Siegrun Tanger kann es fast nicht glauben. „Ach, wie schön, jetzt bin ich wieder ansehnlich“, sagt die Konstanzerin, die gerade eben im Friseursalon Aydo von Birgit Burckhardt einen Frühlingsschnitt erhalten hat.
„Vielen Dank. Ich bin richtig glücklich“
Im Spiegel begutachtet sie ihre Frisur. Ihre Augen spiegeln Zufriedenheit wider. „Vielen Dank, das ist sehr gut geworden.“ Normalerweise komme sie alle fünf Wochen, „doch heute war es das erste Mal seit November. Es ging ja seither nicht. Ich bin richtig glücklich.“
Als Siegrun Tanger rund eine Stunde zuvor Platz nimmt auf dem Drehstuhl, holt sie eine Packung Pralinen heraus und übergibt sie ihrer Friseurin. „Ich bin so dankbar, dass ich wieder hier sein darf“, sagt sie. „Und ich freue mich, dass diese netten Menschen hier wieder arbeiten dürfen.“

Inhaber Aydo Kir kam sich in den vergangenen Tagen vor wie ein Manager. Er wirbelte pausenlos zwischen Handy, Festnetztelefon und Terminkalender hin und her. „Es klingelt in einer Tour“, sagt er. „Jeder will einen Termin, jeder will sich die Haare schneiden lassen.“

Aydo Kir hat die Öffnungszeiten seines Salons extra verlängert für die kommenden Wochen – zwischen 8 und 22 Uhr bedient er mit seinen Mitarbeitern einen Kunden nach dem anderen.


Gestern öffneten die Friseure des Landes erstmals wieder seit Mitte Dezember ihre Pforten. Voraussetzung dafür war laut der aktuellen Corona-Verordnung, dass sich die Kunden innerhalb eines Zeitfensters anmelden und einen Termin reservieren.

Die Angestellten und ihre Kundschaft sind zudem verpflichtet, Schutzmasken zu tragen. „Darauf achten wir penibel“, sagt Aydo Kir. Gestern gab es sogar eine Polizeikontrolle. „Wir wollen nicht, dass wir wieder zumachen müssen.“

Regelmäßig geht ein Mitarbeiter vor den Laden und weist die dort Wartenden darauf hin, den Sicherheitsabstand einzuhalten. „Die Leute verstehen das und halten sich daran“, sagt der Friseurmeister. „Anders geht es nicht.“
Er hat den Lockdown finanziell zwar stemmen können, „doch das Ersparte wäre irgendwann zu Ende gewesen. Es ist mir auch sehr wichtig für meine Mitarbeiter, dass es wieder losgeht.“
Rolf Kirz geht seit vielen Jahren zu Aydo. Der passionierte Tennisspieler kommt aus dem Grinsen nicht mehr heraus, als er an der Reihe ist. „Herrlich, jetzt kann man mich wieder anschauen“, scherzt er. „Wenn wir jetzt bald wieder Tennis spielen dürften, dann wäre ich noch glücklicher.“