Von so viel Regen wurde im Sommer 2018 noch geträumt: Nachdem es bereits in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder zu Regenfällen kam, wurde die Bodenseeregion am jetzigen Wochenende von einem starken Unwetter heimgesucht. Während vor allem Überlingen dessen Folgen zu spüren bekam, als der Bahnhof unter Wasser gesetzt wurde, haben Sturm und Wassermassen auch in Radolfzell ihre Spuren hinterlassen.
Bis zu 29 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen hier laut der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg am Samstag, ein weiterer Meter am Sonntag. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Radolfzell und den Abteilungen der Ortsteile führte das zu insgesamt 17 Einsätzen, wie Tobias Oechsle mitteilt. Am Samstag rückten die Einsatzkräfte ab 21.15 Uhr 13 Mal aus, am Sonntag wurden sie zu vier Notsituationen gerufen. „Im Einsatz waren dabei neun Fahrzeuge und insgesamt etwa 50 Einsatzkräfte. Weitere Einsatzkräfte wurden vorsorglich in den verschiedenen Feuerwehrhäusern in Bereitschaft gehalten, um gegebenenfalls weitere anfallende Einsätze zeitnah abzuarbeiten“, gibt Oechsle bekannt.

Viermal wurde die Feuerwehr wegen mit Wasser vollgelaufenen Kellern verständigt, die leer gepumpt werden mussten. Hinzu kamen auf der Seite liegende Gegenstände wie Baustellenabgrenzungen. Umgekippte Bäume mussten unter anderem auf der Landstraße 220, der Bundesstraße 34 und auf der Verbindungsstraße zwischen Markelfingen und Kaltbrunn entfernt werden. Weitere Bäume waren zudem auf den Bahngleisen im Bereich der Haltestelle Haselbrunn und auf einen Campinganhänger am Campingplatz Markelfingen gestürzt, der jedoch nur leicht beschädigt wurde. Am Wasserspielplatz in Radolfzell drohte der Ast einer Kastanie neben dem Spielbereich nachzugeben und auf den Boden zu fallen, im Stadtgebiet wurden weitere Äste gemeldet, die beinahe auf Gehwege fielen. Sie wurden sicherheitshalber von der Feuerwehr entfernt, verletzt wurde während den Vorfällen niemand.

Aber auch an den Tagen nach dem Unwetter sind die Folgen der starken Regenfälle noch zu spüren und insbesondere am Bodensee zu sehen. Auf ihrer Internetseite weist die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg auf einen derzeitigen Pegelstand von 4,52 Metern vor Radolfzell hin. Die Ufer neben der Promenade sind teilweise bereits überflutet, die Wiese steht an einigen Stellen unter Wasser. Am Anleger und der Mole sieht es ähnlich aus und der Radweg zwischen Radolfzell und Moos wurden bereits überspült. Am Freitag hatte das Landratsamt Konstanz den Radweg daher gesperrt und eine Umleitung über Rickelshausen eingerichtet. Über das Wochenende war der Bodenseepegel so weit gestiegen, dass nun auch ein Teil der Fahrbahn der daneben liegenden Radolfzeller Straße unter Wasser steht.
Ob das Wasser noch weiter steigt und es in Radolfzell zu Hochwasser kommt, lässt sich derzeit nicht sagen, erklärt Feuerwehrmann Tobias Oechsle. Laut den Vorhersagen des Landes sei zwar eher mit einem fallenden Pegel zu rechnen, ob es dazu jedoch tatsächlich kommt, hänge davon ab, ob es in den Alpen zu Regen oder Schneeschmelze komme: „Das hat nicht unbedingt etwas mit dem Wetter hier zu tun.“ Die Feuerwehr behalte die Entwicklung aber im Auge. Auch die Stadtverwaltung will wachsam bleiben, um bei der für Radolfzell kritischen Wassermarke von fünf Metern erste Maßnahmen ergreifen zu können, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Den Bürgern wird zudem geraten, Vorkehrungen für den Ernstfall zu treffen – das gilt insbesondere für jene Personen, die nahe am Wasser leben. Dazu gehören unter anderem der Einbau eines Rückstauverschlusses für Abflussleitungen und die Stabilisierung von Öl- und Gastanks, damit diese im Falle eines Hochwassers nicht umkippen können.
Hochwasserschutz
Damit Radolfzeller Bürger sich auf ein mögliches Hochwasser vorbereiten und Vorkehrungen treffen können, hat der Fachbereich Feuerwehr und Bevölkerungsschutz ein Merkblatt erarbeitet, auf dem Hinweise gegeben werden. Dieses weist auch darauf hin, wie Bürger im Falle eines Hochwassers angemessen reagieren und ihre Besitztümer schützen können. Das Merkblatt ist im Bürgerbüro und im Feuerwehrhaus in der Hohentwielstraße 26 erhältlich. Zudem kann es auf der Internetseite der Stadt heruntergeladen werden.