Ihre Schellen klirren, als die Hänsele der Narrizella Ratoldi die Treppen zum Bewegungsraum der Teggingerschule hochgehen. Dort stehen für die Schüler schon elementare Bestandteile des Radolfzeller Fasnacht-Brauchtums bereit: Klepperle. Sechs Klassen drängen in den Raum und die Kinder erhalten die klappernden Holzinstrumente.

Die Kinder lernen mehr über eine Tradition

In zwei Tagen besuchen die Narren vier Schulen. Auf die Tegginger-Grundschule folgen die Sonnenrain-, die Ratoldus- und Hausherrenschule. Und für die nächste Woche haben sie ein Programm für Kindergärten vorbereitet. Seit über 30 Jahren erteilt die Zunft närrischen Unterricht, berichtet Zunftmeister Sascha Hain.

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Ziel sei es, Narren kennenzulernen, die Häser und die Tradition den Kindern näherzubringen. Außerdem soll ihnen nicht zuletzt die Angst genommen werden, gerade vor den Masken, so Sandra Hain, Hanselemutter in der Zunft. Das funktioniere gut: „Wenn sie uns dann wiedererkennen, kommen sie auf uns zu und kennen uns schon.“

Die Hänsele stellen sich vor
Die Hänsele stellen sich vor | Bild: Rasmus Peters

Den Narrenruf kennen die Kinder jetzt schon: „Narri“ rufen die Narren. „Narro“ rufen ihnen die Kinder entgegen. Sandra Hain führt durch das Programm und stellt nach und nach die Figuren vor. Den Anfang machen die Hänsele in ihren gelben und roten Blätzle aus Filz. Die Radolfzeller Stadtfarben, erklären sie.

Sie halten einen matt-durchsichtigen Ballon in die Höhe und fragen in Runde, ob die Kinder wissen, was das sei. „Eine Schweinsblase“, ruft ein Schüler. Die Hänsele bestätigen.

Wegen den Preußen: Narr nimmt Fenster einfach mit

Als nächstes springt das Klepperle vor die Klasse. Sein mit Holzplättchen besetztes Häs klackert laut. Es wiege 23 Kilogramm, sagt der Klepperle-Träger. Kaufen könne man sie nicht, alle seien selbst gemacht.

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Dann stellt das Kappedeschle sich und seine Geschichte vor: 1841 sei Radolfzell von den Preußen besetzt gewesen. Weil aus Angst vor einer Revolution nicht mehr als drei Leute zusammenstehen durften, war auch die Fasnacht untersagt. Ein besonders einfallsreicher Narr fragte also einen Kommandanten, ob er mit einer Kappe auf dem Kopf aus dem Fenster sehen dürfe. Es wurde ihm gewährt und so lief er mit dem Rahmen und der Narrenkappe umher und verbreitete seinen närrischen Frohsinn.

Radolfzells größte Zunft, die Narrizella Ratoldi, besucht die Teggingerschule, um den Schülern die Fasnacht näherzubringen.
Radolfzells größte Zunft, die Narrizella Ratoldi, besucht die Teggingerschule, um den Schülern die Fasnacht näherzubringen. | Bild: Rasmus Peters

Schnitzwieber, die Holzhauer und die Narreneltern folgen. Der Brauch der Narreneltern sei „älter als Oma und Opa“, schildert Zunftmeister Sascha Hain den Kindern. Er ist die Narrenmodder – und wirft an diesem Vormittag mit Bonbons um sich, die begeistert angenommen werden.

Zum Abschied rufen die Narren den Kindern wieder ein „Narri“ zu. Und wieder schallt ihnen „Narro“ von den Kinder entgegen. Sie sind nun für die Fasnacht gerüstet.

Ein Schüler probiert die Maske einer der Schnitzwieber.
Ein Schüler probiert die Maske einer der Schnitzwieber. | Bild: Rasmus Peters