Knatsch gibt es immer wieder. Vor einem Jahr musste der Narrenverein Schneckenburg befürchten, dass ihr Fasnachtsauftakt kurzfristig abgesagt werden könnte, weil es an einem ausreichend breiten zweiten Fluchtweg mangelte. Auch die Narrengesellschaft Niederburg war aus dem Häuschen, als im November 2023 plötzlich ihr Turm gesperrt wurde. Der Grund: Der zweite Fluchtweg fehlte.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Schneckenbürgler können sich allerdings getrost zurücklehnen und sich auf ihre vier bunten Abende rund um den 11. November in der Freien Waldorfschule freuen, wie Vize-Präsident Florian Trempa dem SÜDKURIER berichtet.

Die Schule habe in eine neue, breitere Eingangstüre investiert, sodass nun dem Brandschutz Genüge getan werde. „Jetzt ist alles konform. Eine Zitterpartie gibt es dieses Mal nicht“, so Trempa. Der Verein hatte schon vor längerer Zeit den entsprechenden Antrag eingereicht und zwischenzeitlich die Bewilligung erhalten.

Und was ist mit dem Pulverturm? Die provisorische Interimslösung gibt es noch immer. Gespräche der beteiligten Fachbehörden, darunter Feuerwehr-, Denkmal- und Hochbauamt, währen schon lange. Zwischenzeitlich gebe es wohl einen Lichtstreif am Horizont, doch die endgültige Lösung wurde noch nicht öffentlich bekannt gegeben.

Das könnte Sie auch interessieren

Hohe Hürden für Ehrenamtliche

Es ist mühsam. Viele ehrenamtliche Vorstände klagen über zunehmende Bürokratie, steigende Auflagen und hohe Kosten; manche verlieren aufgrund der hohen Hürden gar die Lust, in ihrer Freizeit etwas für die Allgemeinheit auf die Beine zu stellen. Die Stadtverwaltung hingegen hat eine andere Wahrnehmung; sie sieht sich als Dienstleisterin, die Veranstaltungen ermöglichen will.

Seit Corona seien die Auflagen nicht sonderlich erhöht worden, meint Verwaltungsdezernent Joachim Helff. Im Gegenteil habe die Stadt den Bedarf erkannt. „Wir haben eine Veranstaltungsmanagerin, eine Kümmerin“, so Helff.

Das könnte Sie auch interessieren

Großes Thema: Sicherheit

Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport, nimmt den Altstadtlauf, der aus dem Veranstaltungskalender verschwunden ist, als Beispiel. Großveranstaltungen bergen immer ein Risiko. Sicherheit und Haftungsfragen würden das Ehrenamt deutlich belasten, meint er.

Die Stadt habe mit ihrer finanziellen Unterstützung den Altstadtlauf-Organisatoren ein deutliches Signal gesendet. Und doch falle es Vereinen zunehmend schwerer, ehrenamtliche Helfer zu finden, um eben die Sicherheit zu gewährleisten. Auch sei die Erwartungshaltung der Teilnehmer bezüglich der Sicherheit bei Veranstaltungen gestiegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Sicherheitsbedenken bei Gassenfreitagen

Bei den Gassenfreitagen, die sich großer Beliebtheit bei den Besuchern erfreuen, haben einige Anwohner bereits Sicherheitsbedenken geäußert. Sie fragen sich, ob im Falle eines Brandes die Feuerwehr überhaupt rechtzeitig zum Ziel gelangen könne. Ein Problem sehen die Genehmigungsbehörden in der Niederburg nicht, denn dort kann „man nach allen Richtungen entfluchten“, berichtet Christine Barth vom Bürgeramt.

Sie weiß: „Erfolgreiche Gassenfreitage machen manchmal auch Probleme“. Aber: „Bisher sind wir der Meinung, sechs Mal im Jahr ist zumutbar“, so Barth. In dem Rahmen könne diese Veranstaltungsserie grundsätzlich weitergehen. Das Ziel der Gassenfreitage sei, die Niederburg bekannter zu machen. „Sehr viele profitieren davon“, gibt Barth zu bedenken.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Problem mit den vielen Gesetzen

Nicht die Stadt mache Veranstaltungen kompliziert, sie seien es per se, denn: „Da spielen unterschiedliche Gesetze mit rein“, erklärt Christine Barth. Für die Nutzung des öffentlichen Raums sei eine straßenrechtliche Sondernutzungserlaubnis erforderlich. Für Räume gelte die Versammlungsstättenverordnung; wenn Alkohol ausgeschenkt werde, dann bräuchte es eine gaststättenrechtliche Gestattung, gibt sie nur ein paar wenige Beispiele. Das hört sich nach bürokratischem Dschungel an.

Christine Barth weiß, dass Laien mit all diesen Erfordernissen ihre liebe Not haben. „Vereine stehen vor großen Herausforderungen. Wir stehen aber immer beratend zur Verfügung“, sagt sie und fügt an: „Bei jeder Auflage wird geprüft, ob sie notwendig und ob sie verhältnismäßig ist.“ Sollten Veranstalter der Meinung sein, Auflagen seien übertrieben, dann sollten sie dies im direkten Kontakt mit den zuständigen Mitarbeitern klären, denn auch in der Verwaltung könne mal versehentlich eine überholte Auflage durchrutschen.

Das könnte Sie auch interessieren

Manchmal läuft‘s

Es gebe auch äußerst positive Beispiele der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Vereinen. Direkt nach dem Brand in der Zollerstraße seien die Veranstalter des großen Fasnachtsumzugs proaktiv auf die Verwaltung zugegangen, wohlwissend, dass die Umzugsstrecke verändert werden muss. „Es war klar, dass es Anpassungen braucht“, so Daniel Schlatter von der Firma Innovatives Veranstaltungs- und Verkehrsmanagement. Er fügt an: „Da sind wir schon am Tüfteln.“

Apropos Fasnacht: „Wir haben alle bekannten Besenwirtschaften wegen des Brandschutzes angeschaut und in allen Fällen eine Lösung gefunden; pragmatisch und trotzdem rechtskonform“, sagt Joachim Helff.

Das könnte Sie auch interessieren

Brandschutz ist auch so ein kontroverses Thema in der Stadt, wo viele Betroffene den Eindruck haben, dass die Auflagen verschärft worden seien. Vor vielen Jahren sei die Versammlungsstättenverordnung angepasst worden, so Daniel Schlatter, aber: „Eine Vorschrift braucht Jahre, bis sie greift. Aber irgendwann muss man rangehen.“