Die öffentliche Mitteilung kommt kurzfristig. Am Freitag, 22. August, teilt die Pressestelle der Stadt Konstanz mit, dass ab dem 1. September im Bereich Bodanstraße/Schnetztorknoten „umfangreiche Tiefbauarbeiten“ durchgeführt werden. Die Bodanstraße wird während der Arbeiten zur Einbahnstraße und auch Radfahrer und Fußgänger müssen mit Einschränkungen rechnen. Was sagen Händler, Gastronomen und Hoteliers in der Innenstadt zu der weiteren Baumaßnahme?
Ja zu Verbesserungen, aber...
Nicht begeistert ist der Treffpunkt Konstanz als Interessenvertretung des stationären Handels in Konstanz. Prinzipiell seien jegliche Verbesserungsmaßnahmen zu begrüßen. „Wir setzen uns an allen Stellen dafür ein, die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern“, sagt Treffpunkt-Sprecher Daniel Hölzle.
Deshalb freuten sich die Händler auf den 12. Oktober, denn im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags werde der umgestaltete Bahnhofplatz nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. „Dann ist Konstanz wieder gut erreichbar“, so Hölzle.

Den Zeitpunkt der Tiefbauarbeiten am Schnetztorknoten findet Daniel Hölzle jedoch unglücklich gewählt, da es sich um die beiden letzten Sommerferienwochen in Baden-Württemberg handle, also in einer gerade für Handel und Gastronomie wichtigen „Urlaubs- und Ferienzeit“.
Bauarbeiten ab dem 15. September wären nach Ansicht des Treffpunkts besser gewesen. „Meiner Meinung nach handelt es sich um eine reine Sanierungsmaßnahme. Die große Umgestaltung des Schnetztorknotens für das C-Konzept ist noch nicht in Sichtweite“, bedauert Daniel Hölzle, denn „so bleibt er ein neuralgischer Punkt“.
Erreichbarkeit ist wichtig
„Kein Verständnis“ für den Zeitpunkt hat Peter Kolb von Sport Gruner, der ebenfalls die Baustelle ab dem 15. September als verträglicher angesehen hätte. „Wir wissen durch die Frequenzmessungen, dass in der zweiten Septemberhälfte die Frequenzen sinken“, sagt er.
In den vergangenen Jahren sei der stationäre Handel in den Innenstädten Deutschlands rückläufig. „Diese Entwicklung haben wir auch in Konstanz“, stellt Peter Kolb fest und fügt an: „Insgesamt fallen die Umsätze in Konstanz geringer aus, weshalb jegliche Art von Störung für Handel und Gastronomie schlecht ist.“

„Konstanz als Oberzentrum ist auf den Zulauf von außen angewiesen“ und damit auch auf „konsumierende und kaufende Gäste“, stellt Kolb fest. Er bemängelt eine mangelhafte Willkommenskultur in der Stadt. „Wirtschaft in Konstanz genießt keinen hohen Stellenwert“, sagt Peter Kolb, der sich eine „Rücksichtnahme gegenüber den Menschen, die hier arbeiten“ wünscht.
Die Erreichbarkeit der Innenstadt sei wesentlich, und diese sei aktuell aufgrund der Baustelle am Bahnhofplatz und jener in Kreuzlingen erschwert. „Das Parkhaus Europabrücke wird, wie wir am 1. August gesehen haben, nicht angenommen“, stellt er fest und sagt in Richtung Politik und Stadtverwaltung: „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist ein großer Unterschied.“
„Es ist toll, wenn etwas gemacht wird, aber der Zeitpunkt ist suboptimal“; die Bauarbeiten hätten nach den Ferien ausgeführt werden sollen, findet auch Jörg Kersting von Nougatglück in der Neugasse, denn: „Wir brauchen in der Stadt jeden, der kaufen möchte.“
Kaufkraft müsse gehalten werden; breche sie ein, dann hätten alle ein Problem, auch die Stadt Konstanz, die jetzt schon mit einem Rückgang der Gewerbesteuer zu kämpfen hat. „Dass in Konstanz Läden leer stehen, das gab es vor zehn Jahren nicht. Das kommt nicht von ungefähr“, so Kersting.

„Das ist wieder eine Katastrophe“, ereifert sich Manfred Hölzl, stellvertretender Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Konstanz. Seit zwei Jahren Baustelle am Bahnhofplatz, Baustelle auf der alten Rheinbrücke und jetzt am Schnetztor mitsamt Einbahnregelung, skizziert er.
Hölzl fügt an: „Man kann den Rest der Saison noch völlig abwürgen.“ Außerdem solle der Schnetztorknoten in absehbarer Zeit für das C-Konzept umgebaut werden. „Dann braucht man jetzt keine Spurrillen machen“, findet er.

Endlich mehr Aufenthaltsqualität
So pessimistisch ist die Sicht von Jürgen Norbert Baur, Vize-Präsident des Handelsverbands Südbaden, nicht. Zur bevorstehenden Baustelle am Schnetztorknoten schreibt er auf SÜDKURIER-Anfrage: „Für unser Dafürhalten ist der Zeitpunkt absolut okay, da zum einen der Bahnhofsvorplatz erst später fertig wird und zum anderen es jetzt kurz vor Ferienende ist.“
Welche Folgen durch die neuerlichen Verkehrsbehinderungen wähnt er für die Betriebe in der Innenstadt? „Die Auswirkung wird im niedrigen zweistelligen Frequenzbereich liegen und somit Auswirkungen auf den Umsatz haben“, so Jürgen Norbert Baur.

Anselm Venedey, der einen Gastronomiebetrieb am Bahnhofplatz und zwei in der Wessenbergstraße betreibt, sieht der neuen Baustelle gelassen entgegen. Er freut sich vielmehr über die Umgestaltung des Bahnhofplatzes, denn „da profitieren wir von der Verkehrsberuhigung“, so Venedey.
„Die Entwicklung der letzten Jahre am Bahnhofplatz ist sehr positiv. Endlich gibt es Aufenthaltsqualität und das wird schon jetzt angenommen“, würdigt er. Im Ignaz am Bahnhofplatz habe er eine Steigerung zu verzeichnen, wenngleich „es in der Stadt weniger geworden ist“.
„Was sein muss, muss sein“, stellt Bärbel Wiedemann vom Hotel Viva Sky in der Sigismundstraße fest. Sie lobt die Wirtschaftsförderung der Stadt Konstanz. „Ich finde es toll, dass wir vorab detailliert informiert wurden. Die notwendigen Bauarbeiten wurden genau beschrieben“, berichtet sie.
Diese Informationen habe sie direkt an Lieferanten und Gäste weiterleiten können. Dafür ist sie der Wirtschaftsförderung sehr dankbar. „Wir freuen uns darauf, wenn der Bahnhofplatz und der Schnetztorknoten fertig sind. Für die Gäste wird es viel einfacher.“