Schon seit geraumer Zeit ist den Verantwortlichen des Tierschutzvereins Radolfzell klar: Dem Tierheim geht der Platz aus. Schon vor fünf bis sechs Jahren habe sich angekündigt, dass das ein Problem werden könnte, berichtet die Vorsitzende Julia Bierbach. 2020 hatte sie dem SÜDKURIER bereits geschildert, wo die Probleme liegen, daraufhin wollte die Stadt prüfen, wo ein geeignetes Gelände für einen neuen Standort existiert. Gefunden wurde das seither aber nicht, für das Tierheim gibt es noch immer keine Pläne.
Wie Julia Bierbach mitteilt, kommt nun aber wieder Bewegung in die Sache: OB Simon Gröger sei auf das Tierheim zugekommen und es hätte bereits ein Gespräch mit ihm, Bürgermeisterin Monika Laule und Thomas Nöken, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Baurecht, stattgefunden.
Weiteres Gespräch im April
„Jetzt geht es darum, ein Grundstück zu suchen auf der Gemarkung Radolfzell, das den Ansprüchen entspricht“, sagt Bierbach – es sollte keine Probleme wegen des Lärmschutzes geben und der neue Standort solle nach Möglichkeit auch gut erreichbar sein. „Wir haben viele Helfer, die nicht mobil sind“, erklärt Bierbach, so etwa Schüler.
Wie Thomas Nöken auf SÜDKURIER-Nachfrage berichtet, laufe eine Potenzialanalyse geeigneter Standorte. „Mit ersten Ergebnissen ist in den nächsten Wochen zu rechnen.“ Laut Julia Bierbach sei ein weiteres Gespräch mit der Stadtverwaltung bereits im April angesetzt.
Im aktuellen Tierheim ist es zu eng
Ein neuer Standort für das Tierheim wird dringend benötigt. „Wir sind einfach zu klein“, erzählt Julia Bierbach. So fehle es unter anderem an einem geeigneten Hundeauslauf – zwar könne das Tierheim eine Wiese nutzen, diese gehöre aber eigentlich zur Kläranlage und sei zu klein. Zudem gebe es keine den Standards des Deutschen Tierschutzbunds genügenden Quarantäne- beziehungsweise Krankenstation.
Und auch bei der Unterbringung der Fundtiere werde es eng: Das Kleintierhaus müsse aktuell auch als Katzenhaus dienen, weil Kapazitäten fehlen und bei den Hunden werde es eng. Das Team würde daher darauf achten, die Hunde so viel wie möglich ins Freie zu lassen.
Zahl der Fundtiere nimmt zu
Und wie Julia Bierbach berichtet, habe es in der Pandemie zwar weniger Pensionstiere gegeben, da weniger Personen in den Urlaub fuhren. Dafür habe die Zahl an Fundtieren enorm zugenommen. Jährlich habe das Tierheim mit etwa 400 Tieren zu tun. In der Vergangenheit seien es etwa 70 bis 80 Fundtiere pro Jahr gewesen. 2020 seien es jedoch schon über 100 geworden, „und letztes Jahr waren wir bei 163 Fundtieren“. Damit habe sich die Zahl mehr als verdoppelt.
Die meisten davon – nämlich 137 – seien Katzen gewesen. Dass es so viele sind, führen Julia Bierbach und Nicole Weber, die ebenfalls zum Vorstandsteam des Tierschutzvereins gehört, unter anderem darauf zurück, dass unkastrierte Katzen sich stark vermehren. Der Verein versuche, das durch Kastrationsaktionen einzudämmen.
Keine Möglichkeit zur Erweiterung
Zudem habe die Zahl an Tieren, die als Problemfälle von der Polizei oder dem Veterinäramt an das Tierheim gegeben wurden, zugenommen. Während es vor 2020 etwa acht bis zehn pro Jahr gewesen seien, seien es 2020 zwischen 15 und 20 und 2021 etwa 15 gewesen. All die Tiere brauchen Platz. Am aktuellen Standort könne sich das Tierheim aber nicht vergrößern, weil nebenan bereits Kläranlage und Technische Betriebe liegen. „Wir sind hier quasi eingekesselt“, so Bierbach.
Außerdem gebe es bereits jetzt Probleme mit Anwohnern, weil Hunde zu laut bellen. „Wir verstehen das natürlich“, betont Julia Bierbach. Aber die Tiere könnten eben gerade im Sommer nicht dauerhaft eingesperrt werden, da sei es zu heiß. Bierbach befürchtet, dass sich durch eine Bebauung des Fora-Areals die Probleme noch verschärfen.