
30 Mal drücken und danach beatmen! Nachdem die Feuerwehrleute einen Verletzten – zum Glück ist es in diesem Fall nur eine Puppe – aus der Spiegelhalle getragen haben, fangen sie direkt mit der Herzdruckmassage an.

Wenige Minuten später übernehmen Rettungskräfte, denn bei der Übung der Feuerwehr Konstanz, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Malteser soll vor allem die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Einsatzkräften auf die Probe gestellt werden.
65 Menschen sind an dem Übungseinsatz am Montag beteiligt: 40 Feuerwehrleute und 25 Rettungssanitäter. Dazu kommen etwa 20 Freiwillige, die zum größten Teil verletzte Zivilisten spielen und aus dem Gebäude gerettet werden sollen. Was die Rettungskräfte in der Halle erwartet, wissen sie nicht.
Es ist Teil der Übung, sich gemeinsam immer näher an die Brandursache und an die Verletzten heranzutasten. Die sind aber von außen erst einmal nicht zu erkennen. „Jeder Einsatz ist anders, egal, wie viele Einsätze jemand schon gemacht hat“, erklärt der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Konstanz, Heiko Auer.

Wer nun erwartet, dass die Feuerwehrleute wie im Film in die Spiegelhalle stürmen, liegt falsch. Taktisches Vorgehen hat Priorität. Gruppenführer Maximilian Forstners ist als einer der Ersten vor Ort und redet mit den Zivilisten, geht um die Halle herum und gibt anschließend seinen wartenden Kollegen erste Anweisungen.
Nach und nach treffen mehr Rettungskräfte ein. Unzählige Funkgeräte rauschen an den Autos und der Ausrüstung der Einsatzkräfte.
„Je größer die Zahl der Rettungskräfte, desto schwieriger wird die Kommunikation“, sagt Maximilian Forstner. Mehr Führungskräfte müssen nun informiert werden, er muss den Überblick über seine Einheit behalten und bekommt Anweisungen von seinen Vorgesetzten.
Mit dem Eintreffen des Einsatzleiters Dietmar Berger kommt mehr sichtbare Ordnung in den Einsatz. Er ist die oberste Instanz und gibt Anweisungen, wo sich die Einsatzstelle aufstellt, welche Gruppen welche Funkkanäle verwenden und wie mit den Sanitätern zusammengearbeitet wird.

„Das Chaos am Anfang ist ganz normal und gehört zur Erkundungsphase“, so Heiko Auer. Die ersten Feuerwehrleute betreten die Spiegelhalle erst nach über einer halben Stunde mit Atemschutzgeräten und Sauerstoffflaschen. In der Halle ist es dunkel. Die Einsatzkräfte müssen sich vorstellen, dass der Raum so sehr mit Rauch gefüllt ist, dass sie die Hand vor ihren Augen kaum sehen.
Sie sind nun die Augen für die Einsatzleiter vor der Halle. Mit einer Hand an der Wand kriechen sie über den Boden und tasten ihre Umgebung mit einer Hebelklaue ab. Die Einsatzleiter schreiben draußen auf Whiteboards mit, was die Atemschutzeinheit in der Halle vorfindet.

Ohne Kommunikation würden die Einsatzleiter im Dunkeln tappen. Finden die Feuerwehrleute einen Verletzten, dann bringen sie ihn nach draußen, um anschließend die Halle weiter abzusuchen. Zu der Übung in der Halle gehört viel Vorstellungskraft, denn das Rauchgas in den Räumen ist nur durch aufgeklebte Zettel an den Wänden gekennzeichnet.
Maximilian Forstner musste beispielsweise anfangs erfragen, aus welchen Räumen Rauch kommt: „Bei einem normalen Einsatz sieht man das ja.“ Um die Übung etwas realistischer zu gestalten, werden die Atemschutzmasken der Feuerwehrleute in der Halle mit Blendscheiben beklebt. Das Feuer in der Küche zwei Räume weiter wird immerhin mit rotem Licht simuliert.

Um die Einsatzkräfte weiter herauszufordern, sind Zettel an den Zivilisten angebracht, auf denen deren Verletzungen stehen. Und zwei der Freiwilligen spielen sogar Gaffer, die die Einsatzkräfte vor der Halle mit ihren Handykameras stören.
Draußen treffen Feuerwehrleute und Sanitäter Einsatz aufeinander: die aus der Halle geretteten Verletzten werden je nach Handlungsbedarf in die Kategorien Grün, Gelb und Rot eingeteilt. Bei Rot müssen die Feuerwehrleute sofort mit der Reanimation beginnen, bis die Sanitäter da sind und übernehmen können – im realen Fall würde es dabei um Minuten gehen.
Die Rettungskräfte müssen in kürzester Zeit entscheiden, wo sie die Verletzten unterbringen und wie sie Schwerverletzte abtransportieren. So steht zwischendurch auch zur Debatte, ein Zelt für die Verletzten aufzubauen. Eine Aktion, die wiederum mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr abgesprochen werden muss.
Doch die Rettungskräfte schaffen es aufgrund der noch geringen Zahl der Verletzten, diese ohne vorherige Unterbringung in einem Zelt abzutransportieren – und zwar zu einem vorab vereinbarten Treffpunkt, der etwa 100 Meter weit entfernt ist.

Mit fast 100 Menschen vor Ort hat die Übung ein großes Ausmaß. „Da kann man auch schon mal etwas nervös sein“, so Maximilian Forstner. Bei der Probe dürften auch Fehler passieren, erklärt er: „Dafür sind die Übungen auch da, und besser hier als im Einsatz.“
Auch für ihn sei die Kommunikation mit seinen Vorgesetzten und Kollegen deutlich anstrengender gewesen als bei den sonstigen regelmäßigen Übungen der Feuerwehr. Wie er und seine Kameraden dabei abgeschnitten haben, erfährt er erst später auf der Wache. Dann geben Beobachter der Wehr und der Rettungskräfte Rückmeldung zum Übungseinsatz.