Schön ist es in der Hofhalde, dem schmucken, kleinen Plätzchen mit Außengastronomie. Wie sah das nochmal aus? Ach ja! Es ist noch gar nicht lange her, da parkten dort Autos. Der Speichersaal im Konzilgebäude ist längst ein beliebter Veranstaltungsraum. Dass diese Fläche vor nicht allzu langer Zeit lediglich als Lager diente, ist schon fast wieder vergessen.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Niederburg wurden geteerte zu gepflasterten Gassen, wie beispielsweise Gerichts-, Brücken-, Insel- und Sankt-Johann-Gasse. Diese und viele weitere Projekte konnten mit Hilfe der Städtebauförderung, welche für das Programm „Sanierungsgebiet Altstadt mit Niederburg“ von 2008 bis 2021 bewilligt wurden, realisiert werden.

„Vom Rhein bis Klein Venedig“

„Sanierungsgebiet Altstadt mit Niederburg“ – ein Begriff, mit dem die wenigsten etwas anfangen können. Es geht darum, städtebauliche Missstände zu verbessern oder zu beheben, erläutert Klara Trummer, Leiterin des Bauverwaltungsamtes der Stadt Konstanz. Und dafür gibt es Geld von Bund und Land. „Städtebauförderung ist das beste Programm der Welt“, findet sie, denn: „Es ist keine Objekt-, sondern eine Prozessförderung.“

Klara Trummer, Leiterin des Bauverwaltungsamtes Konstanz
Klara Trummer, Leiterin des Bauverwaltungsamtes Konstanz | Bild: Scherrer, Aurelia

Mit den gewährten Fördermitteln von Bund und Land solle ein Impuls gegeben werden, „um in einem Gebiet einen Blumenstrauß an Tätigkeiten“ umzusetzen, schildert Trummer. Der Clou: „In der Gestaltung ist man relativ frei.“ Wenn ein Projekt des vorher festgelegten Maßnahmenkatalogs nicht mehr notwendig erscheine, könne ein anderes angegangen werden, ohne dass Fördergelder gestrichen würden.

So wurde in Konstanz das Sanierungsgebiet, das zunächst nur auf die Niederburg beschränkt war, letztlich auf „Altstadt mit Niederburg“ ausgeweitet, oder, wie Trummer formuliert: „Vom Rhein bis Klein Venedig.“

Mehrwert durch Finanzhilfen

Die Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen seien nicht allein auf das Tun der Stadt beschränkt, denn durch die Förderung und die Attraktivitätssteigerung der Quartiere würden auch Privateigentümer animiert, in ihre Immobilie zu investieren. „1:17 ist der Teiler“, sagt Klara Trummer und erläutert: „Ein Euro Finanzhilfe soll das 17-fache an Investition, nicht nur seitens der Stadt, in dem entsprechenden Zeitraum, auslösen.“

Das könnte Sie auch interessieren

18 Millionen Euro hat die Stadt Konstanz gesamthaft in das Sanierungsgebiet Altstadt mit Niederburg investiert; 1,3 Millionen Euro haben Privatleute investiert und eine Förderung erhalten. Aufgrund der Qualitätssteigerung im Umfeld, welche durch das Förderprogramm erzielt wurde, haben weitere Privateigentümer ebenfalls in ihre Immobilien investiert und zwar in einer Größenordnung von 39 Millionen Euro, so Trummer. Sie gibt vier Beispiele.

Das Mammutwerk: Sanierung des Konzilgebäudes

Die Sanierung des Konzilgebäudes, die von 2009 bis 2014 dauerte und pünktlich zum Konziljubiläum vollendet war, sei ein „Mammutprojekt“ und „die teuerste Maßnahme“ im Rahmen des Sanierungsgebiets gewesen, so Trummer. „Als Stadt haben wir etwa elf Millionen Euro investiert; 1,5 Millionen bekommen wir als Zuschuss.“

Das Konstanzer Konzilgebäude weit vor der Sanierung. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2004.
Das Konstanzer Konzilgebäude weit vor der Sanierung. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2004. | Bild: SK-Archiv | Scherrer, Aurelia
So präsentiert sich das Konzilgebäude im Jahr 2022 nach der aufwändigen Sanierung, die vor allem im Innern augenfällig ist.
So präsentiert sich das Konzilgebäude im Jahr 2022 nach der aufwändigen Sanierung, die vor allem im Innern augenfällig ist. | Bild: Scherrer, Aurelia

Allerdings sei es rechnerisch eine Herausforderung gewesen, da es sich beim Konzil in Teilen auch um ein Wirtschaftsunternehmen handle, was wiederum nicht förderungsfähig sei. Was sie hervorhebt: „Den Speichersaal hat es vorher nicht gegeben.“ Im Zuge der Baumaßnahme wurde also ein neuer Veranstaltungssaal kreiert.

Das jüngste Projekt: Marktstätten-Unterführung

Auch wenn für die Konstanzer Bürger noch Baustellenatmosphäre in der Marktstätten-Unterführung herrscht – „aus Städtebausicht ist sie für uns fertig“, so Klara Trummer. Das ist ein Beispiel für die Stadtverwaltungs-interne Aufteilung. „Die alte Terrassenanlage vor dem Konzil und jene vor der alten Sparkasse wurden in Treppenanlagen umgestaltet und der Bodenbelag erneuert“, berichtet sie.

So sah die Unterführung – hier vom Hafen in Richtung Marktstätte – noch im Jahr 2018 aus.
So sah die Unterführung – hier vom Hafen in Richtung Marktstätte – noch im Jahr 2018 aus. | Bild: SK-Archiv | Rau, Jörg-Peter
Heute laden die Treppenanlagen zum Sitzen ein und der marode Bodenbelag ist einem neuen gewichen.
Heute laden die Treppenanlagen zum Sitzen ein und der marode Bodenbelag ist einem neuen gewichen. | Bild: Hanser, Oliver

Diese Arbeiten erfolgten von 2019 bis 2020 im Rahmen des Sanierungsgebiet-Projekts und wurden entsprechend gefördert. Die Kosten beziffert Trummer auf 1,6 Millionen, „Eine Million Förderung haben wir bekommen“, berichtet sie. Sie ist froh über die Förderung denn: „Das hätten wir uns in der Haushaltslage nicht leisten können.“ Die Treppenanalagen vor dem Pano hingegen wären eine Unterhaltungsmaßnahme, ebenso die Wandgestaltung, die jetzt das Hochbauamt mache, erläutert Trummer.

In der Altstadt: Hofhalde und die Niederburggassen

Glücklich ist Klara Trummer über die Platzgestaltung an der Hofhalde und die Sanierung der Niederburggassen. Die Folge sei gewesen, dass zahlreiche Privatgebäude saniert wurden, womit der erstrebte Nebeneffekt erreicht wurde. Einige Eigentümer nahmen die Förderung in Anspruch.

Vor nicht allzu langer Zeit war die Hofhalde noch Parkplatz.
Vor nicht allzu langer Zeit war die Hofhalde noch Parkplatz. | Bild: SK-Archiv | Hanser, Oliver
Die Hofhalde heute: Sobald der Frühling beginnt, ist der Platz belebt und die Leute sitzen in der Außengastronomie.
Die Hofhalde heute: Sobald der Frühling beginnt, ist der Platz belebt und die Leute sitzen in der Außengastronomie. | Bild: Hanser, Oliver

„Sie sind dann allerdings unseren Richtlinien verpflichtet. Die Mieten sind dann in den kommenden zehn Jahren im mittleren Preissegment festgelegt und dürfen nicht erhöht werden. Luxussanierungen werden übrigens nicht mitfinanziert“, sagt Klara Trummer.

Direkt am Wasser: Rheinsteig und Zoffingen

Die Sanierung des Rheinsteigs wurde nicht von der Städtebauförderung mitfinanziert, obwohl die Straße im Sanierungsgebiet liegt. Der Grund: Sobald Geld aus einem anderen Fördertopf fließt – in diesem Fall aus dem Agglomerationsprogramm – gibt es kein Geld aus der Städtebauförderung.

Das war der Zustand des Rheinsteigs im Jahr 2017.
Das war der Zustand des Rheinsteigs im Jahr 2017. | Bild: Oliver Hanser
Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Der Rheinsteig ist heute ein Entree in die Altstadt.
Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Der Rheinsteig ist heute ein Entree in die Altstadt. | Bild: Hanser, Oliver

Die Umnutzung von Brachfläche oder von leerstehenden Gebäuden sei eine Kernaufgabe der Städtebauförderung. Paradiebeispiel ist die ehemalige Realschule Zoffingen, die nun zum Pflegeheim umgebaut wird. So wurde der Abbruch der Turnhalle zu 60 Prozent durch die Städtebauforderung bezuschusst.

Das Projekt „Sanierungsgebiet Altstadt mit Niederburg“ wurde Ende 2021 abgeschlossen. In Konstanz wird aber kräftig weitergearbeitet, und zwar am Sanierungsgebiet Stadelhofen.

Das könnte Sie auch interessieren