Für Wohnungsmangel ist die Stadt Konstanz weit über die Region hinaus bekannt. Dieses Image hat Nachteile, gerade bezüglich des Fachkräftemangels. Potenzielle Kandidaten würden sich erst gar nicht bewerben, weil sie wüssten, dass bezahlbarer Wohnraum in Konstanz mehr als nur Mangelware ist, schilderte beispielsweise Alfred Kaufmann, Leiter des Sozial- und Jugendamtes, im Haupt- und Finanzausschuss (HFA).

Eine Besserung des angespannten Immobilienmarktes ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, denn die Stadt muss jetzt auch für die Unterbringung der ankommenden Flüchtlinge sorgen. Eben in jene Neubürger setzen Politik und Verwaltung große Hoffnung, um den Fachkräftemangel in Konstanz abzufedern.

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Die aktuelle Lage in Konstanz

Aktuell seien 620 Ukraine-Flüchtlinge in Konstanz registriert, berichtete Bürgermeister Andreas Osner, Leiter des Krisenstabs Ukraine, dem HFA. Am Donnerstag, 28. April, sei wieder ein Bus mit 65 Personen aus der Ukraine in Konstanz angekommen, welche auf zwei Gemeinschaftsunterkünfte verteilt würden.

Derzeit flache der Andrang beim Bürgeramt, wo sich die Neuankömmlinge registrieren müssten, etwas ab. Aber: „Wir erwarten nach wie vor in diesem Jahr etwa 1500 bis 2000 Geflüchtete aus der Ukraine“, so Andreas Osner. Er geht davon aus, dass die Stadt etwa 1000 von ihnen unterbringen muss. Neben bestehenden Einrichtungen, wie den existierenden Anschlussunterkünften, müsste zusätzlich gebaut werden.

Wohnungen für 1000 Menschen

„1000 Menschen unterzubringen, das ist eine enorme Zahl“, stellte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fest. Im Gebäude des Technologiezentrums (die Firmen sind zwischenzeitlich in der Farm in der Bücklestraße ansässig) könnten die Obergeschosse zu Wohnungen ausgebaut werden, gab er ein Beispiel.

Die Stadt Konstanz habe im Oktober 2020 das Wohn- und Geschäftshaus am Stephansplatz 41 erworben, das Ende März der neuen Eigentümerin übergeben wurde. „Die Gastronomie, der Stephanskeller, bleibt. Die Obergeschosse werden saniert“, so Langensteiner-Schönborn, der vier Monate Bauzeit kalkuliert. „Drei Geschosse wären auch bei den Maltesern möglich“, stellt er zusätzlich in Aussicht.

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Zudem gebe es Überlegungen, dass die Wobak das Atrium in der Luisenstraße aufstocke. Wünschenswert sei, dort auch Mitarbeitern der Spitalstiftung Wohnraum zur Verfügung zu stellen, meinte Langensteiner-Schönborn. Auf diese Weise könnte eine gute Bewohner-Mischung entstehen. Möglicherweise ergäben sich dann auch Kontakte zur Spitalstiftung als Arbeitgeberin.

Mitarbeitergewinnung: Ein erster Schritt

„Vier ukrainische Frauen haben wir unter Vertrag. Sie sind bei der Stadt befristet angestellt“, berichtete Andreas Osner. Neubürger und Mitarbeitergewinnung, darin sehen Stadtverwaltung und Gemeinderäte Chancen. Egal ob Kinderbetreuung oder Pflegepersonal: „Wir haben einen erheblichen Bedarf“, konstatierte SPD-Stadtrat Jan Welsch.

FGL-Stadträtin Soteria Fuchs wollte wissen, ob die Berufsabschlüsse, beispielsweise ukrainischer Erzieherinnen, in Deutschland anerkannt würden, „damit wir sie einsetzen können“. Bezüglich der beruflichen Qualifikationen solle ein „vereinfachtes Verfahren eingeführt werden“, erläuterte Andreas Osner. Sobald diese Möglichkeit bestehe, würde die Stadt sofort alles in die Wege leiten, diese neuen Mitarbeiter-Potenziale auszuschöpfen, denn auf diese zusätzlichen Arbeitskräfte „sind wir sehr erpicht“, so Osner.

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