Natalie Reiser

Die 80er-Jahre zündeten ein Feuerwerk in der Modewelt. Schlichte Eleganz und Minimalismus waren passé. In den Modegeschäften und Kleiderschränken wurde es bunt und formenfreudig.

Zahlreiche Frauen ahmten Jane Fondas Aerobic-Übungen am Fernsehen nach. Männer strömten in die Fitnessstudios. Mode machte es sich zur Aufgabe, die gestählten Körper zu betonen. Leggings und T-Shirts in Neonfarben wurden gesellschaftsfähig. War Frau elegant unterwegs, kam neben Kleidern und Röcken auch der Hosenanzug mit V-Silhouette in Frage.

Breite Schultern, schmale Taille

Die Optik von breiten Schultern und einer schmalen Taille wurde durch übergroße Blazer mit Schulterpolstern und Tops mit voluminösen Puffärmeln erreicht. Zu schmalen Hosen oder Röcken kam oftmals der breite Taillengürtel. Und auch bei den Frisuren war Auffallen angesagt: Mit dem „Vokuhila“ (Vorne kurz, hinten lang) stellten Männer ihre Haarpracht zur Schau. Frauen mit Locken lagen im Trend.

Bei glatten Haaren half die Dauerwelle aus. „Die 80er-Jahre waren auch die Jahre der Emanzipation der Frau“, erinnert sich Hutmacherin Carolin Engel. „Die Mode hat durch die Hosen und die breiten Schultern das erstarkende Selbstbewusstsein der Frauen unterstrichen.“

Einige Trends sind wieder Mode

Gerade feiern die 80er-Jahre eine Rückkehr in die Mode. Natürlich ist nicht jeder Trend wieder angesagt, doch einige Elemente der wilden Zeit tauchen in den Modegeschäften wieder auf: Bauchfreie Tops und enge Jeans mit hohem Bund, Leggings und Oberteile mit Rüschen, auch den Bikini trägt man in dieser Saison mit viel Stoff. Viele dieser Modetrends macht damals wie heute die junge Generation mit.

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Doch auch, was die mittlere und ältere Generation trägt, hat sich im Lauf der Jahre verändert. Das Modegeschäft Nemetz in der Bahnhofstraße, in dem Kleidung für Frauen über 60 angeboten wird, wurde 1936 gegründet. Dagmar Rettig hat 1976 hier ihre Ausbildung als Einzelhandelskauffrau begonnen und ist dem Laden seitdem treu geblieben.

Von wegen Hose

Vor sieben Jahren hat sie das Geschäft übernommen. Sich an die 80er-Jahre zurückzuerinnern, fällt ihr leicht. „Die Damen haben damals alle Kleider, Röcke und Blusen getragen“, berichtet sie. Wenn sie an die Stoffe und Schnitte von damals zurückdenkt, kommt sie ins Schwärmen: „Wir hatten traumhaft schöne Stoffe für Kleider“, erinnert sie sich.

Für ihre Kundinnen sei es damals üblich gewesen, auch im Alltag Plisseeröcke oder schlicht geschnittene Röcke mit bunten Mustern und Blusen zu tragen. „Wir hatten auch schön gewobene Kleider mit Wiener Nähten“, erzählt sie weiter. Eine Wiener Naht ist eine Abtrennung, die aus dem Armloch kommt und bogenförmig über die Brust verläuft. Dadurch betont sie die Figur des Oberkörpers.

Außerdem habe es Kombinationen aus einem gerade geschnittenen Rock und einer passenden Weste aus dem gleichen Stoff gegeben, unter der eine Bluse getragen wurde. „Das waren perfekte Garnituren“, meint sie. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Kundinnen heute so etwas noch anziehen würden.“ Aktuell verkauft sie vor allem weite Oberteile mit runden Ausschnitten, viele Hosen. Kleider und Röcke werden weniger nachgefragt.