Würmer gibt es im Altbohlwald sicher viele. Aber ein besonders großer war beim Einholen des Narrenbaums durch die Holzhauer der Narrizella Ratoldi drin. Nach dem Kahlschlag wegen des Befalls durch den Borkenkäfer mussten die Holzhauer ziemlich weit rein in den Wald, um noch einen geeigneten Narrenbaum zu finden. Und dieser wiederum stand zwischen den Bäumen und machte beim Fällen ziemliche Probleme. Statt nur einem Baum mussten an diesem Mittwochvormittag gleich drei gefällt werden. Doch nur einer wird einen großen Auftritt auf dem Marktplatz am Nachmittag es Schmutzigen Dunschtig bekommen.

Der Narrenbaum fällt - aber nicht alleine Video: Schneider, Anna-Maria

Oberholzer Andreas Fiedler sah auch nach einer erheblichen Verspätung alles noch entspannt. Man habe eine „Situation“, kein Problem, wie er den Gästen am Lagerfeuer erklärte, als fast um die Mittagszeit noch kein Baum zu sehen war.

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Dabei könnte man den von den Holzhauern ausgesuchten Baum durchaus als Problembaum bezeichnen. Schon ganz zu Beginn brach der angesägte Baumstamm ab und der gesamte Baum rutschte vom Stumpf. Soweit kein Grund zur Aufregung für die erfahrenen Holzhauer. Der Baum war vorher gut gesichert und wurde kurzerhand am Stumpf mit Spanngurten befestigt.

Schon der Beginn war schwierig, denn der Baum brach bereits am Rumpf ab und rutsche herunter.
Schon der Beginn war schwierig, denn der Baum brach bereits am Rumpf ab und rutsche herunter. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Später – der Baum neigte sich schon etwas weiter gen Boden – blieb ein Sicherungsseil in einem der benachbarten Bäume hängen. Mit den Seilen regulieren die Holzhauer die Fallrichtung und -geschwindigkeit des Baumes. So bleibt auch die Stabilität des Narrenbaumes gewährleistet, wenn er sachte zu Boden gelassen wird.

Kleine Esche muss aus dem Weg

Das Seil ließ sich nicht lösen. Der Baum, eine kümmerliche kleine Esche, würde vermutlich keine besseren Tage als diese erleben, so die einhellige Meinung im Wald. Sie wurde kurzerhand aus dem Weg geräumt.

Ein Baum liegt über dem anderen Baum. Der untere ist der Narrenbaum.
Ein Baum liegt über dem anderen Baum. Der untere ist der Narrenbaum. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Doch noch lag der Narrenbaum nicht zu Füßen der Holzhauer. Denn kaum war eines der Sicherungsseile befreit, blieb eine Seilrolle an einem Ast eines anderen Baumes hängen. Und dieser Ast wollte die Rolle trotz allen Versuchen, sie zu lösen, nicht mehr freigeben.

So entstand aus dem Narrenbaum und seinem Baumnachbarn eine Art Schicksalsgemeinschaft. Je tiefer der eine sich neigte, umso mehr rückte auch der andere gen Erdboden. Auf den einen Baum warteten die Radolfzeller Narren sehnsüchtig, der andere bekam so mehr Aufmerksamkeit als je zuvor in seinem Baumleben.

Die Holzhauer holen den Narrenbaum Video: Schneider, Anna-Maria

Krachend stürzte der extra Baum auf den erwählten Narrenbaum. So als würde er seinen Freund mit allen Kräften vor der Entführung durch die Narren auf den Marktplatz schützen wollen. Doch kein Baum ist bis jetzt einer Motorsäge gewachsen. Kaum lagen die Bäume, wurde sich daran gemacht, den zu zerteilen und zur Seite zu schaffen, der nicht benötigt wurde.

Garde darf ausnahmsweise helfen

Und nach mehreren Stunden im kalten Wald nahmen die Holzhauer auch ausnahmsweise einmal Hilfe von der Garde in Anspruch. Gardist Felix Bromma übernahm kurzerhand die Motorsäge. Wie hoch der Baum ist, das interessierte an diesem Morgen nicht so sehr. „Hauptsache länger als der von den Froschen“, so die einhellige Meinung im Wald. Das ist er in der Tat – nur hatten diese weit weniger Probleme, ihn zu fällen.