Nadine und Michael Schwarz aus Dettingen erinnern sich noch gut an den Moment, als sie am Montag vergangener Woche plötzlich vor der Baustelle in der Konstanzer Mainaustraße standen. Sie waren auf dem Weg zum Klinikum.
„Die Umleitung im Kreisel nach Dettingen hatten wir natürlich gesehen, aber auf dem Schild stand nur ‚Zentrum und Schweiz‘. Da kein Krankenhaus-Symbol darauf war, dachten wir, die Baustelle sei weiter hinten“, erzählt Nadine Schwarz.

Seit Montag, 22. Februar, ist die Mainaustraße im Stadtteil Allmannsdorf zwischen der Einmündung Schiffstraße und der Einmündung Staader Straße wegen Bauarbeiten komplett gesperrt.
„Wenn das Wetter nächste Woche mitspielt, werden wir im Laufe des 12. März die B33/Mainaustraße wieder freigeben“, erklären die Konstanzer Stadtverwaltung und das Regierungspräsidium Freiburg in einer gemeinsamen Antwort auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Wichtige Verkehrsader ist abgeschnitten
Die zur Bundesstraße 33 gehörende Mainaustraße ist nicht nur Teil der Verbindungsstrecke zwischen Ortsteilen wie Dettingen oder Litzelstetten und Petershausen. Über sie fährt normalerweise auch, wer mit der Fähre aus Meersburg in Staad ankommt, beziehungsweise, wer von der Innenstadt zum Fähranleger gelangen will.
Nun müssen deutlich längere Fahrzeiten in Kauf genommen werden, folgt man der offiziellen Umleitung. Diese führt von der Einmündung Schiffstraße/Mainaustraße über die Landesstraße 219 – an der Mainau vorbei – über die L 221 (Litzelstetter Straße) nach Wollmatingen und dann weiter über die B33/Reichenaustraße nach Petershausen oder ins Stadtzentrum.
Auch Michael und Nadine Schwarz fuhren schließlich diese Strecke, nachdem sie vor einer Woche von der Baustelle auf ihrem Weg zum Klinikum aufgehalten wurden. „Wir haben auf die Schnelle nicht geschaltet, dass wir ja auch über eine der Nebenstraßen in Allmannsdorf hätten fahren können. Aber wir standen unter Zeitdruck, da wir einen Termin hatten“, erzählt Nadine Schwarz.
Sie und ihr Mann fragen sich nach wie vor, warum eine so wichtige Hauptstraße nicht einfach nur teilgesperrt werden kann. Oder alternativ der Verkehr über eine Quartierstraße in Allmannsdorf umgeleitet wird. „Klar verstehe ich, dass das für die Anwohner ärgerlich ist. Aber am Ende ist das doch besser, als die vielen Kilometer, die Autofahrer nun unnötigerweise fahren – vor allem in einer Klimastadt wie Konstanz“, sagt Nadine Schwarz.

Weg wird für viele Autofahrer deutlich länger
Ein Blick in einen digitalen Kartenführer zeigt tatsächlich: Autofahrer brauchen vom Fähranleger in Staad bei geringem Verkehrsaufkommen mindestens 21 Minuten bis zum Sternenplatz in Petershausen, folgen sie der offiziellen Umleitung. Dabei legen sie eine Strecke von 14,4 Kilometern zurück.
Nimmt man eine Abkürzung durch eine der Allmannsdorfer Quartierstraßen, verringert sich die Fahrzeit auf elf Minuten und die Strecke auf 3,6 Kilometer.
Warum wurde die Umleitung so eingerichtet?
„Die Vollsperrung der B33/Mainaustraße ist laut Auskunft des Regierungspräsidiums, unter anderem aufgrund des Arbeitsschutzes, alternativlos“, erklärt Walter Rügert, Pressesprecher der Stadtverwaltung, auf Nachfrage.
Um nicht den kompletten Verkehr über das Wohnquartier in Allmannsdorf umzuleiten, habe man sich in enger Absprache mit der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde dann für die bestehende Umleitung entschieden.

Nicht alle folgen der offiziellen Umleitung
Allerdings scheinen viele Autofahrer nicht bereit zu sein, diese weite Strecke in Kauf zu nehmen, wie ein Rundgang in Allmannsdorf am Donnerstagmorgen zeigt. Soeben ist eine Fähre aus Meersburg in Staad angekommen.
Noch bevor die Umleitungstafel an der vom Fähranleger wegführenden Schiffstraße sichtbar wird, biegen einige Autofahrer links in den Felchengang ab, trotz aufgestellter „Anlieger frei“-Tafeln. Weiter geht es über die Staader Straße – und schon ist die Baustelle umfahren und man landet wieder auf der Mainaustraße Richtung Petershausen.

Um die Situation für Anwohner erträglicher zu machen, seien im Wohnquartier Schilder aufgestellt worden, die darauf hinweisen, dass nur Anlieger und Linienverkehr diese befahren dürfen, erklärt Pressesprecher Walter Rügert.
„Des Weiteren wurde von der Stadt Konstanz eine dynamische Tempoanzeige installiert, um auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h aufmerksam zu machen. Der Gemeindevollzugsdienst und die Polizei kontrollieren zudem vermehrt das Wohnquartier“, so Rügert weiter.

Kurt Köberlin ist ein Anwohner der Schiffstraße. Er kann jeden verstehen, der sich einen Schleichweg sucht, um die offizielle Umleitung zu umgehen. „Ich würde das auch machen. Es ist auf jeden Fall umweltfreundlicher, als wenn man mit der Kirche ums Dorf fährt“, sagt er.