Mit etwas Verwunderung habe man vor wenigen Wochen nach Konstanz geblickt. Dort ist Anfang Mai der Klimanotstand ausgerufen worden. Die Radolfzeller Bürgermeisterin Monika Laule sagt, man sei überrascht gewesen.

„So eine Entscheidung hat schwerwiegende Folgen, man muss darauf vorbereitet sein, einen Plan haben“, sagt sie. Ob den Konstanz habe, das könne sie nicht beurteilen. Für Radolfzell jedoch schließt Laule aus, dass auch hier der Klimanotstand ausgerufen werden soll.

Das Hausherrenfest steht nicht zur Diskussion

Erste Konsequenz des Klimanotstandes in Konstanz ist das Ende des Seenachtsfestes. Vor allem das große Feuerwerk stand dabei besonders in der Kritik. Rund 80 000 Euro sollen an einem Abend in die Luft geschossen worden sein. Die Feinstaubbelastung steigt durch diese einmalige Veranstaltung enorm an.

Hinzu kommen weitere Faktoren des Seenachtsfestes, wie zum Beispiel Müll und die extreme Belastung durch den An- und Abreiseverkehrt der zumeist auswärtigen Besucher. Auch in Radolfzell wird am 21. und 22. Juli groß gefeiert. Steht nun das Feuerwerk am Hausherrenfest auf der Kippe? „Auf keinen Fall“, sagt Martin Lang, Leiter des Kulturbüros.

Bevölkerung hängt am großen Stadtfest

Noch habe niemand geäußert, dass er das Feuerwerk am Hausherren-Sonntag für überflüssig halte. Für Lang liege die Entscheidung ohnehin in den Händen der Vereine, die das Fest maßgeblich gestalten und ausrichten. Sie seien auch das Sprachrohr der Bevölkerung. So lange die Vereine das Feuerwerk möchten, werde es stattfinden.

Allgemein bewege man sich ohnehin in Größe und Kostenrahmen weit entfernt von dem, was am Seenachtsfest veranstaltet würde. Dennoch habe man sich die aktuelle Klimadiskussion zu Herzen genommen und das Hausherrenfest-Feuerwerk ein wenig verändert. Es werde laut Martin Lang in diesem Jahr ein Musikfeuerwerk geben.

Feuerwerk ist kürzer als im vergangenem Jahr

Dieses sei ein bisschen kürzer als das Feuerwerk im vergangenen Jahr. Statt zwölf wird der Himmel nur neun Minuten lang von Raketen erleuchtet sein. Und statt 80 000 Euro koste das Radolfzeller Feuerwerk nur einen niedrigen vierstelligen Betrag.

„Eine ökologische Alternative zum Feuerwerk gibt es noch nicht, außer ganz darauf zu verzichten. Aber wir haben nicht das Gefühl, dass das die Bürger möchten“, sagt auch Bürgermeisterin Monika Laule.

Hausherrenfest ist eine feste Tradition in Radolfzell mit hoher emotionaler Verbundenheit

Anders als das Seenachtsfest habe das Hausherrenfest einen anderen Stellenwert in der Radolfzeller Bevölkerung, sind sich Lang und Laule einig. Dadurch, dass es ein kirchliches Fest sei und der weltliche Teil von den Vereinen organisiert werde, sei das Hausherrenfest ein Fest von Radolfzellern für Radolfzeller.

„Wir haben überlegt, ob wir das Hausherrenfest überregional stärker bewerben sollen, doch haben uns dagegen entschieden. Es soll ein familiäres Fest bleiben, wir möchten es nicht kommerzialisieren“, sagt Monika Laule. Es sei ein Fest, an dem Exil-Radolfzeller zurück in ihre Heimat fahren, um dabei zu sein.

Die meisten Gäste kommen mit Bus, Bahn oder dem Rad

Und das stelle laut Martin Lang auch fast den ganzen Anreiseverkehr dar. „Wir haben beim Hausherrenfest noch nie extra Parkplätze ausweisen müssen“, sagt er. Der Messeparkplatz reiche völlig aus, ohnehin kämen die meisten mit dem Rad oder ÖPNV. Allein dieser Umstand mache das Hausherrenfest klimafreundlicher als das Seenachtsfest.

Ferner verzichte man schon länger größtenteils auf Wegwerf-Geschirr. Dank dem Spülmobil und einer Spülstraße habe man es logistisch geschafft, gegen ein Pfand Porzellangeschirr, Gläser und Besteck an die Gäste ausgeben zu können.

Vereine richten lokales Fest mit regionalen Produkten aus

Auch die Zutaten und Produkte, die die Vereine während dem Fest an ihren Ständen anbieten, seien größtenteils aus der Region. Auch drucke man sämtliche Flyer und Plakate auf umweltfreundlichem Papier. Die Lampignons seien mittlerweile auch LED-betrieben und würden wiederverwertbar sein.

Stadt ist längst intensiv mit dem Klimaschutz beschäftigt

„Es ist ein Lernprozess, der nie abgeschlossen ist. Wir entwickeln uns ständig weiter“, sagt Martin Lang. Monika Laule sieht für Radolfzell keinen Klimanotstand. Das Thema Umweltschutz sei schon immer wichtig gewesene. Man habe ein klimaneutrales Gewerbegebiet eingerichtet und sei dabei, alle öffentlichen Gebäude energetisch zu sanieren.

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