Gabi Bäuerle sagt von sich selbst: „Ich habe noch nie im Leben demonstriert.“ Das hat die 59-Jährige am Samstag geändert. Sie schloss sich rund 100 anderen Bürgern in Konstanz an, um gegen Einschränkungen in der Corona-Pandemie und gegen eine vermeintliche Impfpflicht zu protestieren.
Sie stand zwischen Menschen, die das Grundgesetz in der Hand hielten und Plakate trugen mit Aufschriften wie: „Wahrheit statt Lüge“, „Stoppt den Impfperator und sein Impfperium“, „Ade Lügenstaat – Willkommen neue Politik“. Die Protestierenden sangen Mantras, das Volkslied „Die Gedanken sind frei“ und die Nationalhymne.
Kritik an der Regierung
Gabi Bäuerle berichtet von ihrem Enkel, der wegen der geschlossenen Grenze zur Schweiz wochenlang seinen Vater in Kreuzlingen nicht mehr habe sehen können. Sie geht wie andere auf der Demonstration davon aus, dass solche massiven Eingriffe gar nicht notwendig wären. Die Protestierenden forderten die Regierung unter anderem auf, auch Virologen zu hören, die das Coronavirus für gar nicht so gefährlich halten. Diese würden aber „ignoriert, diffamiert und zensiert“.

Immunitätsausweis sei ein Widerspruch
Demonstranten kritisierten eine frühere Idee des Gesundheitsministeriums, für Genesene von einer Corona-Infektion einen Immunitätsausweis einzuführen. Nur mit diesem sollte es wieder volle Freiheitsrechte geben. Dies stehe im Widerspruch zum Gleichbehandlungsgrundsatz in der Verfassung, nach der jeder vor dem Gesetz gleich sei. Die Pläne eines solchen Nachweises stoppte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits.
Argumente wie von Extremisten
An dem für alle offenen Mikrofon warfen einige Teilnehmer der Regierung Inkompetenz in der Bewältigung der Corona-Krise vor, andere unterstellten ihr bewussten Machtmissbrauch. Dies gipfelte im Vorwurf, wie ihn auch Extremisten gern äußern, Eliten aus Politik und Wirtschaft versuchten, eine neue Weltregierung zu errichten. Es gelte nun Widerstand zu leisten. Auf der Demonstration warb ein Plakat für „Widerstand 2020“, die Partei, deren Programm vor allem der Protest gegen die Corona-Maßnahmen ist.
Organisatoren verschweigen ihre Namen
Hinter der Demonstration in Konstanz standen Privatpersonen, die sich auf Nachfragen „besorgte Bürger“ nannten, ihre vollständigen Namen aber nicht preisgaben. Sie forderten zum Auftakt des Protestes dazu auf: „Respektiert die Leute, die Angst vor dem Virus haben. Respektiert andere Meinungen.“ Für die Demonstranten waren in Absprache mit der Polizei mit Kreide Kreise auf der Marktstätte markiert worden. In diese stellten sich die Teilnehmer und sollten so die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände einhalten.