Wenn vom Malteser Hilfsdienst Bodensee die Rede ist, denkt eigentlich jeder sofort an den Standort in der Friedrichstraße. „Das Haus, es dürfte mehr als 150 Jahre alt sein, ist schön und hat sehr viel Charme“, stellt Stefan Senn, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer, rundheraus fest. Aber: Zum einen sei es kein Bürogebäude, zum anderen herrsche seit Jahren extremer Platzmangel.
Wohin mit den 84 Fahrzeugen?
Den Fuhrpark bringen die Malteser längst nicht mehr auf dem Gelände unter und müssen ihre Fahrzeuge zum Teil aus der Not heraus und zum Leidwesen der Anwohner am Straßenrand abstellen. Doch jetzt gibt es einen Lichtblick am Horizont. Der Gemeinderat hat einstimmig ohne Diskussion zugestimmt, das städtische Grundstück in der Line-Eid-Straße an den Malteser Hilfsdienst e.V. zu verkaufen.
Stefan Senn ist glücklich und erleichtert. „Das ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit. Die Gemeinderäte wissen zu schätzen, was wir für die Konstanzer Bevölkerung machen und weit darüber hinaus.“ Senn hält kurz inne, wenn er an die Hochleistungsphase der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart denkt und meint: „Nahtlos sind wir vom Testen über das Impfen zur Ukraine-Hilfe übergegangen.“ All das neben den „normalen“ Tätigkeitsfeldern, wie Rettungsdienst, Fahrdienst, Menüdienst und vieles mehr. Mit dem nun möglichen Grundstückskauf „haben wir endlich eine Perspektive“, so Senn.

Seit 1984 ist der Malteser Hilfsdienst Bodensee am Standort Friedrichsstraße. Seit dem Jahr 2011 ist er mit dem ambulanten Pflegedienst und einer Seniorenwohnanlage zusätzlich in der Fürstenbergstraße präsent. „Im Jahr 2019 haben wir eine Büroetage in der Gottlieb-Daimler-Straße angemietet“, schildert Stefan Senn. Dort befänden sich zehn zusätzliche Büros sowie ein Ausbildungsraum für die Pflegehelferkurse. „Man verschenkt viele Synergien, wenn man auf verschiedene Standorte verteilt ist“, stellt Senn fest.
„Es brennt uns unter den Nägeln“, sagt Stefan Senn, und zwar nicht erst seit gestern. „Seit etwa vier Jahren sind wir mit der Stadt Konstanz und dem Liegenschaftsamt aktiv auf der Suche nach einem Standort, wo wir alles unter einem Dach vereinen können“, berichtet er und fügt an: „Dabei hatten wir große Unterstützung seitens OB Uli Burchardt und Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn.“
Mit dem etwa 3800 Quadratmeter großen Grundstück in der Line-Eid-Straße im Gewerbegebiet Stromeyersdorf sei nun der ideale Standort gefunden. Ziel sei es schließlich, aus logistischen und einsatztaktischen Gründen alle Dienste an einem zentralen Standort unter einem Dach zu vereinen.
Sinnvollere Verteilung der Rettungsdienste
Die Lage sei perfekt, denn von dort aus „sind wir schnell bei den Leuten“. Malteser Hilfsdienst in der Friedrichstraße und DRK in der Luisenstraße – „die Standorte sind zu nah beieinander“, so Senn, der an die vorgeschriebenen Hilfsfristen denkt. So könnten beide genannten Organisationen Schwerpunkte abdecken, sprich: Das DRK könnte vorzugsweise das östliche und die Malteser das westliche Stadtgebiet abdecken.
Das Grundstück sei groß genug, um „einen sinnvollen Funktionsbau“ erstellen zu können. Unter einem Dach sollten dann Rettungsdienst, Einsatzdienst, Katastrophenschutz, Fahrdienst – und damit der gesamte Fuhrpark – Altenhilfe, Tagespflege, Pflegewohnen, Küchenbetrieb und Büros vereint werden. Die Seniorenwohnanlage in der Fürstenbergstraße werde gleichwohl auch künftig bestehen bleiben, so Senn.
„Die Planung wird eine Herausforderung“, weiß Stefan Senn, denn ein reibungsloser Ablauf sei wesentlich. „Dadurch, dass die Stadt uns das Grundstück verkaufen darf, können wir jetzt in die weitere Planung einsteigen.“ Nun hat der Malteser Hilfsdienst eine Perspektive für die Zukunft. Zugleich wird es wohl ein Mammutprojekt, denn, wie Stefan Senn sagt: „Für die Malteser wird es eines der größten Projekte in Deutschland.“
Und was passiert mit dem Gebäude in der Friedrichstraße? Die Stadt Konstanz hat in die Zukunft gedacht. In der Vorlage der Gemeinderatssitzung ist bereits ausdrücklich von einer „sinnvollen Nachnutzung“ die Rede. Auch hier seien bereits Gespräche im Gange.