In Radolfzell hat sich ein Zusammenschluss gebildet, den man gemeinhin in der Politik eine Kenia-Koalition nennt. Kenia deshalb, weil die Parteifarben den Landesfarben des afrikanischen Staates entsprechen. In diesem Fall grün für die Freie Grüne Liste (FGL), schwarz für die CDU und Rot für die SPD. Alle drei Stadtverbände und alle drei Gemeinderatsfraktionen wollen einen Wechsel an der Rathausspitze, sie wollen einen neuen Oberbürgermeister für Radolfzell.

Kenia-Auswahlkomission hat Simon Gröger ausgesucht

Ihr Kandidat heißt Simon Gröger, auf ihn hat sich eine neunköpfige Auswahlkommission dieser Kenia-Koalition geeinigt. Simon Gröger startet nun mit ordentlich Rückenwind in den Wahlkampf. Denn FGL und CDU stellen je sieben Stadträte, die SPD vier Stadträte, das macht zusammen eine satte Mehrheit im Gemeinderat gegenüber den fünf Vertretern der Freien Wähler und den drei Stadträten der FDP.

Simon Gröger will Oberbürgermeister von Radolfzell werden.
Simon Gröger will Oberbürgermeister von Radolfzell werden. | Bild: Jarausch, Gerald

Doch diese Unterstützung ist kein Selbstläufer, damit ist noch gar nichts entschieden, das macht Simon Gröger nicht zum Favoriten im Wahlkampf gegen den amtierenden OB Martin Staab. Bürgermeister-Wahlen sind Persönlichkeitswahlen und in Radolfzell haben schon etliche Wahlgänge gezeigt, dass vermeintliche politische Mehrheiten nicht den Urnengang entscheiden. Mit dem Gang über die Dörfer und die Vereine hat etwa ein OB Günter Neurohr 1992 seinen Herausforderer Frank Hämmerle, den späteren Landrat, mit ein paar hundert Stimmen im zweiten Wahlgang abgewehrt.

Der Kandidat muss die entscheidenden Schritte selbst gehen

Allerdings ist diese breite Unterstützung für einen Herausforderer bei einem Wahlkampf in Radolfzell neu. Die wird Simon Gröger helfen, aber die entscheidenden Schritte muss er als Kandidat selber gehen. Es zeugt von Mut, diesen Schritt in die Öffentlichkeit ohne politische Erfahrungen zu wagen. Er muss die Qualitäten, die er für sich beansprucht, nun vor Publikum präsentieren: Moderieren zu können, auf andere Menschen zuzugehen und unterschiedliche Meinungen in einem Vorschlag zusammen zu führen.

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Die Kenia-Allianz traut dies ihrem Kandidaten zu. „Herr Gröger hat unsere Prüfung bestanden“, sagt Stadträtin Zekine Özdemir von der Freien Grünen Liste. Bernhard Diehl (CDU) bestätigt: „Er hat uns alle überzeugt.“ Und Norbert Lumbe (SPD) spannt den großen Bogen: „Er passt ja nicht nur zu uns, er passt zu unserer Stadtgesellschaft.“ Was im Wahlkampf und bei der Wahl am 17. Oktober zu beweisen ist.

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