Das Land Baden-Württemberg rüstet sich auf der Höri für die Energiewende. So soll auf dem Schienerberg eine Windenergie-Anlage aus drei bis vier Windrädern mit einer Höhe von jeweils 250 Metern entstehen, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt wurde. Dafür stellt die Forst Baden-Württemberg (Forst BW) aus ihrem Staatswald zwei für die Windenergie geeigneten Flächen auf der Gemarkung Öhningen zur Verfügung. Optional könnte in der Nähe im Gemeindewald auch noch ein fünftes Windrad aufgestellt werden.

Generalübernehmer ist die Firma Abo-Wind, spezialisiert auf Projekte mit erneuerbaren Energie mit Sitz in Wiesbaden, die in einem Ausschreibungsverfahren den Zuschlag erhielt. Das Unternehmen trägt das komplette Projektrisiko, übernimmt die Planungs- und Genehmigungskosten und trägt auch eine Rückbaubürgschaft von einer Viertelmillion Euro pro Anlage.

Die Firma Abo-Wind ist spezialisiert auf das Errichten von Windenergieanlagen in Waldgebieten – wie zum Beispiel hier der Windpark ...
Die Firma Abo-Wind ist spezialisiert auf das Errichten von Windenergieanlagen in Waldgebieten – wie zum Beispiel hier der Windpark Hofbieber in Hessen. | Bild: Abo-Wind

In der Sitzung des Öhninger Gemeinderats stellte Manuel Schmuck den Räten das Projekt vor. Er betreut bei Abo-Wind die Windkraftentwicklung für Baden-Württemberg. Die drei Windenergie-Anlagen haben ein Investitionsvolumen zwischen 35 und 40 Millionen Euro. Baubeginn könnte nach Abschluss der Planung und des Genehmigungsverfahrens ab 2027 sein, wie Manuel Schmuck erklärte.

Manuel Schmuck (am Mikrofon) leitet für Abo-Wind die Projektentwicklung von Windanlagen in Baden-Württemberg. Er präsentierte dem ...
Manuel Schmuck (am Mikrofon) leitet für Abo-Wind die Projektentwicklung von Windanlagen in Baden-Württemberg. Er präsentierte dem Öhninger Gemeinderat das Projekt. Daneben: Uwe Hirt (links), Vera Leibing sowie Bürgermeister Andreas Schmid. | Bild: Georg Lange

Doch noch steckt das Windanlagen-Projekt in den Kinderschuhen. Der Anlagentyp mit einer Leistung von je sieben Megawatt ist abhängig vom Artenschutz und von der Erschließungsmöglichkeit, mit der das Wiesbadener Unternehmen in das Genehmigungsverfahren einsteigt.

Umliegende Gemeinden könnten finanziell profitieren

Vom Projekte profitieren könnten laut Schmuck auch die Gemeindekassen im Umkreis von 2,5 Kilometern. Die Abo-Wind erwartet einen Energieertrag von rund 15,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und Windrad. Jede ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde spült 0,2 Cent in die Haushaltskassen der Gemeinden. Zudem fließen 90 Prozent der Gewerbesteuer in den Haushalt der Standort-Kommune.

Gibt es auf der Höri überhaupt genug Wind?

Auf Nabenhöhe von 170 Metern erwartet die Abo-Wind nach erster Abschätzung Windgeschwindigkeiten von 6,3 Metern pro Sekunde. Das sei für Baden-Württembergische Verhältnisse ein sehr guter Standort, so Schmuck. Der Wert soll noch durch eine Windmessung überprüft werden.

Die Anlagenabstände von 1000 Meter zum Innenbereich und von 600 Meter zum Außenbereich an Siedlungen und Wohnbebauungen könnten ebenso eingehalten werden wie die Richtwerte der Anlagen für die Schallimmissionen und den Schattenwurf, erläuterte Schmuck. Und da ab diesem Jahr die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung gilt, sollen die Anlagen nicht mehr die komplette Nacht blinken, sondern nur bei der Annäherung eines Flugobjektes.

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Das nächste Umspannwerk für die Energieeinspeisung auf deutschem Boden liegt etwa sechs bis sieben Kilometer Luftlinie nördlich von der Gemeinde Rielasingen entfernt. Gegebenenfalls könnte der Strom in das Netz der Elektrizitätswerke des Kantons Schaffhausen (EKS) eingespeist werden.

Mögliche Bürgerbeteiligung über Genossenschaften

Jede Windanlage habe beim Bau einen Flächenverbrauch von 8000 Quadratmetern. Hinzu komme in der Bauphase der Anlage ein temporärer Flächenverbrauch von 2000 bis 4000 Quadratmeter für das Lager und die Montage, so Schmuck. Das Fundament einer Anlage habe einen Durchmesser von 25 bis 27 Metern und eine Bautiefe von drei bis dreieinhalb Metern.

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Nach Sichtung aller für den Bau relevanten Vorgaben soll das Landratsamt über die Bürgerbeteiligung via Auslage und letztlich nach den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes über das Genehmigungsverfahren entscheiden. Möglich sei eine Beteiligung der Bürger in Form von Genossenschaften.

Öffentliche Vorstellung des Projekts am 4. Mai

Das Interesse der Räte an dem Projekt war in der Sitzung immens: Das Landschaftsbild, die Lärmemission und das Monitoring für den Artenschutz, aber auch die Kosten oder das Umrüsten bereits bestehender Anlagen waren erste spontane Fragen. Ebenso wurde der Transport von Bauteilen und Rotoren wie auch Ausgleichsmaßnamen für den Flächenverbrauch oder die Nachtkennzeichnung der Windräder und der Rückbau unter ökologischen Gesichtspunkten angesprochen.

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Sie sollen erneut bei einer öffentlichen Vorstellung des Projektes am Donnerstag, 4. Mai im Gebäude der ehemaligen Grundschule Schienen erörtert und mit den Bürgern diskutiert werden. Eine Stellungnahme vom Schiener Ortschaftsrat thematisierte derweil bereits „eine erhebliche Naturbeeinträchtigung für das Landschaftsschutzgebiet“ und bat „von einer Industrialisierung einer intakten Natur am Schienerberg abzusehen“.