Mit einigen Monaten Verzögerung ist es am Sonntag, 18. September, endlich soweit: Alexander Philipp wird offiziell in sein Amt als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Radolfzell eingeführt. Die zweite Stelle neben Pfarrer Christian Link besetzt er eigentlich bereits seit Juni und seine Zeit in der Kirchengemeinde begann sogar noch weitaus früher: Im September 2020 kam er als Pfarrer im Probedienst nach Radolfzell.

Leidenschaft zum Beruf gemacht

Zuvor hatte die evangelische Kirchengemeinde schon längere Zeit nur mit einem Pfarrer auskommen müssen. Die zweite Pfarrstelle war nach einer Erkrankung von Pfarrerin Brigitte Haug im Dezember 2017 vakant geworden.

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Dass Alexander Philipp einmal Pfarrer werden würde, stand nicht von Anfang an fest. Als Kind habe er zunächst wenig Berührungspunkte mit der Kirche gehabt, erzählt er. Doch in der Zeit seiner Konfirmation habe er einen Bezug gefunden und sich danach als Jugendlicher in seiner Kirchengemeinde engagiert, etwa in Kinder- und Jugendgottesdiensten. Schließlich studierte er Theologie und begann die praktische Ausbildung zum Pfarrer. „Ich wollte immer einen Beruf haben, der meine Leidenschaft ist“, sagt er

Seine Familie und er haben sich eingelebt

Dass er in Radolfzell schlussendlich nicht nur vertretungsweise, sondern dauerhaft mit seinen zwei Kindern und seiner Frau bleiben würde, sei nicht von Anfang an klar gewesen: „Als wir hergekommen sind, wollten wir es uns bewusst offenhalten“, erinnert sich Philipp. Sie hätten erst herausfinden wollen, ob die neuen Umstände auch die richtigen sind – und das sind sie. „Wir haben im Nachhinein gemerkt: Das passt gut.“

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Dabei startete Alexander Philipp in einer spannenden Zeit. Nicht nur begann Anfang 2021 die umfassende Sanierung der Christuskirche, auch inhaltlich ist das Kirchenteam daran interessiert, neue Wege zu gehen. Schon in der Vergangenheit hat Christian Link berichtet, dass sich die Gemeinde neu aufstellen und etwa neue Formate ausprobieren will. Ein Anliegen, das auch Alexander Philipp wichtig ist und mit dem er sich schon früh auseinandersetzte. Schon in seiner Jugendzeit sei in seiner Kirchengemeinde mit neuen Ideen experimentiert worden. „Das war so eine Haltung, die ich da kennengelernt habe“, sagt er.

Er bringt neue Ideen mit

Und auch auf dem Weg zum Pfarrer habe er sich mit dem Thema auseinandergesetzt, als er zum Thema „Gemeindegründungen in der Anglikanischen Kirche“ promovierte und für seine Forschungen auch zwei Jahre lang in London lebte. Denn eine kirchliche Neuausrichtung sei auch in der Anglikanischen Kirche zu finden.

Christian Link bestätigt, dass Philipps Erfahrung in diesem Gebiet nun auch der evangelischen Kirchengemeinde in Radolfzell zugute kommt: „Die Erfahrungen, die er gemacht hat, regen uns an.“ Es lohne sich immer, „über den Tellerrand hinaus zu schauen“.

Dennoch soll aber nicht alles neu gedacht werden. „Wir haben ganz viele Schätze in der evangelischen Kirche, die wir weiter tragen wollen“, betont Alexander Philipp. Aber: „Gleichzeitig zu experimentieren, das schließt sich nicht aus.“

Pfarrer loben die Zusammenarbeit

Als zweiter Pfarrer hat Alexander Philipp schwerpunktmäßig viel Kontakt zu Konfirmanden, Jugendlichen und jungen Familien. Wie Christian Link betont, sei seine Arbeit nicht nur eine Bereicherung für die Gemeinde, sondern auch eine Entlastung. „Das schafft mir Freiräume“, sagt er. „Ich habe das Gefühl, dass ich manche Dinge gründlicher machen kann.“ So bleibe ihm zum Beispiel mehr Zeit für den Kontakt zu Eltern im Kindergarten, eine gründlichere Nachbearbeitung von Themen und Öffentlichkeitsarbeit. „Und es läuft ja auch die Kirchenrenovierung, die Zeit beansprucht“, gibt Alexander Philipp zu bedenken.

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Außerdem hat die Zusammenarbeit noch einen weiteren Vorteil: „Es tut mir gut, dass er neue Ideen mitbringt und neue Fragen stellt“, so Link. Die kreative Spannung nehme zu. „Da wächst auf jeden Fall mehr.“

Alexander Philipp wiederum betont, er freue sich, mit Christian Link einen erfahrenen Kollegen an seiner Seite zu haben. „Es tut mir sehr gut, in der Anfangszeit Fragen stellen zu können“, sagt er und fasst zusammen: „Es ist eine sehr schöne Ergänzung.“