Dass es überhaupt zum Verfahren kommt, kann Anwalt Nicolas Doubleday nicht verstehen. Er hätte eine außergerichtliche Einigung mit der Staatsanwaltschaft bevorzugt. Sein Mandat ist angeklagt wegen illegalen Waffenbesitzes. Dieser habe sich vollständig verändert, er habe damals in einer schweren Psychose gesteckt, berichtet der Anwalt. Er habe sich dann jedoch selbstständig in Behandlung begeben und sei jetzt stabil.

Auch Richterin Zundel sieht eine positive Entwicklung des Angeklagten: „Ich habe selten so einen Gerichtsbeistandsbericht gelesen“, sagt Zundel in der Verhandlung. Der Angeklagte soll 2021 betrunken auf einem E-Bike unterwegs gewesen sein und eine Schreckschusspistole mitgeführt haben. Am Ende kommt es zur Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung 1.500 Euro an ein Hospiz in Singen.

Noch mehr Fälle mit illegalen Waffen in Konstanz

Solche Fälle, die illegalen Waffenbesitz betreffen, kamen in der jüngsten Vergangenheit am Amtsgericht Konstanz öfter auf den Tisch. Doch steigt die Gefahr durch illegale Waffen im Kreis Konstanz? Ein anderer Fall zeigt, dass Waffen in Konstanz auch aus der Schweiz in die Bundesrepublik gelangen können.

Ein Konstanzer, der bei einer Spedition im Thurgau arbeitet, möchte in seiner Mittagspause ein Essen in Deutschland holen. Dabei vergisst er nach eigener Aussage, dass er ein Paket im Transporter dabei hat. Der Zoll weist ihn ab, da in dem Paket eine Langwaffe ist. Diese soll einem Schweizer Kunden gehört haben.

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Allerdings versucht der Angeklagte, erneut über die Grenze zu kommen und wird abermals kontrolliert. Daraufhin wirft ihm die Staatsanwaltschaft Vorsatz vor, den er in dem Prozess bestreitet. Schlussendlich legt ihm der Richter nahe, den Strafbefehl zu akzeptieren, was der junge Mann auch tut.

Auch wenn beide Fälle eher glimpflich abgelaufen sind, bleibt die Frage, wie es um den Waffenbesitz im Kreis Konstanz steht, denn von Revolver bis Maschinengewehr ist alles dabei. Rund 670.000 Schusswaffen befinden sich in Baden-Württemberg in Privatbesitz. Und das bei gerade einmal knapp 114.500 Personen mit Waffenbesitzkarte im Land. Das zeigen Zahlen des Bundesverwaltungsamts. Auch im Landkreis Konstanz gibt es einige Waffen.

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Mehrere Behörden sind zuständig

Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamtes Konstanz, teilt auf SÜDKURIER-Anfrage mit, dass zum Stichtag Oktober 2024 beim Landratsamt 1233 Waffenbesitzer registriert sind. Das sind 20 Waffenbesitzer weniger als zum Ende des vergangenen Jahres. Da waren es noch 1253 Menschen, die legal eine Waffe besessen haben.

Doch es gibt noch mehr im Landkreis. Denn der Waffenbesitz wird durch unterschiedliche Behörden geregelt. In größeren Städten eines Kreises, wie Konstanz oder Singen, ist die Stadt dafür zuständig. In anderen Gemeinden zumeist das Landratsamt.

Marlene Pellhammer ist Pressesprecherin des Landratsamts Konstanz.
Marlene Pellhammer ist Pressesprecherin des Landratsamts Konstanz. | Bild: Landratsamt Konstanz

Im Kreis Konstanz bedeutet das, dass die Waffenbesitzer in 16 Gemeinden vom Landratsamt erfasst sind. Die großen Kreisstädte Konstanz, Radolfzell und Singen sowie Stockach, das eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft hat, gibt es eigene Zahlen.

So waren beispielsweise in Singen Anfang des Jahres 251 Personen berechtigt, eine Waffe zu führen. Diese 251 Personen besitzen 1883 Waffen, wie eine Recherche des SÜDKURIER zeigt. Zum selben Zeitpunkt waren in Stockach 3768 Waffen auf 825 Personen zugelassen.

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Polizei sieht Rückgang der Verstöße

Das sind die Zahlen der legalen und angemeldeten Waffenbesitzer im Landkreis. Die Dunkelziffer ist wohl noch höher. Auf SÜDKURIER-Anfrage teilt das Polizeipräsidium Konstanz mit, dass es 114 Verstöße gegen das Waffengesetz im Jahr 2023 im Landkreis Konstanz gab. In den beiden Jahren zuvor lag die Zahl der Verstöße jeweils bei 107. Darunter ist jedoch kein Fall der illegalen Einfuhr in die Bundesrepublik.

Nicole Minge, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt: „In diesem Jahr sind die Zahlen bisher leicht rückläufig.“
Nicole Minge, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt: „In diesem Jahr sind die Zahlen bisher leicht rückläufig.“ | Bild: Polizeipräsidium Konstanz

Für 2024 sind die Zahlen noch nicht ausgewertet. Dennoch erklärt die Sprecherin des Polizeipräsidiums, Nicole Minge: „In diesem Jahr sind die Zahlen bisher leicht rückläufig.“ Am meisten Verstöße gegen das Waffengesetz in den vergangenen fünf Jahren wurden im Jahr 2020 festgestellt. Dort wurden 161 Fälle im Landkreis Konstanz erfasst.

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