Das Publikum ist alarmiert: Dem Konstanzer Kulturleben stehen womöglich die härtesten Einschnitte seit vielen Jahren bevor. Im Fokus stehen insbesondere das Theater und die Südwestdeutsche Philharmonie. In beiden Einrichtungen besteht die Sorge, dass sie schon bald nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Und tatsächlich sind die möglichen Veränderungen tiefgreifend.

Die Entscheidungen stehen jetzt unmittelbar bevor: Am Donnerstag, 26. Oktober, tagt dazu der Gemeinderat. Zum ersten Mal wird das Thema dann wirklich öffentlich besprochen – nachdem bisher hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde. Sowohl der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss als auch der Kulturausschuss sollten ohne Beeinflussung – und ohne Transparenz gegenüber den Bürgern, den Mitarbeitern der Einrichtungen und gegenüber deren Besuchern – diskutieren können.

Das ungewöhnliche Vorgehen ist in den hohen Summen begründet. Denn vor genau einem Jahr lautete der Beschluss wörtlich: „Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung mit der Prüfung der Reduzierung des Zuschussbedarfs für das Theater und die Philharmonie um 20%. Das Ergebnis der Prüfung wird dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt. Der Zuschussbedarf des Theaters beträgt aktuell ca. 7. Mio. Euro, der der Philharmonie ca. 3 Mio. Euro.“ Das heißt; 1,4 Millionen Euro Kürzung beim Theater und 0,6 Millionen Euro bei der Philharmonie.

Das könnte Sie auch interessieren

Bei der Philharmonie geht es um Stellen

Bei der Südwestdeutschen Philharmonie wäre dies – dargelegt in einem über 100-seitigen Papier – nur durch die Streichung von zehn Stellen möglich. In der Folge wäre das Orchester wie ein Fußballteam mit acht Feldspielern, das bekanntlich so erst gar nicht auflaufen müsste. Der Gemeinderat soll am Donnerstag entscheiden, ob dieser Schnitt kommt.

Alternativ ist der Abbau von von fünf Stellen als Option genannt – oder eine, so der Wortlaut, „zukunftsgerichtete Weiterentwicklung, Ertragssteigerung und wirtschaftliche Konsolidierung der Südwestdeutschen Philharmonie im Sinne eines erweiterten Leistungsversprechens“. Mit anderen Worten: Die Philharmonie muss erfolgreicher werden, kommt aber um den großen Spar-Hammer herum.

Das sagen unsere Leser

Am Theater steht die Werkstattbühne auf der Kippe

Am Theater gibt es eine solche Option nach dem Willen der Verwaltung und nach der nichtöffentlichen Vorberatung dagegen nicht. Hier stehen auch drei Szenarien zur Abstimmung. Ganz oben steht eines, bei dem die Werkstattbühne dauerhaft geschlossen würde. Das Theater würde damit eine seiner drei Spielstätten verlieren, die insbesondere für kleinere Produktionen für Kinder und Jugendliche genutzt wurde. Damit würden 0,7 Millionen Euro eingespart.

Option zwei sieht vor, dass 1,25 Millionen Euro gekürzt werden, das zusätzlich auch ein Aus für die Spiegelhalle bedeuten könnte. Schließlich gibt es auch hier eine milde Version, bei dem das Theater weitgehend mit dem bisherigen Sparbeitrag davonkäme.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Ausgang der Entscheidung gilt als offen. So hat die Kämmerei in Dokumenten, die vorübergehend im Internet einsehbar waren, nochmals deutlich darauf hingewiesen, dass Konstanz pro Jahr 15 Millionen Euro mehr ausgebe als Geld zur Verfügung stehe, und dass deshalb neben den bereits vollzogenen Steuererhöhungen auch drastische Einsparungen nötig seien.

Auf der anderen Seite hat sich der Gemeinderat davon zuletzt nicht durchgehend leiten lassen. So hat er jüngst erst mehrere neuen Stellen beschlossen, unter anderem für die Vorbereitung einer Verpackungssteuer und für die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.