Manche unken schon lange: Uni-Wissenschaftler befinden sich in ihrer eigenen Welt, abgeschieden vom pulsierenden Leben. Als weltfremde Gelehrte tummeln sie sich im berühmten Elfenbeinturm, forschen um der Forschung willen und kommunizieren nur mit ihresgleichen, natürlich im Fachjargon.
Ein Opfer dieser Legende ist auch die Uni Konstanz. Der Campus auf dem abgelegenen Gießberg verstärkt das Gefühl, dass Professoren und Studierende nur wenig mit dem gemeinen Bürger in Berührung kommen. Doch erstens stimmt das nicht und zweitens entstehen gerade neue Begegnungsmöglichkeiten.
Ab in die Stadt: Studieren am Hafen
Denn das Herzstück der Universität Konstanz, Gebäude A, wird voraussichtlich bis Oktober 2024 saniert. Profs und Studis müssen also ausweichen. Teilweise in andere Räume auf dem Gießberg, teilweise mitten in die Stadt: Die Uni hat für diese Zeit die beiden Säle im Konzilgebäude gemietet.
Die Kosten dafür liegen laut Unisprecher Jürgen Graf bei rund 460.000 Euro. Auch andere Orte wie das Bodenseeforum wurden geprüft. „Das Konzil bot die besten Konditionen, sowohl preislich als auch in Hinsicht auf durchgängige Verfügbarkeit“, sagt Graf.

Doch offenbar wissen nicht alle Universitätsangehörigen, mit welchem altehrwürdigen Ort sie es zu tun haben. Denn auf der Website der Uni werden unter anderem folgende Fragen erklärt: „Wo ist das Konzil, was ist das Konzil, wie komme ich zum Konzil? Zählt das Konzil als Dienstort?“
Antwort: Ja, das tut es! „Wege zwischen der Universität und dem Konzil sind als Dienstgang im Sinne von § 2 Abs. 2 S. 1 Landesreisekostengesetz zu werten“, wird erläutert. Es gibt also ein Wegegeld für die lange Reise zwischen Gießberg und Innenstadt.
Was wird im Gebäude A der Uni gemacht?
Damit Lehre und Prüfungen im alten Hafengebäude möglich sind, wurden die Stadtwerke Konstanz beauftragt, im unteren Saal vier Zugangspunkte zum drahtlosen Netzwerk (WLAN) zu installieren und im oberen Saal acht. Und während in den folgenden Monaten mit bestem Seeblick gelernt werden kann, wird der fensterlose Audimax auf den technisch neuen Stand gebracht.
Das Gebäude A stammt aus dem Jahr 1972 und hat laut Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Konstanz, eine „sicherheitstechnische und energetische Sanierung“ nötig, außerdem werden Schadstoffe aus dem Altbau entfernt.

Nachgerüstet oder erneuert werden Brandschutz, Sprachalarmierungsanlagen, Sicherheitsbeleuchtung, Elektro-, Heizungs- und Lüftungstechnik. Wenn alles saniert ist, tauschen Dozierende und Studierende den Blick auf die Imperia wieder mit der Sicht auf die Insel Mainau. Denn auch vom Gießberg aus lässt es sich trefflich lernen.