Grün, orange, gelb, rot, pink, blau. Die Türen im Inneren des historischen Gebäudes in der Münzgasse machen es zu dem, was es ist: der Villa Kunterbunt. Das geschichtsträchtige Haus gehört wohl zu den ältesten in der Konstanzer Altstadt. Die ältesten Teile des denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshauses stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Nun soll das Haus mit der Nummer 14 verkauft werden, wie einer Anzeige in einem Immobilien-Portal zu entnehmen ist.

Das Haus in der Münzgasse 14 von vorne.
Das Haus in der Münzgasse 14 von vorne. | Bild: Timm Lechler

Das historische Stadthaus auf einer Grundstücksfläche von 148 Quadratmetern umfasst 14 Zimmer und verfügt über eine Wohnfläche von 263 Quadratmetern. Der stolze Kaufpreis: 2,45 Millionen Euro, was 9.316 Euro pro Quadratmeter entspricht. Laut der Annonce ist das Baujahr des Gebäudes 1350.

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„Das wertvolle, historische Gebäude erstreckt sich über fünf Etagen mit einer Wohnfläche von ca. 263 m² und einer Gewerbefläche von ca. 78 m²“, heißt es in dem Exposé zu der Liegenschaft. Letztere könnte demnach auch als Wohnraum genutzt werden. „Ein Fahrradraum und ein Kellerraum mit zusätzlichen 16,6 m² bieten nötige Abstellmöglichkeiten.“

Die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss mit Badezimmer und separater Toilette ist derzeit an Friseurin Ariane Biesinger vermietet, die dort ihren Friseursalon Haartrend betreibt. Im Inneren befindet sich außerdem – in der ehemaligen Werkstatt im Hochparterre – das Atelier eines Kunstmalers.

Viele kleine Treppen ziehen sich durch das verwinkelte Haus. Links steht die Inschrift „Zum Panzer“ geschrieben.
Viele kleine Treppen ziehen sich durch das verwinkelte Haus. Links steht die Inschrift „Zum Panzer“ geschrieben. | Bild: Timm Lechler

„Das durch viele kleinere Treppen verwinkelte Haus verzaubert mit seinem historischen Charme“, ist der Anzeige zu entnehmen. „Dieser spiegelt sich in vielen bunten Türen, Holzbalken und Fachwerkwänden wider. Zudem machen die Geschosshöhen, vor allem die Deckenhöhe im Eingangsbereich, das Haus herrschaftlich.“

Bunte Türen in der Villa Kunterbunt

Doch nicht nur die Architektur des Hauses ist besonders, sondern auch die Art des Zusammenlebens im Inneren: So hat der jetzige Eigentümer auf den weiteren vier Geschossen einen Platz für Studenten und andere junge Leute geschaffen: die „Villa Kunterbunt“.

Der Name kommt vor allem auch daher, dass die einzelnen Zimmertüren unterschiedliche Farben haben. Die gesamte Wohnfläche verteile sich auf 13 Schlafzimmer mit Zugang zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen wie Dachterrasse, Küche, Wintergarten mit Kamin, Sofa-Lounge, Leseraum und den Badezimmern. Insgesamt verfüge das Haus über vier Badezimmer, ein separates WC und drei Einbauküchen.

Hinter den farbigen Türen verbergen sich die jeweiligen Zimmer der Bewohner.
Hinter den farbigen Türen verbergen sich die jeweiligen Zimmer der Bewohner. | Bild: Timm Lechler

Die große Einheit, in der zwölf junge Menschen gemeinsam leben, ist verwinkelt und speziell aufgeteilt. Teilweise verfügen die Zimmer über ein eigenes Badezimmer oder Kochnische, fungieren quasi als eigene kleine Appartements, teilweise werden von den anderen Zimmerbewohnern aber auch die Gemeinschaftsräume genutzt.

Klar ist, auch nach einer Begehung des SÜDKURIER mit Makler Volkmar Weidlich von der Volksbank Konstanz: Hier leben alle jungen Menschen eng zusammen, es hat etwas Kommunenhaftes und vor allem Soziales an sich. Volkmar Weidlich bezeichnet es schlicht als „Liebhaberprojekt“. Auf der Dachterrasse, die über einen offenen Kamin im angrenzenden Wintergarten und eine Sitzgelegenheit mit Pergola verfügt, hat bestimmt schon die eine oder andere Party stattgefunden. Von dort hat man einen tollen Blick über die Dächer von Konstanz bis hin zum Münster.

Das ist die Aussicht von der Dachterrasse des Hauses in der Münzgasse. Dass eine solch historische Immobilie im Herzen von Konstanz ...
Das ist die Aussicht von der Dachterrasse des Hauses in der Münzgasse. Dass eine solch historische Immobilie im Herzen von Konstanz veräußert wird, kommt selten vor. | Bild: Timm Lechler

Das historische Haus „Zum Panzer“

Der SÜDKURIER hat noch mehr über das faszinierende Gebäude – vor allem über seine Geschichte – in Erfahrung gebracht. So war das Haus in der Münzgasse 14 im mittelalterlichen Konstanz unter dem Namen „Haus zum Panzer“ bekannt. Eine Inschrift zeugt noch heute von dieser historischen Bedeutung und dem Alter des Gemäuers. Dort heißt es: „Zum Panzer. Wie der Panzer den Leib, schütz‘ ich Mann und Weib. Gott segne das Haus und wer eingeht und aus.“

Von dem Alter des zweiten Hauses, das in der Straße im 14. Jahrhundert überhaupt gebaut wurde, zeugen auch der (noch heute funktionierende) Schüttstein im Eingangsbereich sowie die Wandschränke. Die allermeisten Häuser, die heute in der Münzgasse stehen, kamen erst viel später dazu.

Der historische und bis heute funktionierende Schüttstein im Eingangsbereich sowie heute noch genutzte Wandschränke.
Der historische und bis heute funktionierende Schüttstein im Eingangsbereich sowie heute noch genutzte Wandschränke. | Bild: Timm Lechler

Ein Blick ins Konstanzer Stadtarchiv liefert noch weitere Informationen – und die Bedeutung des Gebäudes aus städtebaulicher, wissenschaftlicher und historischer Perspektive. Dort befindet sich das Haus zum Panzer auf der Liste der Kulturdenkmale des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg.

„Der älteste Kern des Hauses sitzt im hinteren Hausdrittel, wobei der ursprüngliche Hauseingang mit seinem Steingewände erhöht über einem halbhohen Sockelgeschoß lag“, heißt es dort. „Die straßenseitige Erweiterung und Aufstockung des 15. Jahrhunderts enthält eine reiche Innenausstattung mit Bohlen-Balken-Decken und geschnitzten Decken.“

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Die umfangreiche Substanz aus dem Hoch- und Spätmittelalter mache den Bau „zu einer erstrangigen hausgeschichtlichen und stadtbaugeschichtlichen Quelle“. An der Erhaltung bestehe daher aus wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Jetzt braucht es wohl nur noch einen zukünftigen Eigentümer, der dieses Interesse am Haus zum Panzer – oder besser gesagt der Villa Kunterbunt – teilt.