Die dritte Pressekonferenz in seinem Amtszimmer zum Thema Corona beginnt Oberbürgermeister Martin Staab in seiner neuen Rolle, es ist die des Vermittlers. „Wir müssen übersetzen, was in der neuen Landesverordnung drin steht“, sagt Staab. Sie ist am Dienstag in den späten Abendstunden von der Landesregierung erlassen worden und regelt die Schließung von Geschäften und Einrichtungen. Für die nötige Übersetzungsarbeit hat Staab ein Bürgertelefon einrichten lassen. Auch weil das Rathaus auf dem Marktplatz in Radolfzell für den Besucherverkehr geschlossen ist. Auch die Verwaltung sei angehalten, die Zahl der persönlichen Kontakte zu verringern.

  • Erreichbarkeit: Obwohl die Rathaustüre geschlossen ist, will der OB, dass in Radolfzell eine andere Botschaft in der Bevölkerung ankommt: „Wir sind für die Bürger da“, verspricht Staab. Deshalb seien die Mitarbeiter der Stadtverwaltung auch weiterhin am Telefon oder per E-Mail erreichbar. Auch der gute alte Brief könne im Rathaus eingeworfen werden. Da, wo es ein persönliches Erscheinen in der Verwaltung brauche, müsse aber vorher nach telefonischer Absprache ein Termin vereinbart werden. Damit die Anrufe nicht ins Leere laufen, soll die Anzahl der Mitarbeiter an den Telefonen verstärkt werden.
Die Rathaustüre auf dem Marktplatz in Radolfzell ist geschlossen: Ein Schild bittet um Kontaktaufnahme per E-Mail oder Telefon.
Die Rathaustüre auf dem Marktplatz in Radolfzell ist geschlossen: Ein Schild bittet um Kontaktaufnahme per E-Mail oder Telefon. | Bild: Becker, Georg
  • Bürgertelefon: Mit dem Einrichten des Bürgertelefons unter (0 77 32) 81 58 5 hat Staab einen weiteren Kommunikationsweg ins Rathaus eröffnet. „Das ist keine seelsorgerische Einrichtung und auch keine Virus-Hotline, hier sollen einfache Fragen beantwortet werden oder ein Kontakt vermittelt werden“, berichtet Staab.
  • Verwaltungsstab statt Krisenstab: Im Landratsamt wird die Einsatzleitung im Rahmen der Corona-Pandemie „Krisenstab“ genannt, es soll Einrichtungen geben, die bevorzugen den eher militärisch besetzten Begriff „Taskforce“. Im Rathaus Radolfzell trifft sich der „Verwaltungsstab“ alle zwei Tage zu einer Lagebesprechung. Dazu gehört neben OB Staab, Bürgermeisterin Monika Laule und Feuerwehrkommandant Helmut Richter seit dieser Woche auch Willi Streit, Leiter des Polizeireviers Radolfzell.
  • Diese Geschäfte dürfen offen bleiben: Mit der Positivliste des Landes sei klar geregelt, welche Geschäfte öffnen dürften, so der OB. Das sind Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien,
    Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, Zeitungsverkauf, Bau-,­ Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte sowie der Großhandel Hofläden und Raiffeisenmärkte. Und das sogar an Sonn- und Feiertagen. OB Staab weist darauf hin, dass diese Geschäfte für die entsprechenden Hygienestandards sorgen und auch den Zutritt regeln müssen: „Der Handel muss Warteschlangen vermeiden.“ Um den vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Abstand von mindestens 1,50 Meter oder besser zwei Metern macht sich der OB wenig Sorgen: „Den halten die Menschen freiwillig ein.“
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  • Gaststätten und Eisdielen: Die neue „Verordnung der Landesregierung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus „SARS-CoV-2“ erlaubt nur den Betrieb von Schank- und Speisegaststätten sowie Mensen bis spätestens 18 Uhr. Nach dieser Verordnung müssen Eisdielen geschlossen bleiben. Bürgermeisterin Monika Laule weist auf den Sonderfall Radolfzell hin: „Die Eisdielen in Radolfzell haben eine Erlaubnis als Schank- und Speisegaststätten.“ Dennoch wird das Geschäft erheblich eingeschränkt: „Die Eisdielen dürfen Speisen und Kaffee anbieten, aber kein Eis“, sagt Monika Laule. Das entspräche dem Sinn der Verordnung, bestätigt OB Staab: „Die Zielsetzung lautet: größere Menschenansammlungen zu verhindern.“
  • Reisebus, Hotels, Ferienwohnungen: Die Vermeidung von Sozialkontakten gilt auch für den Tourismus. In der Verordnung seien „explizit“ Reisebusfahrten und touristische Übernachtungsangebote untersagt, so der OB. Darunter fallen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze. Es gibt noch eine Besonderheit: „Wir müssen unsere Wohnmobilplätze schließen.“