Die Gemeinde Öhningen macht den Weg frei für eine fast acht Hektar große Photovoltaikanlage, die auf freiem Feld installiert wird. Mit dieser Anlage könnte ein Drittel der knapp 3700 Einwohner von Öhningen mit Strom versorgt werden. Der Gemeinderat hat diesem Projekt einstimmig zugestimmt. Der Gemeinderat folgte damit einer Projektplanung, die insgesamt vier potentielle Anlagen dieser Art in der Gemeinde Öhningen ausgemacht hat. In ihrer Gesamtheit würden alle vier Flächen zu einer der größten Anlagen in ganz Süddeutschland werden.
7,6 Hektar und 7,65 Megawatt Strom Ertrag
Der jetzt zugestimmten Fläche von 7,6 Hektar, die sich in der Nähe von Litzelhausen, westlich des Bergdorfs Schienen gelegen, befindet, kommt dabei rund ein Viertel der Gesamtfläche zu. Man rechnet für diese Anlage mit einem Ertrag von 7,65 Megawatt Strom. Das würde für rechnerisch 1125 Personen bei einem Durchschnittswert von 6800 Kilowattstunden Verbrauch pro Person und Jahr in Deutschland reichen. Oder auf Öhningen umgerechnet: Diese Solaranlage könnte fast ein Drittel der Einwohner der Gemeinde versorgen.
Im Gemeinderat hat man diese von vier angesprochenen Flächen bevorzugt, weil sie praktisch so gut wie keine Ackerfläche aus dem Betrieb nimmt. In dem Bereich, der oberhalb der Fahrstraße nach Riedern liegt, befindet sich heute ein Wiese. Mit dem Beschluss sind jetzt konkrete Planungen möglich. Sie sollen in einen sogenannten Vorhaben-bezogenen Bebauungsplan eingebracht und fixiert werden. In der für dieses Verfahren vorgesehenen Offenlage besteht die Möglichkeit, Einwände zu äußern.
RES baut Windpark Falkenhöhe
Das Projekt hat das Unternehmen RES vorgelegt, es ist nach eigenen Angaben das weltweit größte unabhängige Unternehmen für erneuerbare Energien. In Deutschland hat es seinen Sitz in Vörstetten bei Freiburg. Derzeit baut RES den Windpark Falkenhöhe im Schwarzwald.
Für Bürgermeister Andreas Schmid ist das jetzt von der RES Deutschland für die Gemeinde Öhningen vorgelegte Konzept nicht nur schlüssig, sondern auch aus verschiedenen Gründen attraktiv. Putin habe mit seinem Aggressionskrieg in der Ukraine noch einmal dem Bau von Anlagen zur Produktion von erneuerbaren Energien einen Schub gegeben. „Man kann jetzt mit regenerativen Energien Geld verdienen“, sagte Schmid auf Anfrage.
Die geplante Anlage in Öhningen könnte sogar den Bürgern zugute kommen. Laut RES käme einer Bürgerenergiegesellschaft als Betreiber in Frage, die als genossenschaftliche Anteilseigner von den Erträgen profitierten. Die mögliche Solar-Freilandanlage würde aus Sicht von Bürgermeister Schmid auch nicht in Konkurrenz zu den ebenfalls möglichen Windkraftanlagen auf dem Schienerberg stehen, für die das Land Baden-Württemberg die Flächen bereits ausgeschrieben hat.
Stromleitungen braucht es auch
Geographisch wären die Windräder nicht weit von der Photovoltaik-Freiflächenanlage entfernt gelegen, in Sichtweite nur einige hundert Meter nördlich. Das wiederum ergäbe einen denkbaren Synergieeffekt, wie Andreas Schmid bemerkt: „Das eine begünstigt das andere“, sagt er mit Blick auf die dazu notwendigen Stromleitungen. Denn bisher sind diese noch nicht vorhanden, um die anfallende Strommenge überhaupt abtransportieren zu können. Dabei ist es durchaus denkbar, dass der Anschluss der Leitungen aus geographischen Gründen in die Schweiz geht.
Bis es soweit ist, müssen sich alle noch ein bisschen gedulden. „Vor 2024 geht nichts ans Netz“, sagt Schmid. Zunächst müssen die notwendigen Genehmigungen und Nutzungsänderungen beschlossen sein. Immerhin ist nach seiner Aussage der Eigentümer der Fläche mit einer Verpachtung einverstanden. Kein Wunder – laut dem Bürgermeister erhalten Landwirte derzeit rund das 15-fache für ihre Flächen gegenüber einer herkömmlichen Nutzung, wenn sie diese für die Gewinnung von erneuerbaren Energien zur Verfügung stellen.
Erholung der Böden
Immerhin sollen die Freiflächenanlagen durchaus zur Biodiversität beitragen. Mit Heckenpflanzungen und Insektenhotels sowie einer Extensivierung der Grünfläche steigerten sie so ganz nebenbei die Artenvielfalt und tragen zu einer Erholung der Böden bei.