Als Tamara Unterwerner Ende 2022 nach 15 Jahren ihre Weinstube „Zum guten Hirten“ verließ, war sie sehr wehmütig. Sie liebte es, das Lokal zu ihrem zweiten Wohnzimmer zu machen, Jung und Alt zusammenzubringen und dafür zu sorgen, dass niemand allein blieb.

Doch nach über 40 Jahren war erstmal Schluss mit der Arbeit als Wirtin. Sie konnte sich nicht mit ihren Vermietern über Sanierungen einigen, die aus ihrer Sicht nötig gewesen wären. Doch schon damals sagte Tamara dem SÜDKURIER, dass sie sich zunächst auf ihr Hotel konzentrieren würde, irgendwann aber etwas Neues in der Gastronomie finden würde.

Diese Zeit ist nun gekommen. Denn Tamara übernimmt im Herbst die Besenwirtschaft der Konstanzer Spitalkellerei. Deren Pächter Stephan Düringer freut sich darüber sehr: „Als die vorherige Wirtin Anna Lauinger uns mitteilte, dass sie schwanger ist, haben wir jemanden gesucht, dem wir den Besen anvertrauen können, der unsere Philosophie teilt und Erfahrung hat.“

Sie möchten einen Ort der Geselligkeit schaffen, damit Jung und Alt zusammenrücken und ins Gespräch kommen – ohne Handy, dafür mit ...
Sie möchten einen Ort der Geselligkeit schaffen, damit Jung und Alt zusammenrücken und ins Gespräch kommen – ohne Handy, dafür mit frischem Suser: Wirtin Tamara Unterwerner sowie Stephan und Heide Düringer von der Spitalkellerei (von links). | Bild: Kirsten Astor

Da er Tamara seit über 20 Jahren kennt, habe er „sachte angeklopft“. Tatsächlich sagte die Wirtin gerne zu. „Im ersten Jahr ohne den ‚Guten Hirten‘ war ich in Lethargie und Traurigkeit verfallen, aber dieses Jahr passt es gut“, sagt sie. Das gemeinsame Ziel der Spitalkellerei und ihrer vorübergehenden Gastgeberin ist es, die Geselligkeit am Leben zu erhalten.

„Da immer mehr Beizen schließen, möchten wir eine Anlaufstelle für Beisammensein und Kommunikation zwischen unterschiedlichen Menschen bieten“, sagt Stephan Düringer. „Im Sommer möchte niemand drinnen sitzen, aber im Herbst kann man es sich in der Besenwirtschaft gemütlich machen.“

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Wenn es dabei enger zugeht, sei das kein Hindernis – im Gegenteil, findet Tamara Unterwerner: „Meine Kneipe war wie mein zweites Wohnzimmer. So soll es hier auch wieder sein. Jeder darf rein, für jeden finden wir einen Platz und ein Glas.“ Aus dem Zusammenrücken seien schon wertvolle Freundschaften entstanden.

Geöffnet hat die Besenwirtschaft von Dienstag, 17. September, bis Samstag, 19. Oktober 2024, immer dienstags bis samstags von 17 bis 23 Uhr. „Wir präsentieren unsere Weine aus dem Sortiment, aber im Vordergrund steht der Suser“, sagt Stephan Düringer. Er schätzt, dass die Suser-Lese in diesem Jahr rund um den 10. September starten kann – und hofft darauf, dass der erste gärende Traubensaft bis zur Besen-Eröffnung fertig ist.

(Archivbild) Endlich darf sie wieder Gäste bedienen! Darauf freut sich Tamara Unterwerner besonders. Auf diesem Bild steht sie in ihrer ...
(Archivbild) Endlich darf sie wieder Gäste bedienen! Darauf freut sich Tamara Unterwerner besonders. Auf diesem Bild steht sie in ihrer ehemaligen Weinstube „Zum guten Hirten“. | Bild: Timm Lechler | SK-Archiv

Düringer selbst liebt das Treiben einer Besenwirtschaft, das er schon als Jugendlicher in seiner Heimat kennenlernte und auf der Technikerschule nach dem Rebenschneiden genoss. „Es ist schön, wenn Menschen bei uns zusammenkommen und Spaß haben“, sagt er.

Tamara Unterwerner ergänzt: „Ich freue mich wieder sehr auf die Menschen, bestimmt auch auf frühere Stammkunden. Wirtin ist mein Hobby und mein Traumjob. Wir werden gemeinsam viel lachen.“