Die jüngste Großveranstaltung im Radolfzeller Milchwerk war ein gutes Beispiel für ein Problem, das Leiterin Tanja Adamski beschäftigt: Direkt nach dem Betreten des Veranstaltungshauses wurden die Besucher des Neujahrsempfangs darauf hingewiesen, dass sie bitte ihre Jacken, Mäntel und Taschen an der Garderobe abgeben sollten.

Was vereinzelte Besucher als Gängelung empfanden, hat aus Sicht der Leiterin des Hauses aber einen sinnvollen Hintergrund: „Wir wollen die Leute nicht schikanieren, aber die Kleidungsstücke und Taschen können zu einer echten Gefahr werden“, sagt Tanja Adamski.

Gefahr im Brandfall

Die Brandschutzverordnungen schreiben Veranstaltungsstätten vor, dass zwischen den Stuhlreihen mindestens 40 Zentimeter Platz vorhanden sein müssen. Dieser Zwischenraum wäre in einer Notsituation aber nicht vorhanden, wenn die Besucher des Milchwerks ihre Jacken über die Lehnen legen oder im Fußbereich verstauen.

Nicht nur Stolperfalle, auch Brandmaterial

Was als echte Barriere in einem Fluchtfall daherkommt, könnte bei einem Brand zusätzlich noch als Feuermaterial dienen. Schon allein diese beiden Gründe sollten als Argumente ausreichen, um den Mantel nach dem Betreten an der Garderobe abzugeben. Eine echte Pflicht dazu besteht laut Tanja Adamski jedoch nicht, wie sie betont. Wer also seine Jacke tatsächlich im Veranstaltungssaal weiter tragen möchte, darf dies tatsächlich.

Weniger Probleme bei kleinen Veranstaltungen

Die Veranstalter, beziehungsweise das Veranstaltungshaus sind jedoch dazu verpflichtet, die Sicherheit der Milchwerk-Besucher zu gewährleisten. Aus diesem Grund werden bei größeren Veranstaltungen mittlerweile externe Security-Kräfte angeheuert.

Das könnte Sie auch interessieren

Bei kleineren und weniger stark besuchten Veranstaltungen gibt sich das Haus „flexibel“, wie Tanja Adamski sagt. Soll heißen – dann gestattet man es den Besuchern, ihre Jacken mit in den Veranstaltungssaal hineinzunehmen. Bei größeren Abständen der Besucher zueinander ist die Gefahr deutlich geringer, dass die Fluchtwege im Fall des Falles durch die Kleidungsstücke versperrt sind. Zudem sind dann nicht zwingend die Mitarbeiter des Caterers Frank Münz vor Ort, die den Garderobendienst übernehmen.

Nicht jeder will bezahlen

Der Dienst verursacht selbstverständlich Kosten, die nicht jeder Besucher und Veranstalter kommentarlos übernehmen will. Der obligatorische Euro pro Kleidungsstück ist so manchem schon zu viel, wie die Einrichtungsleiterin aus Erfahrung zu berichten weiß.

Neulich beim Neujahrsempfang: Bürger stehen an der Garderobe an, nachdem sie das Milchwerk betreten haben. So wünscht sich das die ...
Neulich beim Neujahrsempfang: Bürger stehen an der Garderobe an, nachdem sie das Milchwerk betreten haben. So wünscht sich das die Leitung der Veranstaltungsstätte. | Bild: Jarausch, Gerald

Dennoch möchte sie an die Besucher appellieren, diesen kleinen Obolus in Kauf zu nehmen: „Bei einem Ticket für 25 Euro sollte wohl noch ein Euro für die Jacke übrig sein“, sagt sie. Alternativ rät sie – falls möglich – den warmen Mantel im Auto zu lassen, bevor man das Milchwerk betritt.

Pandemie als Katalysator

Ein weiterer Katalysator war die Zeit während der Pandemie. Wenn Veranstaltungen stattfinden konnten, dann mit deutlich größerem Abstand aller Beteiligten und somit auch ungefährlicher hinsichtlich des Brandschutzes. „Die Situation hat sich nach Corona verschärft“, stellt Tanja Adamski in diesem Zusammenhang fest.

Aber nicht nur die Besucher zeigen sich mitunter wenig einsichtig, so Adamski. Selbst Veranstalter, die die Vorschriften eigentlich kennen sollten, möchten die anfallenden Kosten ungern übernehmen oder selbst dafür Personal abstellen.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Tat werden die Vorschriften praktisch überall anders gehandhabt. In manchen Häusern werden sie rigoros umgesetzt, in anderen eher lax. Nach einer ähnlichen Diskussion im Konstanzer Bodenseeforum verzichtet man dort mittlerweile auf die Gebühr an der Garderobe. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Kleidungsstücke und Taschen dort abgegeben werden müssen. Eine Änderung der Gebühren für das Milchwerk könnte allenfalls der Radolfzeller Gemeinderat treffen. Das allerdings nicht vor dem Jahr 2024. Die letzte gültige Entgeltordnung wurde zum 1. September 2022 umgesetzt.