In den kommenden Jahren sollen auf der Höri zwei Großprojekte für die Energiewende umgesetzt werden. Die Firma ABO Wind plant auf dem Schienerberg einen Windpark mit vier Windkraftanlagen auf Flächen des baden-württembergischen Staatsforsts. Und westlich von Schienen und in der Nähe zur Schweizer Grenze soll ein Solarpark durch die RES Deutschland entstehen. Unter Öhninger Gemeinderäten und Schiener Bürgern sorgten die Pläne für Fragen und auch Bedenken.
Die beiden Unternehmen luden daher am vergangenen Donnerstag zu einer gemeinsamen Veranstaltung in die Grundschule in Schienen ein, um die Projekte den Bürgern auf einer kleinen Messe vorzustellen und Fragen zu beantworten. Laut Daniel Duben, Pressesprecher bei ABO Wind, habe man sich für diese Form entschieden, um leichter miteinander ins Gespräch kommen zu können.
Über 100 Besucher in der Grundschule
Beide Unternehmen waren gleich mit mehreren Ansprechpartnern vor Ort – darunter auch die jeweiligen Projektleiter. Etwas mehr als 100 Besucher fanden sich in der Grundschule ein, besonders bei den Plakaten zum Windpark auf dem Schienerberg war der Andrang groß. Denn rund um den Park, das wurde im Verlauf des Nachmittags deutlich, beschäftigten vor allem drei Themen die Bürger: die Lärmbelästigung für Anwohner, insbesondere in Schienen, die Anlieferung der Rotorblätter durch die verwinkelten Serpentinen sowie die mögliche Beteiligung der Bürger an dem Projekt – beispielsweise durch eine Genossenschaft.
Über 40 Dezibel nachts? Lärmschutz beschäftigt die Anwohner
Besonders der Lärmschutz sorgte für einige Diskussion. Denn laut vorgestelltem Entwurf liegen Teile von Schienen in einer Zone, in der laut Gutachten auch nachts Lärm von über 40 Dezibel, und damit über dem erlaubten Grenzwert für Wohngebiete, zu erwarten sei. Projektleiter Manuel Schmuck räumte ein, dass der aktuelle Entwurf so nicht genehmigungsfähig wäre.
Doch warum wurde er dann so geplant? Schmuck erklärte den Bürgern, man habe mit den Standorten der Windanlagen so geplant, da man zunächst einen meist ausreichenden Abstand von 1000 Metern zu den Wohngebieten angenommen habe. Erst ein nachträgliches Schallgutachten habe eine zu hohe Belastung ergeben, so Schmuck.

Den bisherigen Entwurf und mögliche Korrekturen habe die ABO Wind jedoch transparent machen wollen. So stehe man noch ganz am Anfang des Projekt, bis zu dessen Umsetzung noch vier oder fünf Jahre vergehen könnten. Die Planung soll nun nach und nach an Natur- und Schallschutzvorgaben angepasst werden. Möglich sei zum Beispiel, eine der vier Anlagen zu verschieben oder wegzulassen. Alternativ könnte man sie nachts nicht unter Volllast laufen lassen. Außerdem könnte es bis zur Umsetzung in einigen Jahren leisere Technologien geben.
Hinsichtlich der finanziellen Beteiligung der Schiener Bürger konnte Schmuck noch keine konkreten Zusagen geben. Die Rendite, die in einigen Jahren möglich ist, könne noch nicht seriös vorhergesagt werden.

Insgesamt hätten die Fragen und Anmerkungen der Bürger laut Schmuck das gesamte Spektrum von Kritik bis positivem Interesse am Windpark abgedeckt, seien aber immer sehr sachlich gewesen. „Die Skepsis der Anwohner ist bei einem solchen Großprojekte aber natürlich da, das ist normal“, so Schmuck. Widerstand gab es während der Veranstaltung nicht. Lediglich am Eingang hatten die Gegner des Projekts ein Plakat abgebracht, in der Schule selbst war allerdings keiner von ihnen anwesend.
Größe und Leistungsstärke sorgen für Diskussionen
Auch zum geplanten Solarpark hatten die Anwesenden in der Grundschule mehrere Nachfragen. Einige Bürger äußerten gegenüber Projektleiter Miles Skeletti Bedenken wegen der Höhe der Anlagen und Eingriffen in die Natur durch die Stromtrassen, die von der Anlage wegführen. Sie sollen laut Skeletti allerdings unterirdisch verlaufen. Zudem waren Anlagengröße und -leistung nachgefragt. Sie sollen bei 10,5 Hektar Fläche und etwa 10 Megawatt liegen.
Auch mögliche finanzielle Vorteile für die Gemeinde waren Thema. Sie soll laut Skeletti durch die Kommunalabgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde fünfstellige Beträge jährlich einnehmen und zusätzlich durch die Gewerbesteuer profitieren.
Zudem war auch beim Solarpark die finanzielle Beteiligung der Bürger Thema. Vorgestellt wurden mehrere Formen, am wahrscheinlichsten und auch von den Besuchern am meisten nachgefragt war laut Skeletti die Form des Nachrangdarlehens. Dabei könnten Bürger sich am Projekt finanziell beteiligen und eine Rendite durch Zinsen einstreichen.
Firmen ziehen positives Fazit
Das Fazit von Daniel Duben, Pressesprecher der ABO Wind, fiel am Ende der Messe positiv aus: „Die Stimmung war meiner Meinung nach sehr gut, viele Bürger haben das wertgeschätzt. Auch die Kritiker fanden es gut, dass wir da waren.“ Nun sollen die Pläne für die beiden Projekte weiter vorangetrieben und an die Erfordernisse von Natur- und Lärmschutz angepasst werden. Um die Menschen auf der Höri dabei weiter einzubinden, planen die beiden Unternehmen laut eigener Aussage in den kommenden Jahren weitere Informationsveranstaltungen dieser Art.