
Sonntag, 19. Juli, im Münster unserer lieben Frau: Corona schenkt an diesem dritten Sonntag im Juli 2020 nach Christi Geburt den Radolfzellern mehr Schlaf. Wer will, kann zu einem zweiten Hochamt um 11.30 Uhr gehen. Die wichtigen unter den aktuellen und profanen, also weltlichen Radolfzeller Hausherren (etwa OB Martin Staab) oder Hausdamen (Bürgermeisterin Monika Laule) müssen schon um 9.15 Uhr in den wegen Abstandsgebot und Anmeldepflicht handverlesenen Erstgottesdienst. Wie dem auch sei, der gemeine Radolfzeller wie Ex-Radolfzeller bekam in der zweiten Messe um 11.30 Uhr das gleiche Angebot: tolle Musiker, die die „kleine Orgelmesse“ von Joseph Haydn zu einem Konzerterlebnis machten, und mehr als eine Erörterung, welcher Art der echte Radolfzeller sei. Festprediger Monsignore Bernd Kaut holte bei den drei Hausherren weit aus: Theopont, ein Prediger aus Kleinasien, Senesis, ein Zauberer aus Ägypten, Zeno, ein Bischof aus Nordafrika – „und alle drei sind echte Radolfzeller geworden“. Wenn‘s der Monsignore sagt.
Sonntag, 19. Juli, am Güttinger See: Den Fluten entsteigt ein braungebrannter Dietmar Baumgartner. Schwimmen am Hausherrensonntag war der Stadtrat und Stadtmusiker wahrscheinlich zuletzt als Bube. „Ist halt anders, aber auch nicht schlecht“, sagt der Gute-Laune-Botschafter der Stadt über das Hausherrenfest 2020. Stimmt: Kein Dienst am Wurststand der Stadtmusik vor dem Konzertsegel. Danke, Corona.
Montag, 20. Juli, am See: Martin Staab hat sich beim Abholen der Mooser Wasserprozession in einem Boot zu einem modisch extravaganten Schritt entschieden: Er trägt als Maske die Stadtfarben Rot-Weiß-Gelb. Mehr Radolfzell vor Mund und Nase eines OB war nie.
Zur Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.