Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise, Klimawandel – es gibt viele Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit, die nicht nur für Erwachsene, sondern vor allem auch für Kinder und Jugendliche zur Belastung werden können. Dass das auch an Radolfzeller Schulen zu psychischen Problemen, häufigeren Fehlzeiten und mehr Unsicherheit führt, haben die örtlichen Schulsozialarbeiter bereits vor einem Jahr berichtet. Auch die sozialen Medien sorgen für immer mehr – und zum Teil auch negative – Einflüsse, mit denen Schüler und ihre Ansprechpartner umgehen müssen.
Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, wurde das Team der Schulsozialarbeiter bereits erweitert: 14 Männer und Frauen werden mittlerweile als Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler in der Kernstadt und der Ortsteile eingesetzt. Zuletzt wurde das Team auch auf andere Art gestärkt: Mit Dagmar Beck und Arno Bone gibt es mittlerweile eine Teamleitung für die Radolfzeller Schulsozialarbeit. „Für uns ist das ein qualitativer Quantensprung“, erklärt Eva-Maria Beller, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend bei der Stadt Radolfzell.
Stelle blieb lange unbesetzt
Geplant ist dieser Schritt schon lange. „Wir haben die Stelle seit 2022 im Haushalt“, erklärt Brigitte Reichmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport. Allerdings sei es lange nicht gelungen, diese zu besetzen. Nachdem eine gute Eingruppierung mit einer entsprechenden Bezahlung gelungen sei, klappte es doch – auch, weil die Stelle zweigeteilt wurde.
Dass sie sich diese mit Arno Bone teilen könne, sei ausschlaggebend für sie gewesen, schildert Dagmar Beck. Gleichzeitig sei es Bone und ihr auch möglich, neben ihrer Arbeit als Teamleitung auch noch zu jeweils 35 Prozent als Sozialarbeiter an den Radolfzeller Schulen tätig zu sein.
Denn genau dort waren Dagmar Beck und Arno Bone schon aktiv. Beck arbeitet seit 25 Jahren in der Schulsozialarbeit, 13 davon in Radolfzell – aktuell an der Grundschule Güttingen, zuvor war sie auch schon an der Grundschule Markelfingen tätig. Arno Bone ist seit elf Jahren Schulsozialarbeiter, drei davon in Radolfzell an der Realschule. Außerdem arbeitete er schon in der Jugendarbeit.
Unterstützung für das Team
Dass die beiden die praktische Arbeit und das Team kennen, ist laut Dagmar Beck ein Vorteil. „Das garantiert auch, dass wir dran bleiben am Zahn der Zeit und der Praxis“, ergänzt Arno Bone. Zudem lobt Beck die Zusammenarbeit mit Eva-Maria Beller, auf deren Expertise sie zurückgreifen können.
Zur Aufgabe der neuen Teamleitung gehören nicht nur die Dienstaufsicht für die Schulsozialarbeiter und damit unter anderem Mitarbeitergespräche sowie Gespräche mit den Schulleitungen. Sondern auch die fachliche Beratung der Kolleginnen und Kollegen etwa bei einer unerwarteten oder komplexen Situation.
Themen vorantreiben
Aber nicht nur das haben sich die beiden vorgenommen. Unter anderem sollen bestimmte Themen – zum Beispiel die Demokratieerziehung der Schülerinnen und Schüler – vorangetrieben werden, wie Arno Bone erklärt. Auch wollen sie zum Beispiel über Fortbildungsmöglichkeiten nachdenken.
Ein Vorteil der Teamleitungsstelle sei, dass nun Kräfte gebündelt und Projekte auch gemeinschaftlich und nicht pro Schule umgesetzt werden können. Ein Beispiel dafür sei ein Medienelternabend im März, bei dem ein Experte schulübergreifend über Mediennutzung informieren wird, so Beck und Bone. Und weil sich das Büro der beiden im gleichen Gebäude befindet wie die übrigen Abteilungen des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport, wurde auch die Zusammenarbeit in der Verwaltung vereinfacht.
Keine Einschnitte im Dienst vor Ort
Entweder Arno Bone oder Dagmar Beck sind nun täglich als Teamleitung im Einsatz. „Es ist immer jemand ansprechbar“, versichert Beck. Primär zuständig ist sie für die Radolfzeller Grundschulen und Bone für die weiterführenden Schulen sowie die Hausherrenschule.
Damit die Zeit, die sie nun in ihrem neuen Job verbringen, nicht in der Schulsozialarbeit vor Ort fehlt, hat laut Eva-Maria Beller eine der Schulsozialarbeiterinnen ihre Arbeitszeit auf 100 Prozent aufgestockt, außerdem sei eine neue Schulsozialarbeiterin eingestellt worden. „Es war uns wichtig, dass das nicht zulasten der alten Einsatzstellen geht“, erklärt Brigitte Reichmann.