Ein Vorurteil lautet, für Konstanzer hört die Welt hinter Wollmatingen auf. Die Bewohner der größten Stadt im Landkreis Konstanz interessieren sich angeblich recht wenig für die übrigen Orte in der näheren Umgebung. Doch kulturell gesehen stimmt der Kontakt zwischen Konstanz und Radolfzell. Das in Konstanz längst etablierte und beliebte Open See Festival des Kulturladens versucht, erstmals Schritte auch außerhalb der Konstanzer Stadtgrenze zu gehen. Am Freitag und Samstag, 10. und 11. Juni, findet das Open See auch am Radolfzeller Konzertsegel statt. Dank Fördermitteln des Bundes und Sponsorengeldern ist der Besuch des Festivals kostenlos.
Benjamin Kreibich, beim Kulturladen für das Booking und die Produktion zuständig, und Michaela Hacker, verantwortlich für Marketing und Presse, hatten nicht viel Zeit für die Organisation des Festivals in Radolfzell. „Dass wir nach Radolfzell gehen, stand erst nach Ostern fest“, so Kreibich. Offene Türen fanden beide beim Radolfzeller Kulturbüro vor. Dieses habe schnell und unkompliziert die Idee aufgegriffen und unterstützt. „Jungen lokalen Musikern eine Auftrittsplattform zu geben, ist ein tolles Format, das wir als Radolfzeller Musikstadt am Bodensee immer gern unterstützen“, sagt Christine Steiert, Leiterin des Kulturbüros. Die Organisatoren und Beteiligten seien mit Herzblut dabei und das Konzertsegel direkt am See böte eine grandiose Location dafür, so Steiert voller Vorfreude.
Programm setzt auf Vielfalt
Beim Programm haben Kreibich und Hacker versucht, auf Vielfalt zu setzen. „Es ist ein ausgewogenes Programm, welches ganz klar die Handschrift des Kulturladens trägt“, verspricht Benjamin Kreibich. Alle Künstler würde man bereits kennen und sie hätten auch schon Club-Auftritte im Kulturladen selbst gespielt. Man wolle möglichst viele Besucher ansprechen.
Als Headliner am Freitagabend tritt eine Gruppe auf, die Radolfzeller Musikfans bereits kennen. Die österreichische Neo-Austropop-Band Granada spielte bereits beim Seefestival 2019 am Konzertsegel. Damals regnete es den gesamten Tag in Strömen. Die fünf Musiker aus Graz singen in österreichischer Mundart.
Davor treten Il Civetto auf – eine Berliner Pop-Band, die eine Mischung aus Balkanmusik, Folk und Swing verspricht. Aus Süddeutschland kommt die Rockband Stepfather Fred, die für ordentliche Gitarrenmusik sorgen wird. Eröffnet wird das Open See Festival am Freitag, 10. Juni, mit der Konstanzer Garagen-Rockband Bikini Beach.
Samstag gibt es Reggae und Weltmusik
Der Samstag, 11. Juni, beginnt mit dem Reaggae-Sänger Toffko. Ihm folgt die Sängerin Diana Ezerex aus Biberach. Sie kombiniert Popmusik mit Einflüssen aus Hip-Hop/Trap und Soul-Musik. Der letzte Künstler am Samstag ist die aus Nürtingen stammende Gruppe Rasga Rasga, die deutsche Weltmusik spielt.
Wiederholung im nächsten Jahr möglich
Für das Wochenende hoffen Benjamin Kreibich und Michaela Hacker auf gutes Wetter und viel Publikum. Für sie ist es ein erster Versuch, das Open See Festival zu vergrößern. Der Platz vor dem Konzertsegel sei für ihr Konzept ideal und die direkte Nähe zum See runde das besondere Ambiente ab. „Wir wollen auch bewusst kleineren, lokaleren Künstlern eine Möglichkeit geben aufzutreten“, sagt Michaela Hacker. Dafür sei eine kleine Bühne ideal. Corona-Regeln soll es in diesem Jahr keine geben.
Sollte es dieses Jahr schon gut laufen, wollen sie das Open See Festival auch im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder in Radolfzell stattfinden lassen.
„Das Einzugsgebiet des Kulturladens reicht bis nach Radolfzell“, sagt Michaela Hacker. Die Resonanz auf die Werbung in den sozialen Medien hätten ihnen auch gespiegelt, dass ein Festival in Radolfzell gut ankommen könnte. Für viel Werbung habe es in diesem Jahr nämlich zeitlich nicht gereicht. „Für gewöhnlich planen wir so eine Veranstaltung ein Jahr im Voraus. Jetzt hatten wir wenige Monate“, sagt Benjamin Kreibich.