Claudia Salzmann-Eltermann

Ihre Leidenschaft, Einrad zu fahren, ist nicht neu. Als der Lockdown anhält, das Winterwetter aber nicht, drehen die Freundinnen aus der Nordstadt immer größere Runden durch den angrenzenden Wald. Aber Emma Pannes (11 Jahre), Valerie Weber (11), Lena Kienzler (10), Marla K. (11), Nelly K. (12) und Eleonora Zangl (10) samt den Geschwistern Feline (5) und Florentin Zangl (8) sind erschrocken, wie viel Müll sie dort finden.

In Zweier-Teams beginnen sie vor zwei Wochen damit, säckeweise den herumliegenden Abfall aus dem Wald zu holen. Lena Kienzler erzählt: „Wir sammeln den Müll, denn er ist eine Gefahr für alle Tiere und Pflanzen.“ Das sehen auch die anderen so. „Der Müll zerstört den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen“, sagt Emma Pannes.

Vermutlich würde dem jeder Radolfzeller zustimmen. Dennoch scheinen das viele der aktuell vermehrten Spaziergänger zu vergessen – nicht nur in der Natur, sondern auch an öffentlichen Plätzen. „Unverständlich, dass selbst vor Kindergärten oft so viele Zigarettenkippen liegen“, sagt Eleonora Zangl. Valerie Weber ergänzt: „Herumliegender Müll ist wirklich hässlich.“ Wenn man mal darauf achte, denn werde einem das Ausmaß bewusst. Nelly und Marla K. erklären: „Es sind nicht alle für die Verschmutzung verantwortlich, doch alle müssten helfen und die Umwelt retten – weltweit, nicht nur in Radolfzell.“

Müllvermeidung ist noch besser als richtige Entsorgung

Daher haben die Freunde eine klare Botschaft. Aufgrund des andauernden Lockdowns gebe es derzeit kaum Freizeitmöglichkeiten. Aber wer in der Natur spazieren gehe, nehme seinen Müll bitte wieder mit heim. Eleonora Zangl denkt weiter: „Es ist auch gut, seinen Müll richtig zu trennen und zu entsorgen! Doch noch besser ist es, den Müll und vor allem Plastik zu vermeiden und Gebrauchtes weiterzugeben, statt wegzuwerfen.“

Voll entbrannt für dieses Thema werden die Freunde dann noch kreativ – und basteln unter anderem aus Müll Gegenstände wie einen Stiftehalter. Und ihr Engagement zieht noch weitere Kreise. Die älteren Schülerinnen gehen alle in die fünfte Klasse des Friedrich-Hecker-Gymnasiums. In einer Videokonferenz mit ihrem Lehrer Till Rehfeld motivieren sie weitere Schüler, sich an der Sammlung zu beteiligen.

Lehrer Till Rehfeld ist begeistert von der Eigeninitiative

Rehfeld ist überrascht und begeistert: „Zu Schuljahresbeginn hatten wir zwar im Fach ,Naturphänomene und Technik‘ das Thema Müll. Und vor Corona haben wir dazu auch immer eine jährliche Stadtputzete organisiert. Aber das ist dieses Jahr nicht möglich. Umso toller, dass die Schüler mit so viel Engagement selbst aktiv geworden sind.“

Damit alle fleißig sammeln können, organisiert Rehfeld, dass die vielen Müllsäcke an die Schule gebracht werden können. Nach Rücksprache mit den Hausmeistern und der Stadt wird eine Lösung zur Entsorgung geschaffen. Jetzt ziehen die Schüler gemeinsam mit Rehfeld Bilanz: Sie hoffen, dass sich viele Menschen umsichtiger verhalten und dann alle Freude an der Natur behalten.