeiten nötig, erläutert Ruth Bader. „Wir müssen oft die Spielrichtung drehen.“ Sie meint damit den Aufbau in Richtung Radbrücke oder in Richtung Seerhein.
Aufbauzeiten zu minimieren würde versucht, doch die technische Mannschaft sei nicht so groß, dass sie auch in der Nacht arbeiten könne. Manchmal seien auch Hybridveranstaltungen gebucht, und dann müssten Kameras zur Übertragung bereit stehen. Wenn ein Veranstalter einen zusätzlichen Aufbautag für sich benötigt, um etwa die Ausleuchtung zu testen, dann berechne das Haus die Hälfte der Saalpauschale. In die Pauschale seien etwa der Aufbau, die Kosten für die Energie und die Reinigung integriert, ebenso das Wasser für die Tagungsteilnehmer.
Simon Pschorr (Linke) fragt, ob ein Nachlass von 50 Prozent für den Veranstalter, der einen Aufbautag für sich reserviert, gerecht ist. Oberbürgermeister Uli Burchardt sagt dazu: Es gebe halt Gepflogenheiten in der Branche und das Bodenseeforum passe sich denen an. Heike Rawitzer (CDU) gibt aus ihrer Fraktion weiter: „Da ist jetzt aber mal ein dickes Lob fällig.“ Sie fragt, warum die Umbauzeiten so lange dauern.
Jürgen Faden (Freie Wähler) ist beeindruckt, mit welcher Leidenschaft Ruth Bader vom Bodenseeforum berichtet. Er will unter anderem wissen, ob sich die Übernachtungszahlen, die über Veranstaltungen im Bodenseeforum zustande kommen, in der Bettensteuer niederschlagen. Darauf ist in der Sitzung keine Antwort möglich.
Dass das Haus sieben Jahre nach seiner Eröffnung ein wenig in der Stadtgesellschaft angekommen ist, zeige, dass die Konstanzer Feuerwehr mit ihren Dankesabend dorthin gegangen ist. CDU-Stadtrat Roger Tscheulin nennt ihn „hervorragend.“ Die Feuerwehr war schon einmal, vier Tage nach der Eröffnung im Bodenseeforum, mit einer Großveranstaltung dort. Damals bekam sie wohl keine so guten Eindrücke. Die Teams seien noch nicht eingespielt gewesen, sagt Ruth Bader. Inzwischen gebe es kein Problem mehr, das Essen für 450 Personen warm auf den Tisch zu bringen. „Wir sind schlauer geworden“, sagt sie.