Es war das Überraschungsthema beim SÜDKURIER-Gespräch mit Bernhard Diehl zum Jahresvorausblick für den Ortsteil Böhringen: Er kündigt seinen Rückzug als Ortsvorsteher von Böhringen an. Er wolle sich nach den Kommunalwahlen im Juni dieses Jahres nicht mehr für den Posten zur Verfügung stellen. Seine Begründung: „Ich bin der Überzeugung, dass es für einen Ortsteil dieser Größe, der sich auf 5000 Einwohner zubewegt, einen hauptamtlichen Ortsvorsteher braucht!“

Die gewachsenen Aufgaben und Verpflichtungen seien ehrenamtlich neben einer hauptberuflichen Vollzeitbeschäftigung einfach nicht mehr zu stemmen, führte er an. Schon seit vielen Jahren setze er sich dafür ein, nicht nur aktuell bei Oberbürgermeister Simon Gröger, sondern auch schon bei dessen Vorgänger Martin Staab.

Er würde Voraussetzung nicht erfüllen

Er selbst, macht er deutlich, käme als hauptamtlicher Ortsvorsteher nicht in Frage, da eine Voraussetzung für Bewerber die gehobene Verwaltungslaufbahn sei, über die er nicht verfüge. Und da er im Hauptberuf seit zwei Jahren zu 100 Prozent als Geschäftsführer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge für Südbaden und Süd-Württemberg arbeite, könne er nicht mehr zur Verfügung stehen.

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht drei Stunden abends im Rathaus bin, ganz abgesehen von Telefonaten tagsüber mit dem Sekretariat“, erklärt er. Hinzu kämen seine Aufgaben als Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion und als Kreisrat.

Früher war der Ortsvorsteher hauptamtlich

Ein kurzer Blick zurück: Bis zum Rücktritt von Roland Helmlinger 2003 nach 18-jähriger Amtszeit hatte Böhringen tatsächlich noch einen hauptamtlichen Ortsvorsteher. Der im vergangenen Jahr verstorbene frühere Ortsvorsteher war zu 51 Prozent Ortsoberhaupt und zu 49 Prozent als Verwaltungsbeamter in unterschiedlichen Bereichen der Stadtverwaltung tätig.

Interimsmäßig übernahm damals CDU-Ortschaftsrat Bernhard Ruf ehrenamtlich die Geschäfte, bis Bernhard Diehl Ende September 2004 mit 34 Jahren zum ehrenamtlichen Ortsvorsteher gewählt wurde.

Das könnte Sie auch interessieren

Der junge Ortsvorsteher Diehl hatte eine Ausbildung zum Musiker an den Musikhochschulen Stuttgart und Zürich absolviert und arbeitete sowohl in Singen als auch in der Schweiz als Musikpädagoge. Bereits sein Großvater wie auch sein Vater waren in der Gemeinde früher politisch engagiert.

Länger im Amt als die Vorgänger

„Schon nach fünf Jahren – vor meiner Wiederwahl 2009 – habe ich gesagt, dass ein Ortsteil dieser Größe eigentlich einen hauptamtlichen Ortsvorsteher braucht“, so Bernhard Diehl. „2014 nahm ich mir dann vor, 15 Jahre als Ortsvorsteher voll zu machen. 2019 habe ich dann beschlossen, nochmal fünf Jahre dranzuhängen – auch für das wichtige Projekt ‚Neue Ortsmitte‘ mit dem Dorfgemeinschaftshaus. Wenn ich jetzt als Ortsvorsteher aufhöre, war ich 20 Jahre im Amt – länger als alle meine Vorgänger“, resümiert Bernhard Diehl.