Ganz Deutschland bereitet sich auf die Bundestagswahl vor, doch in Radolfzell ist ein ganz anderer Gang zur Urne Gesprächsthema Nummer eins. Am vergangenen Samstag hat die Bewerbungsfrist für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Radolfzell begonnen. Mit der Veröffentlichung der Stellenanzeige in den Medien können nun Bewerber ihre Unterlagen im Radolfzeller Rathaus abgeben.
Als erstes vor Ort war Amtsinhaber Martin Staab. Er warf seine Bewerbung laut eigener Aussage Samstagnacht um 0.01 Uhr in den Briefkasten des Radolfzeller Rathaus ein.
Sein erster und bislang einziger Herausforderer Simon Gröger, Wirtschaftsförderer aus Tuttlingen, gab seine Bewerbung später am Samstag im Rathaus ab. Beide hatten bereits im Vorfeld ihre Kandidatur für den Posten zum Oberbürgermeister der Stadt Radolfzell angekündigt. Amtsinhaber Staab strebt eine zweite Amtsperiode an.
Teile des Gemeinderates möchte einen Wechsel im Rathaus
Simon Gröger wird im OB-Wahlkampf von großen Teilen des Radolfzeller Gemeinderates unterstützt. Die Fraktionen und Ortsverbände der Freien Grünen Liste, CDU und SPD haben den 36-Jährigen aus Wurmlingen vor einigen Wochen als ihren Kandidaten vorgestellt. Die Stadträte und Lokalpolitiker haben gezielt nach einem Gegenkandidaten zu OB Staab gesucht.
Die Bewerbungsfrist zur OB-Wahl endet am 20. September. Bewerben können sich nicht nur deutsche Bundesbürger, sondern auch EU-Bürger und Bürgerinnen, die in Deutschland leben. Diese dürfen nicht jünger als 25 Jahre alt sein, aber auch nicht älter als 68. Jeder Bewerber muss 50 Unterstützer-Unterschriften einreichen. Amtsinhaber Martin Staab ist von dieser Regel ausgenommen.
Gröger muss Unterschriften sammeln
Simon Gröger kann seine Unterstützer-Unterschriften seit Samstag sammeln und möchte diese auch „zeitnah“ einreichen, wie er auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilt. Die Wahl findet am 17. Oktober statt. Gibt es dann keinen Bewerber mit der absoluten Mehrheit, wird am 31. Oktober noch einmal gewählt, dann reicht eine einfache Mehrheit. Im Falle einer Neuwahl beginnt die Frist für die Einreichung neuer Bewerbungen am Montag, 18. Oktober, und endet am Mittwoch, 20. Oktober.
Wahlkampf in den sozialen Medien
Der Wahlkampf hat bereits an Fahrt aufgenommen. Simon Gröger dokumentiert auf seinen Social Media-Kanälen alle Besuche und Gespräche, die er in Radolfzell und mit Radolfzellern geführt hat. Der OB-Kandidat freue sich laut einer Presseinformation bereits jetzt über eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung: „In den letzten Wochen habe ich in zahlreichen Gesprächen mit Radolfzellerinnen und Radolfzellern deutlichen Zuspruch für meine Kandidatur erhalten. Dies ist eine schöne Bestätigung für mich.“ Er stehe für ein wertschätzendes Miteinander, eine nachhaltige Politik und eine gezielte Weiterentwicklung von Radolfzell als Wirtschafts- und Wohnstandort, lässt er anlässlich seiner offiziellen Bewerbung mitteilen.

Seine Besuche bei Unternehmen und Vereine fasst er in einem kurzen Fazit auf seinen Social-Media-Kanälen zusammen. Sowohl auf Facebook als auch auf Instagram hat er bereits eine beachtliche Anzahl Follower. Auf Instagram haben 332 Personen (Stand Sonntag, 15 Uhr) seinen Account abonniert, auf Facebook haben 1385 Menschen seine Freundschaftsanfrage angenommen.
Seine Beiträge werden geteilt und oft lassen Nutzer ein „Gefällt mir“ oder ein Herzchen zurück. Fast jeden Samstag ist Gröger laut seiner Homepage auf dem Radolfzeller Wochenmarkt anzutreffen und sucht dort das Gespräch mit den Bürgern. Weitere Termine, den Kandidaten persönlich kennenlernen zu können, stehen ebenfalls auf seiner Homepage.
OB Martin Staab zieht Bilanz
Auch Martin Staab hat den Wahlkampf aufgenommen, zumindest digital. Für seine Kandidatur hat er sich eigens dafür neue Profile auf Facebook und Instagram eingerichtet. 148 Personen haben der neuen Facebook-Seite Staabs ein „Gefällt mir“ gegeben, auf Instagram folgen 192 Personen dem Account. Um mit den Bürgern in Kontakt zu bleiben, hat er auf seiner Homepage zur Kandidatur einen Newsletter eingerichtet. Um sein Wahlprogramm zu erstellen, hat Martin Staab eigens eine E-Mail-Adresse eingerichtet, unter der Bürger ihm Fragen und Anregungen schicken können. Diese lautet ideen@martin-staab.de.

Als seine Kernthemen hat Staab „Leben für jung und alt“, „Klimaschutz klug und gemeinsam“ sowie „Bürgerbeteiligung weiter stärken“ aufgelistet. Auch über die Bilanz seiner ersten Amtszeit informiert er auf seiner Homepage. Dabei nennt er die Verdoppelung der Gewerbesteuereinnahmen zwischen 2013 bis 2018 als einen seiner Erfolge.
Auch hätten die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Radolfzell während seiner Amtszeit um 15 Prozent zugenommen, der Step 2030 sei ein „fantastischer Stadtentwicklungsplan“, der im „großem Grundkonsens von Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung“ aufgestellt worden sei. Bereits bestehende Programm wie „10.000 Bäume für Radolfzell“ möchte er fortsetzen und ausbauen. Termine um mit ihm als Kandidat ins Gespräch zu kommen, gibt es bisher noch nicht.