In der Ukraine herrschen viele Sorgen: um den rekrutierten Vater, den Ehemann oder auch um alle, die weiter im Lande bleiben. Dazu gehören zum Beispiel diejenigen, die in der Mühlinger Partnergemeinde Ushghorod / Kamyanitza leben. Diese hat rund 3000 Flüchtlinge aufgenommen. Das stellt auch die Gemeinden in der Ukraine vor große Herausforderungen.
Immer wieder telefonieren Viktor Krieger und seine Frau Valentina vom Mühlinger Verein „Hilfe für die Menschen in der Ukraine“, den es seit 20 Jahren gibt, mit den Menschen dort. Die Bürgermeisterin Maria Koval Mazuta berichtet dann von den aktuellen Geschehnissen und was dringend benötigt wird.
Bürgermeisterin aus der Ukraine berichtet
Ebenso wie in den Unterkünften im Landkreis Konstanz müssen zuerst Räume gefunden und für die Unterbringung so vieler Menschen hergerichtet werden, erzählt Krieger aus den Telefonaten mit der Bürgermeisterin. Es fehle an Toiletten und Duschen oder man stelle fest, dass die Menschen dort auch Hausschuhe brauchen. Zuletzt standen Schulmöbel und Tafeln sowie Hefte, Blöcke und Stifte für einen Großteil der 600 Kinder ganz oben auf der Liste der humanitären Hilfsgüter.

Der Mühlinger Hilfsverein konnte diesen Wunsch in Form gebrauchter aber gut erhaltener Tische, Stühle und Einrichtungsgegenständen aus der alten Gottmadinger Eichendorff-Realschule erfüllen. Die Möbel fanden so wieder eine Einsatzmöglichkeit. „Wir haben uns sehr gefreut, so viele noch sehr gut erhaltene Dinge, die dort so dringlich benötigt werden, zu bekommen“, freut sich Krieger.
Schulmöbel für ukrainische Gemeinde
Die Schuleinrichtungsgegenstände hätten auf dem 40-Tonner der Firma Transco Süd Platz gefunden. Schultafeln, Mikroskope, Beamer und Stühle wurden gut verpackt im vorderen Teil des Sattelzuges geladen. Danach kamen die unzähligen Pakete mit Kleidung, Schuhen, Babynahrung, Windeln und Spielsachen für die Kinder hinein.

Beim Beladen des Transportes kommen immer einige freiwillige Helfer zusammen, welche die Pakete bis auf die Kante des Lastwagens stellen. Im Innern stapelt dann Kriegers Sohn Waldemar alles so, dass die Ladung nicht verrutscht. Leichte Dinge kommen nach oben und jede noch so kleine Lücke wird genutzt.
Der Trick beim Beladen der Lastwagen
Er habe hierbei langjährige Erfahrung, erzählt sein Vater: „Waldemar war bei jedem Transport mit dabei. Wochenlang haben wir auch früher schon immer gesammelt und gepackt, und er hat schon als kleiner Junge 66 Sattel beladen.“ Krieger erklärt weiter: „Man muss auch darauf achten, dass die Ladung an der Seite gerade innerhalb der Plane bleibt und nicht die Planen nach außen drückt.“ So suchte auch Helfer Andreas Zeiher beim Packen eines Lastwagens immer wieder nach einer Matratze, einem Sack mit Bettdecken oder Teppichen, um Lücken zu füllen, Dinge zu polstern oder die Absicherung vom Innenraum zur Plane hin zu gewährleisten.
Beim jüngsten Transport war wieder etwas ganz besonderes an Bord. Neben einer neuwertigen Kühlkombination gab es einen Rollstuhlaufzug, der in der neu gebauten Krankenstation Verwendung finden soll. Wieder war Meinrad Joos mit seinen Mitarbeitern und Freunden mit von der Partie. Christian Muffler, Tilo Ruther und Andreas Zeiher fuhren gemeinsam mit Viktor Krieger und Joos in dessen Lieferwagen in die Ukraine, um die hier in der Region gesammelten Hilfsgüter an ihren Bestimmungsort zu bringen.

Erstmals gab es während ihrer Zeit in der Ukraine einen ganztägigen Luftalarm, dies verunsichere die Menschen merklich, so Joos. „Bewegend für mich war die Einweihung der neuen Krankenstation und die Übergabe des durch die Caritas Singen gespendete EKG-Gerätes. Die Dankbarkeit des Helferkreises vor Ort ist riesig.“
Ein stiller 20. Geburtstag für den Verein
Noch kurz vor der jüngsten Fahrt feierte der Verein „Hilfe für Menschen in der Ukraine“ sein 20-jähriges Bestehen. Eine große Feier gab es aber nicht. Keine ukrainische Folklore, keine farbenfrohen Gewänder, keine hohen schwarzen Stiefel, die flott über ein Bühnenparkett wirbeln, keine Volkstanzgruppe.
Die Feier war eine sehr familiäre Veranstaltung mit Rückblicken auf 20 Jahre erfolgreiche humanitäre Hilfsarbeit und viele damit verbundene, prägende Erlebnisse, wie Schirmherr Manfred Jüppner es beschreibt.

Jüppner selbst hat durch die vielen Transporte und die Begegnungen bei Besuchen in Transkarpatien die Liebe zu diesem Land und dessen Volk gespürt. Er wurde dort einst zum Ehrenbürger ernannt. Die aktuelle Lage allerdings ließ ihn und alle Mitglieder des Hilfsvereins die in ihrer Regelmäßigkeit stark zurückgegangenen Hilfstransporte wieder mit neuem Schwung angehen. „Die Menschen werden noch lange auf unsere Hilfe angewiesen sein“, so Jüppner. „Denn selbst wenn der Krieg beendet ist, bedarf es Hilfe beim Wiederaufbau.“
Was jetzt gebraucht wird
Aktuell sucht der Verein Notstromaggregate für die Ukraine. Am Wochenende komme jemand aus der Ukraine, um andere Spenden abzuholen. Falls Spender Aggregate zur Verfügung stellen könnten, könnten diese direkt mitgenommen werden.