Wer Wellness sucht in Konstanz, steht mutmaßlich schon bald vor vielen verschlossenen Türen. Denn falls das Gas weiter so knapp bleibt, dass amtlich eine entsprechende Gasmangellage ausgerufen wird, schließen die Bäderbetriebe die Bodensee-Therme nebst Saunalandschaft. Und das Hallenbad am Seerhein, das derzeit wie stets im Sommer geschlossen ist, wird im Herbst nicht wieder geöffnet. Alle, die schwimmen, baden und sich anderweitig im Wasser vergnügen wollen, haben dann nur noch das neue Schwaketenbad als Option.

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Diese harten Einschnitte sieht ein Plan vor, den die Bädergesellschaft Konstanz (BGK) dem Gemeinderat zur Beschlussfassung am Donnerstag, 21. Juli (ab 16.30 Uhr, in Hedicke‘s Terracotta, öffentlich) vorlegt. Leicht war der Weg dorthin hin nicht, wie hinter den Kulissen zu hören ist. Auch der Bäderbeirat, in dem die Bürgerschaft über gewählte Stadträte vertreten ist, rang demnach hart um einen Fahrplan. Denn es stehen sich zwei Ziele gegenüber: Es sind die politische Absicht, so schnell wie möglich so viel Gas wie möglich einzusparen, und der unternehmerische Auftrag, mit dem Bädern gute Einnahmen zu erzielen.

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Denn Energiesparen in den Bädern ist, auch das wirkt erst einmal paradox, extrem teuer. Auch das hat die Bädergesellschaft ausgerechnet. Denn auch für eine geschlossene Therme müssen die Mitarbeiter weiter bezahlt und die Anlagen instand gehalten werden. Zugleich kommen keine Eintrittsgelder herein.

Allein bis Jahresende würde die Therme-Schließung den Berechnungen zufolge 1,13 Millionen Euro kosten – bei einer Schließung ab 1. August wären das 7400 Euro für jeden einzelnen Tag. Zu tragen vermutlich von allen Steuerzahlern über einen erhöhten Zuschuss der Stadt an die BGK. Ob die Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen können, was zumindest in Konstanz Kosten sparen würde, ist noch unklar.

Hat es sich bald aussauniert? Die Konstanzer Wellness-Therme muss schließen, wenn das Gas knapp bleibt – ein politischer Beschluss ...
Hat es sich bald aussauniert? Die Konstanzer Wellness-Therme muss schließen, wenn das Gas knapp bleibt – ein politischer Beschluss des Gemeinderats. | Bild: Bjørn Jansen / Bädergesellschaft Konstanz

Welche Rolle spielen die Konkurrenz-Thermen hier am See?

Und es kommt noch ein weiterer Punkt hinzu. Wie aus Kreisen der Bäderbetriebe zu hören ist, sehen die Verantwortlichen die ernste Gefahr, dass Kunden in die benachbarten Thermen Überlingen und Meersburg ausweichen. Von dort sind noch keine Pläne einer Schließung bekannt geworden.

„Das sind Wirtschaftsunternehmen, die möglichst viel Profit erwirtschaften sollen, die machen nur zu, wenn sie dazu gezwungen werden“, heißt es dazu hinter vorgehaltener Hand. In der Ratsvorlage klingt das dann etwas diplomatischer: „Für Gäste bestünde die Möglichkeit zur Abwanderung zur Konkurrenz und die damit verbundene Gefahr, dass diese zukünftig mit Verzögerung oder gar nicht mehr zurückkommen.“

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Gibt es für das Bäder-Personal keine anderen Aufgaben?

Aber können die Mitarbeiter der Therme nicht in anderen Einrichtungen der Stadt arbeiten? Immerhin setzen die Bäderbetriebe auch Leih-Mitarbeiter ein, weil sie sonst die Aufsichten in den Bädern gar nicht leisten könnten. Das bestätigte dem SÜDKURIER jüngst Peter Lohmann, dessen Unternehmen auf solche Dienstleistungen spezialisiert ist und auch für die Konstanz Bäderbetriebe Personal stellt.

Fachkräfte sind auch in diesem Bereich extrem knapp, und die Bäderbetriebe wollen ihr Personal nicht verlieren. Auch ein weiterer Aspekt spielte in den Diskussionen offenbar eine Rolle: Jeden beliebigen Job bei der Stadt werden sie ihren freigestellten Therme-Leuten nicht aufbrummen wollen, um sie nicht anderen Arbeitgebern in die Arme zu treiben.

Gibt es im Hallenbad am Seerhein wieder Training und Sportunterricht?

Nostalgisch und klein, aber auch hier bleiben die Türen zu, wenn das Gas so knapp bleibt: Das Hallenbad am Seerhein wird nach den ...
Nostalgisch und klein, aber auch hier bleiben die Türen zu, wenn das Gas so knapp bleibt: Das Hallenbad am Seerhein wird nach den Sommerferien vermutlich nicht wie geplant wieder öffnen. | Bild: Guido Kasper

Das Hallenbad am Seerhein sollte eigentlich am 12. September für den Vereins- und Schulsport wieder aufmachen. Dort würde eine Schließung im Herbst und Winter nicht annähernd so hohe Kosten verursachen wie in der Therme.

Aber ob die die Schüler innerhalb ihrer Stundenpläne auch zum Schwaketenbad fahren könnten, daran zweifelt nicht nur die Bädergesellschaft. Dennoch empfehlen Bädergesellschaft und -beirat, das alte Hallenbad geschlossen zu halten.

Bleibt das neue Schwaketenbad auf jeden Fall offen?

Die gute Nachricht für die Konstanzer ist, dass eine Schließung des Schwaketenbads nicht vorgesehen ist. Es wurde erst dieses Frühjahr eröffnet und bietet neben Rutschen, Plansch- und Lehrbecken sowie einer Sprunganlage gleich zwei 25-Meter-Becken für den Schwimm- und Trainingsbetrieb.

Das nach mehr als sechs langen Jahren seit dem Brand wieder eröffnete Bad nun gleich wieder zu sperren, hatte auch Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke und damit auch Chef der Bädergesellschaft bereits vor einigen Wochen im SÜDKURIER-Interview rundheraus abgelehnt.

Das wichtigste Bad der Stadt für Schulen und Vereine. Das neue Schwaketenbad soll trotz Gas-Krise geöffnet bleiben.
Das wichtigste Bad der Stadt für Schulen und Vereine. Das neue Schwaketenbad soll trotz Gas-Krise geöffnet bleiben. | Bild: Lukas Ondreka

Wäre es nicht besser, die Wassertemperatur abzusenken?

Und noch etwas bleibt den Badegästen offenbar erspart: Wasser und Luft sollen im Schwaketenbad nicht noch kälter werden, auch wenn das den Gasverbrauch weiter drosseln würde. Stadtwerke-Chef Norbert Reuter sagte dazu sinngemäß, wenn an der Heizung weiter gespart werde, sei zu befürchten, dass viele Besucher gar nicht mehr kämen. Auch um die Therme würden Besucher einen Bogen machen, wenn sie es dort als zu kalt empfänden, erwartet die Bädergesellschaft.

Was ist mit den Strandbädern und dem Freibad der Therme?

Offen bleiben überdies die kostenlosen Strandbäder am Hörnle, in Litzelstetten, Dingelsdorf und in Wallhausen, in denen ja auch überhaupt kein Gas für die Beheizung des Wassers verbraucht wird. Das Freibad der Therme ist von den Schließungen zum Gas-Sparen ebenfalls nicht direkt betroffen. Allerdings schließt es dieses Jahr schon am 12. September, also zum Ende der Sommerferien, und nicht wie in früheren Jahren erst Ende September. Und im 50-Meter-Becken ist die Temperatur bereits von 26 auf 24 Grad reduziert.

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Wann entschiedet sich, ob die Bäder wirklich dichtmachen?

Ob die Konstanzer wirklich bald vor verschlossenen Bad- und Sauna-Türen stehen, wird unterdessen nicht vom Gemeinderat, sondern in Moskau entschieden. In der Vorlage an die Konstanzer Kommunalpolitiker heißt es dazu wörtlich: „Ergibt sich bis zum 31.07.2022 die Situation, dass die von Russland zugesagten Lieferungen so erfolgen, dass Speicher vollständig gefüllt werden können, bleiben alle Einrichtungen der BGK geöffnet.“ Die Szenarien gehen allerdings von einer weniger erfreulichen Entwicklung aus.