Der Song „Die immer lacht“ Kerstin Ott handelt von einer Freundin der Sängerin, die ein mentales und gesundheitliches Tief erlebt – nach außen aber trotzdem immer lacht. Das Lied passt sehr gut zu Mäx Kessler. Was hat er nicht schon alles an Schicksalsschlägen hinnehmen müssen: schwere Leukämie, Stent-Implantation wegen verengter Blutgefäße, Diabetes, Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsminderungsrente. Die beliebte Frohnatur kennt die Intensivstationen unserer Krankenhäuser so gut wie sein eigenes Wohnzimmer. Nun geht seine Geschichte weiter: Vor einigen Tagen bekam er mitten in der Nacht keine Luft mehr und wurde einmal mehr akut in die Intensivstation eingeliefert. Und trotzdem lacht er, wann immer er kann. Eigentlich immer.
Der 60-Jährige leidet unter anderem an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD im vierten, also im schwersten und letzten Stadium. Seine Lunge ist stark geschädigt, auch im Ruhezustand können Atemnotattacken eintreten. „Es ist brutal, wenn du bei vollem Bewusstsein überzeugt bist, dass du jetzt erstickst“, schildert er die Erfahrungen. Auch eine höhere Dosis Sauerstoff aus dem Gerät, das seit längerer Zeit sein treuer Begleiter ist, half ihm in jener fatalen Nacht nicht mehr.
Er rief die 112 an, kaum sieben Minuten später war der Notarzt da. „Es ist so toll, wie schnell dir geholfen wird“, sagt Mäx Kessler, der wie immer in allen Dingen, und seien sie noch so schlimm, etwas Positives sieht. „Der Mann am Telefon hat mich minutenlang toll beruhigt und erste Tipps gegeben. Alle meckern immer über unsere Versorgung – aber die ist echt 1a. Da können wir gerne auch öfter mal danke sagen.“ Er hofft, an Weihnachten wieder daheim sein zu können. „Eigentlich wollte ich für meine Mutter und für mich lecker kochen“, verrät er. „Mal sehen, was die Ärzte sagen.“
Er kam nach der schweren Atemnotattacke in den Schockraum des Konstanzer Klinikums und zeigt sich auch heute noch schwer beeindruckt von den Mitarbeitern dort. „Da sind sofort mehrere Ärzte, Schwestern und Pfleger um dich herum, die sich um alles kümmern. Echt großartig“, sagt Mäx Kessler. „Die sind auch super freundlich und total menschlich. Ein Arzt hat sich sogar entschuldigt, weil er nicht sofort eine passende Vene gefunden und mir in den halben Arm zerstochen hat.“ Sofort habe er mit vollem Verständnis und großer Dankbarkeit entgegnet. „So ein paar blaue Flecken machen mir doch nichts aus.“

Mehrere Tage blieb er auf der Intensivstation, ehe er in die Innere verlegt wurde. Hier wie dort sorgte er mit seiner positiven Einstellung für erstaunte Gesichter: „Die Schwestern konnten nicht glauben, dass ich trotzdem viel lache und sie zum Lachen bringe.“ Immerhin hat auch ihm das geholfen: „Ich denke mir dann immer: Wenn die auch lachen, dann kann es nicht so schlimm um mich bestellt sein.“
Es soll Schluss sein mit Zigaretten
Über soziale Netzwerke informierte er seine zahlreichen Freunde und Bekannten von seinem neuerlichen Rückschlag mit diesen Worten: „Hallo, liebe Leute. Bevor Spekulationen losgehen: Ja, ich bin auf Intensiv seit Donnerstag. Ja, es war nicht 5 vor 12, sondern 1 vor 12. Sieht absolut nicht gut aus. Aber ich lächle noch. Und das wird auch so bleiben.“ Im Minutentakt trudelten die Genesungswünsche in den Kommentarspalten hinein, mehrere hundert Menschen drückten ihre Besorgnis aus. Seine Beliebtheit und die Unterstützung sind eine große Motivation für Mäx Kessler. „Ich bin so dankbar dafür. Wahrscheinlich habe ich nicht so viel falsch gemacht in meinem Leben.“
Zumindest eine Sache möchte er allerdings komplett anders machen in Zukunft. Mäx Kessler möchte nun endlich mit dem Rauchen aufhören. „Das war jetzt ein letzter Schuss vor den Bug, meine letzte Chance. Ab sofort keine Zigaretten mehr“, sagt er. Alkohol trinke er sowieso fast nicht mehr, „höchstens jetzt im Winter mal einen Glühwein im Garten meines Bruders“, sagt er lächelnd. „Aber das Rauchen, das hört jetzt auf. Das kann ich auch nur jedem anderen raten. Hört auf damit, das bringt nur Probleme.“
Seit seiner Stent-Implantation am Herzen hat er sehr viel zugenommen. „Das meiste sind Wassereinlagerungen“, erklärt er. „Das meinen auch die Ärzte. Alleine in den vergangenen sechs Monaten habe ich über 50 Kilogramm zugenommen, obwohl ich ganz normal esse und kaum Alkohol trinke.“ Er selbst hat eine Vermutung: „Sobald das Herz Probleme macht, ist es vorbei. Also kann ich nur an alle appellieren: Passt auf euch und euer Herz auf, damit es euch nicht so geht wie mir.“ So ist er, der Mäx Kessler: Auch bei eigenen, größten gesundheitlichen Problemen denkt er noch an seine Mitmenschen.
In einer Zeile des Songs „Die immer lacht“ heißt es übrigens: „Und nur sie weiß, es ist nicht, wie es scheint. Oh, sie weint. Oh, sie weint. Sie weint. Aber nur, wenn sie alleine ist. Denn sie ist, denn sie ist die eine, die immer lacht.“ Irgendwie passt das auch gut zu Mäx Kessler. Denn was sagt er am Ende des Gespräches mit dem SÜDKURIER? „Ich lache gerne, denn es muss immer weiter gehen. Zeit zum Plärren habe ich genug, wenn ich alleine bin. Das passiert oft genug.“ Er ist der eine, der immer lacht.