Die ehrenamtlichen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) stehen am Freitag um 14 Uhr bereit – gleich beginnt das Blutspenden im Milchwerk in Radolfzell. Doch draußen warten nur wenige Spender. Auch drinnen ist später wenig los. Das hat einen Grund: Wegen Corona mussten alle Spender feste Termine buchen – damit es kein Gedränge vor und im Gebäude gibt.
Für Eberhard Weck, Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg/Hessen, steht der Erfolg aber außer Frage: „Die Spendenwilligkeit ist genauso hoch wie vor Corona, die Leute kommen nur nicht alle auf einmal.“
Mehr Anmeldungen als geplant
Die Anmeldezahlen stimmen. „Wir haben in Radolfzell sehr viele zuverlässige Spender. Für den Termin im Milchwerk haben wir eigentlich mit 213 Spendern geplant. Doch jetzt wurden es sogar 235 Anmeldungen“, sagt Weck.
Das sei aber kein Problem. Denn am Ende seien es sicher etwas weniger Spender, weil manche nicht kommen könnten oder aus medizinischen Gründen dann doch nicht spenden dürften.

Die Helfer vor Ort im Milchwerk sind gerüstet. Sie bestehen aus zwei Teams – acht ehrenamtliche Mitglieder des DRK-Ortvereins Radolfzell und weitere elf Mitarbeiter des DRK-Blutspendedienstes. Zwei von ihnen sind Daniela Haas und Dennis Wächter. Die beiden leiten die Blutspenden seit vergangenem Jahr in Radolfzell gemeinsam. Daniela Haas ist seit über drei Jahren beim DRK – Dennis Wächter sogar seit zwölf Jahren.
Leiterin: „Der Helfergedanke ist das Wichtigste“
„Ohne uns wäre das alles nicht möglich, deshalb bin ich heute dabei. Wir sind ja alle im Ortsverein Mitglied und haben immer unsere Dienste. Der Helfergedanke ist dabei das Wichtigste“, sagt Daniela Haas, 40 Jahre und zahnmedizinische Fachangestellte, über ihre Motivation zum Ehrenamt.
Der 27-jährige Dennis Wächter spendet sogar selbst Blut – zum neunten Mal schon. Der Lagerist hat sich bereits an die neuen Abläufe gewöhnt – er hat bereits drei solcher Spenden unter Corona-Bedingungen mitgemacht.
Am Eingang im Milchwerk müssen alle Spender zunächst ihre Hände desinfizieren, die Körpertemperatur messen lassen und Risiken wie Auslandsaufenthalte und eventuelle Kontakte mit Corona-Infizierten nennen. Erst danach dürfen sie den Fragebogen über ihre körperlichen Zustand ausfüllen.
Ärzte überprüfen die Gesundheit der Spender
„Um spenden zu dürfen, muss man man relativ fit und über 18 Jahre alt sein sowie mehr als 50 Kilogramm wiegen. Beides sollte bei mir kein Problem sein“, scherzt Wächter. Danach muss auch er den Fragebogen ausfüllen, bevor es weiter geht zur ärztlichen Untersuchung – vorbei an einem Tisch mit Getränken zur Stärkung.
An drei Tischen messen Helfer des DRK den Hämoglobinwert (rote Blutkörperchen) und Blutdruck der Spender. Bei Wächter ist medizinisch alles in Ordnung. Eine Ärztin geht mit ihm den ausgefüllten Fragebogen durch, sie fragt nach Krankheiten fragt und misst erneut den Blutdruck. Die Werte sind gut, doch der Ärztin fällt auf: Wächter habe heute zu wenig gegessen.
„Normalerweise würde es jetzt in den Wartebereich für die Spende weitergehen“, beschreibt der 27-jährige DRK-Helfer seine Lage. Er müsse nach diesem Befund jetzt erst etwas Traubenzucker essen. „Wenn man zu wenig gegessen oder getrunken hat, kann es sein, dass man nach dem Spenden umkippt“, erklärt Wächter die Vorsorge.
DRK-Mann: „Jeder Körper reagiert anders aus das Blutspenden“
Unter Corona-Bedingungen können zwölf Freiwillige pro Viertelstunde zeitgleich Blut spenden. Die Abnahme von einem halben Liter Blut dauert in der Regel etwas zehn bis 15 Minuten. „Es hängt davon ab, wie stark man selbst mit der Hand mit pumpt und wie viel man getrunken hat.“
Bei Dennis Wächter geht es deutlich schneller: Nach etwas mehr als fünf Minuten piepst das Gerät, der 27-jährige ist fertig, der Beutel auf der Waage ist voll. Den Ruheraum, in dem man sich danach erholen kann, überspringt er. „Man sollte direkt nach dem Blutspenden eigentlich nicht stehen, sondern erst einmal liegen.“
Denn vielen werde selbst im Sitzen schwindelig. Doch Wächter sagt, er habe keine Beschwerden – und steht direkt auf, um seinem DRK-Team zu helfen. „Jeder Körper reagiert eben anders auf das Blutspenden.“
Feste Termine sollen bleiben
Die strengen Corona-Regeln haben auch ihre Vorteile. „Durch das neue System mit den festen Terminen sehen wir schon im Voraus, ob das Ziel erreicht wird. Das hilft uns bei der Planung“, sagt Pressesprecher Eberhard Weck. Denn das DRK brauche nicht möglichst viel Blut, sondern das passende Blut für den aktuellen Bedarf der Kliniken.
Zudem haben die Spender keine nervigen Wartezeiten mehr. „Viele Leute sagen uns deshalb, wir sollen die festen Termine beibehalten“, berichtet Weck. Und das habe das DRK auch vor.
Aber eines würden alle vermissen, was in diesen Pandemiezeiten nicht geht. „Den gemeinsamen Imbiss nach der Spende wollen wir endlich wieder anbieten“, verspricht Eberhard Weck. Beim nächsten Termin in Radolfzell im Juli soll das wieder möglich sein, so hofft der Rot-Kreuz-Mann.