Selbst Oberbürgermeister Uli Burchardt, der im Wahlkampf anno 2020 versprochen hatte, der Bahnhofsvorplatz werde noch im Herbst desselben Jahres umgestaltet, scheint nicht mehr wirklich an die Umsetzung des Projekts zu glauben. „So Gott will“ beginnen die Arbeiten dort in diesem Jahr, hat er jetzt beim Bürgerempfang 2023 kundgetan.

Die Planer hingegen sind optimistisch und geben die Hoffnung nicht auf. Schließlich haben fünf Fachleute vom Tiefbauamt der Stadt Konstanz fast zwei Jahre das Großprojekt detailliert geplant, wie Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf erzählt.

Nichts hält so lange wie ein Provisorium

Lang vor seiner Zeit hätte das Projekt schon umgesetzt werden sollen. Als Uwe Kopf vor dreieinhalb Jahren seinen Dienst bei der Stadt Konstanz antrat, hieß es zu ihm: „Sie sind der vierte Tiefbauamtsleiter, der an dem Thema dran ist.“ Kopf strahlt Gelassenheit und Zuversicht aus. Er ist überzeugt, dass das Warten endlich ein Ende hat. „Die Gelder sind eingestellt, die Fördermittel bewilligt. Die Submission der Ausschreibung erfolgt vor Fasnacht“, schildert er den jetzigen Durchbruch.

Das große Problem zuletzt war das Warten auf die Fördermittel, welche die Stadt Konstanz bereits im Frühjahr 2021 beantragt hatte. „Die Zusage haben wir im Oktober/November 2022 erhalten“, so Kopf. Der Gemeinderat hatte klar signalisiert, dass die Ausschreibung erst erfolgen solle, wenn entsprechende Fördermittel bereitgestellt sind. „Wir erhalten 1,8 Millionen Euro Förderung“, stellt Uwe Kopf jetzt fest.

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„Wir brauchen einen großen Player“, sagt Uwe Kopf. Damit meint er, dass es einer großen, leistungsstarken Baufirma bedürfe, welche ein „solches Bauvolumen schaffen kann“. Nach erfolgter Submission – das Großprojekt wurde europaweit ausgeschrieben – starte das Vergabeverfahren, für das Kopf acht bis zehn Wochen kalkuliert.

„Mitte Mai haben die Firmen die Verträge unterschrieben“, schätzt er, so dass mit den Baufirmen die Baupläne und Bauzeitenplanung abgestimmt werde. „Das Ziel ist, dass wir nach den Sommerferien loslegen können“, sagt Uwe Kopf und fügt an: „Drei Monate Vorlaufzeit sind üblich.“

Als erstes soll der Lago-Kreisel umgesetzt werden

Die große Baumaßnahme solle mit dem Bau des Kreisverkehrs vor dem Lago beginnen, „unter Vorbehalt, dass die Baufirma keine bessere Idee hat“, so Kopf. Danach soll der Bahnhofplatz abschnittsweise umgestaltet werden, und zwar bei laufendem Verkehr. Es werde immer eine Fahrspur frei bleiben, so dass die Zufahrten gewährt blieben.

Zunächst soll direkt vor dem Lago und Sport Gruner (Bildmitte) gebaut werden. Erst im Anschluss soll der Bahnhofplatz umgestaltet werden.
Zunächst soll direkt vor dem Lago und Sport Gruner (Bildmitte) gebaut werden. Erst im Anschluss soll der Bahnhofplatz umgestaltet werden. | Bild: Scherrer, Aurelia

Ziel der Gesamtaktion ist, dass der Bahnhofvorplatz zum attraktiven Entree werde, das Aufenthaltsqualität biete und vor allem barrierefrei ausgebaut werde, erinnert Uwe Kopf. Wesentlich sei der barrierefreie Zugang in das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude.

Um diesen zu ermöglichen, sieht die Planung eine Straßenerhöhung vor. Statt des aktuellen Wellentals solle die Straße mit einem gleichmäßigen Gefälle von etwa 3 Prozent vom Bahnhofgebäude zu den Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite abfallend geführt werden.

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„Es wird eine ebene Fläche. Das ist großartig“, findet Uwe Kopf. „Ich bin ein Fan davon, denn man läuft sehr angenehm. Denn gerade für ältere Menschen ist jedes Hindernis eine Katastrophe.“ Ausgeführt werden soll der Bodenbelag mit geschliffenem Betonpflaster. Der Vorteil: „Auf Dauer gute Qualität und Optik und sehr einfach zu reinigen“, skizziert der Tiefbauamtsleiter.

Grüne Inseln und Sitzgelegenheiten geplant

Der gesamte Bahnhofplatz von der Marktstätte bis zum Lago solle nach der Umgestaltung Aufenthaltsqualität bieten und mit Pflanzquartieren und Sitzgelegenheiten ausgestattet werden. Auch diese Planung sei tricky gewesen, denn vor der zur Innenstadt gelegen Häuserzeile befinde sich ein „drei bis dreieinhalb Meter breiter und etwa eineinhalb Meter tiefer Graben“, in welchem sich Versorgungsleitungen befinden, berichtet Uwe Kropf und fügt an: „Da kann man keine Bäume pflanzen.“ Zudem müsse gewährleistet sein, dass die Feuerwehr mit der Drehleiter an den Gebäuden anleitern könne.

So sieht die grobe Planung des Großprojekts aus mit ungefähren Standorten der Pflanzquartiere.
So sieht die grobe Planung des Großprojekts aus mit ungefähren Standorten der Pflanzquartiere. | Bild: Google Earth | Grafik: Stefanie Kerstan | Quelle: Tiefbauamt Konstanz

Dank des Ideenreichtums und der Mithilfe von Christoph Stocker von den Technischen Betrieben Konstanz (TBK) sei Platz und Raum für elf Pflanzquartiere gefunden worden. Die Pflanzquartiere würden nicht nur mit Grün, sondern mit Sitzmöbeln und teilweise mit Trinkbrunnen ausgestattet werden.

Uwe Kopf geht davon aus, dass mit den Bauarbeiten vor dem Bahnhof Mitte 2024 begonnen werden könne. Es handle sich nun um einen „soliden Zeitplan, denn die ganz großen Meilensteine sind erledigt“, womit er nicht zuletzt auf die Bereitstellung der finanziellen Mittel anspielt.

Aber es gibt noch „ein paar Unsicherheiten“

Außer, die Firmen kommen mit Mondpreisen. Damit rechnet Kopf allerdings nicht, denn „die Firmen wollen ein Geschäft machen“. Gleichwohl könnten zeitliche Verzögerungen nicht ganz ausgeschlossen werden. „Ein paar Unsicherheiten gibt es“, meint Kopf und denkt dabei an den Untergrund, in welchem sich archäologisch wertvolle Funde verbergen könnten.

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Bei diesem Großprojekt gebe es noch eine Besonderheit. „Wir werden mit zwei Bauleitern arbeiten, damit wir eine Ausfallsicherheit haben“, erläutert der Tiefbauamtsleiter. Die empfehle sich bei dieser Dimension des Bauvorhabens, das auf diese Weise „zügiger und besser abgewickelt werden kann“.