Fasnacht endlich wieder ohne Einschränkungen – das wird von den Narren und Fasnachtsfreunden in der Region rege gefeiert. Auch in den Radolfzeller Teilorten.
In Böhringen geht‘s dem Biber an den Kragen
Was das Radolfzeller Rathaus nicht schafft, nehmen die Straßenfrauen – die Mottogruppe der Böhringer Bengelschießer – am Schmutzigen Dunschtig beherzt in die Hand. Triumphierend und mit Beute im Wagen verkünden sie als urige Wilderer dem amüsierten Publikum „Etzt hommern – de Biber!“ Der Nager hatte in der jüngsten Vergangenheit immer wieder für Probleme gesorgt – und den Weg zwischen Böhringen und Radolfzell überflutet sowie die Trinkwasserversorgung. gefährdet.
Neuer Suppenwagen für die Stahringer
Die Narrensuppe gehört in Stahringen wie der Narrenbomm oder das Narrenblatt zu den seit Generationen gelebten Traditionen am Schmutzige Dunschtig. In diesem Jahr feierte der neue Suppenwagen bereits im Morgennebel Premiere. Er wurde von Ehrenmitglied Josef „Sepp“ Zimmermann in seiner alten Dorfschmiede gemeinsam mit den Suppenköchen Jürgen Forster, Reinhard Sauter und Hänsi Fischer sowie Mitgliedern der Schwarze Schoof in wochenlanger Arbeit gebaut.
Galaktische Stimmung in Güttingen
In Güttingen war der Auftakt der heißen Phase der Dorffasnet trotz Nebel am Morgen alles andere als trüb. Die Stimmung vor dem Rathaus Güttingen hätte nicht besser sein können, wie die Schimmelreiter berichten. Die Narren um Präsident Manfred Hiller hatten leichtes Spiel beim Rathaussturm, war dieses doch zu dieser frühen Stunde noch unterbesetzt, wie Ortsvorsteher Martin Aichem zu seiner Verteidigung vorbrachte. Schließlich ergab er sich der Übermacht aus Narrenverein und närrischen Dorfbewohnern, als die Schimmelreiter die Kommandozentrale des Ortes übernahmen.
Eine solche bräuchten die aktuell heimatlosen Schimmelreiter dringend, ließ der Narrenpräsident als „ManniMond“ verlauten und freute sich darauf, wenigstens übergangsweise im umgetauften „Narrehus“ ‚Unterschlupf zu finden. Zum Ende seiner Rede zündete Manfred Hiller die „Narri-Narro“-Rakete, um unter dem diesjährigen Motto „De Schimmel zieht vum Stall ins All“, allerlei Außer- und Unterirdisches in Güttingen anzuprangern.
Eine außerirdische Überraschung erlebten die Narren bei der Schulbefreiung. Schulleiterin Stella Deißer, die sich als Außerkölsche habe mit ihrem Kollegium einen eigens einstudierten „Tanz der Mrs. Universen“ gezeigt, dem sich spontan auch Eltern und Kinder anschlossen. Noch etwas außer Atem ergriff sie danach die Gelegenheit und hielt eine närrische Bütt auf Kölsch, welche Monika Nägele gekonnt ins Alemannische übersetzte. Derweil wurde Ortsvorsteher Aichem unter dem Jubel der Menge auf den Mond geschossen und durfte erst nach ein paar Aufgaben und drei öffentlich auf dem Rathausplatz ausgerufenen „Kölle Alaaf“ zur Erde zurückkehren.
Unter musikalischer Begleitung der Güttinger Bad Bulls und der Narrenmusik „Bocksbonige“ zog die Narrenschar weiter um auch noch den Kindergarten zu befreien. Am Nachmittag stellten die Holzer den Narrenbaum am Dorfplatz, von wo am Abend der Umzug zur Hemdglonker-Party in der Buchenseehalle startete.
Narrenbaum in klein und groß in Möggingen
Im Radolfzeller Ortsteil Möggingen erreichte der Schmutzige Dunschtig mit dem narrenbaumstellen durch die Holzer auf dem Dorfplatz seinen Höhepunkt. Nach einem wunderschönen schmutzigen Dunschtig mit vielen Närrinnen und Narren erreichte der Tag seinen Höhepunkt. Als der 26 Meter hohe Baum dann stand, durften auch die Jüngsten im Dorf noch ran. Zwei Nachwuchsholzer haben extra für die Kinder einen kleineren Baum gefällt und das Aufstellen professionell begleitet.
Bereits am Vormittag gab es eine Überraschung für die Kinder, auf die auf dem Dorfplatz ein Kasperletheater mit realen Menschen wartete. Danach zog die Narrenschar Richtung Wasserschloss, wo sie von der Familie von Bodman bewirtet wurden. Rattenfänger Simon Schorn führte im Anschluss die Mögginger durchs Dorf und bettelte sich mit den Kindern von Haus zu Haus.
Mit dem Narrenbaum durch Markelfingen
In Markelfingen ging es für die Narren nach dem Wecken, der Schulbefreiung und dem Rathaussturm gleich mehrfach durchs Dorf: Am Vormittag hatten die Seifensieder einen Kinderbettel-Umzug angekündigt, am Abend einen Hemdglonkerumzug.
Und dazwischen ging es mit dem Narrenbaum im Schlepptau in Richtung Markolfhalle, wo der Baum gestellt wurde. Der Menschenmasse angeschlossen hatte sich da sogar Oberbürgermeister Simon Gröger – kein Wunder: In Markelfingen entsteht sein künftiges Zuhause.

In Liggeringen wird ein Süppchen gebraut
Nach dem gemeinsamen friedlichen Frühstück mit der Narrenmusik, den Holzern, dem Fanfarenzug und gemeinsam mit dem Ortschaftsrat zogen die Narren in Liggeringen zur Befreiung der Kinder im Kindergarten und der Schüler in der Grundschule los, um anschließend das Rathaus zu stürmen.
Dort wurden sie von den Ortschaftsrätinnen und Ortschaftsräten als Köchinnen und Köche der „Gerüchteküche“ mit einer kräftig zubereiten Gemüsesuppe empfangen. Gleichzeitig gab es aber auch Widerstand der Küchenbrigade des Rathauses gegen die Narren – diese war zwecklos und Ortsvorsteher Hermann Leiz gewährte schließlich dem neuen Narrenpräsidenten Andi Schnee Einlass.

Mit viel Witz und Humor tauschten sich die beiden Kontrahenten mit gegenseitigen Vorwürfen aus und der Ortsvorsteher verzichtete auf die Macht für die nächsten sechs Tage. Allerdings mussten die Narrenräte widerwillig die vegane Suppe des Ortschaftsrates auslöffeln.