Jemand hängt unübersehbar ein Transparent an einer Brücke auf, und niemand unternimmt etwas dagegen: Das scheint sich exakt ein Jahr nach einer spektakulären Aktion in Konstanz zu wiederholen. An der viel befahrenen Westtangente (Landesstraße 221) haben Unbekannte eine Fahne angebracht, die eine auf dem Kopf stehende Friedenstaube zeigt. Es ist in Fahrtrichtung Süden (zur B33) nicht zu übersehen. Auch im weiteren Verlauf der Straße haben Augenzeugen dieses Transparent in den Weihnachtstagen gesehen.
Solche Fahnen wehten in Konstanz schon einmal
Mit genau dem gleichen Symbol hatten Aktivisten über den Jahreswechsel 2023/2024 die gesamte Alte Rheinbrücke über viele Tage hinweg beflaggt und damit auch die Konstanzer Stadtverwaltung blamiert. Ein Jahr später war bis Freitag, 27. Dezember, eine ähnliche Fahne an der Brücke der Kindlebildstraße über die Westtangente noch nicht entfernt. Das Transparent war einige Tage zuvor mit mehreren Kabelbindern solide am Geländer befestigt worden. Die Ösen im Transparent lassen den Schluss zu, dass es bewusst so produziert wurde, dass es die Taube falsch herum zeigt.

Möglicherweise nutzten die Unbekannten die Tatsache, dass sich die Konstanzer Stadtverwaltung auch dieses Jahr fast vollständig bis 2. Januar in Betriebsferien verabschiedet hat. Eine Rückfrage bei der städtischen Pressestelle blieb deshalb zunächst ergebnislos. Die Polizei hat auf Anfrage mitgeteilt, man habe den Vorgang geprüft, es liege aber „keine strafrechtliche Relevanz vor“.
Wer steht hinter der „Besten Generation“?
Allerdings gibt es Hinweise, dass selbsternannte Friedensaktivisten hinter der Aktion stecken könnten. In einem Video hatte eine Gruppierung „Die Beste Generation“ vor einem Jahr die unautorisierte Beflaggung der Alten Rheinbrücke in Anspruch genommen. Dieses Video wurde nun auf einer einschlägigen Internetseite erneut veröffentlicht, direkt unter einem Beitrag über die jüngste Transparent-Aktion an der Westtangente.
Betreiber der Internetseite ist der Konstanzer Gerry Mayr, der auch im Zuge des Protests gegen staatliche Corona-Maßnahmen schon mehrfach selbst zu Friedenskundgebungen aufgerufen hatte. Auf Rückfrage des SÜDKURIER erklärte er: „Ich stehe in keiner direkten Verbindung mit der Aktion. Beim Fahrradfahren habe ich das Transparent gesichtet und später fotografiert. In den sozialen Medien waren weitere Bilder zu sehen und das Video, welches ich veröffentlicht habe.“
Das hat es mit Taube über Kopf auf sich
Die falsch herum gehisste Flagge eines Staats gilt als Zeichen der Kapitulation. In der Logik der „Besten Generation“ steht somit die auf dem Kopf stehende Friedenstaube für die schwindende Hoffnung auf Frieden sowie für Kritik an Krieg und Gewalt.
Ein Zusammenhang besteht offenbar auch damit, dass in Konstanz am Samstag, 28. Dezember, ein „Friedensjahr 2025 ausgerufen“ werden soll. In sozialen Netzwerken wird dazu ein Aufruf geteilt, sich um 16.30 Uhr am Augustinerplatz zu treffen. Inwieweit die Stadt als Versammlungsbehörde informiert ist, blieb am Freitag offen.