Trotz eines neuen Rekordes von rund 400.000 Übernachtungen pro Jahr in Radolfzell, wird an einem touristischen Ziel der Stadt besonders viel rumgemeckert: Der Innenstadt. Zu viel Autos, zu wenig Mülleimer, zu wenig Aufenthaltsqualität. Die Tourismus und Stadtmarketing GmbH (TSR) hatte mit der Innenstadtkonzeption 2022 einen Beteiligungsprozess mit Workshops und einer Bürger sowie Gäste-Umfrage begonnen, um herauszufinden, wie sich die Innenstadt verschönern oder noch mehr beleben lasse.

Wechsel in der Geschäftsführung verzögerte das Projekt

Nun möchte die TSR dieses Projekt an einen externen Berater übergeben. Entschieden hat sich der Radolfzeller Gemeinderat für das Unternehmen Imakomm-Akademie aus Aalen. Die Beratertätigkeit wird die Stadt 34.300 Euro kosten. Grund für die Auslagerung dieses Projektes sei die vorübergehende Vakanz in der Geschäftsführung der TSR gewesen. Mitte August 2022 wechselte Nina Hanstein nach sechs Jahren von Radolfzell nach Überlingen in die Birkle-Klinik. Ihre Nachfolgerin Regina Brüsewitz startete erst Ende Januar 2023 in der TSR.

Externe Firma soll Prozesse beschleunigen

Das Projekt Innenstadtentwicklung habe so lange nicht weitergeführt werden können. Das habe dazu geführt, dass die notwendigen nächsten Schritte weder definiert, noch vorbereitet oder umgesetzt wurden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Doch nun solle es zügig voran gehen. Um etwas mehr Geschwindigkeit in die Prozesse zu bekommen, möchte die Stadt auf externe fachgutachterliche Unterstützung zurückzugreifen. Während einer Sondersitzung zum Thema Innenstadt im Juli 2021 sei die Dringlichkeit und der hohe Handlungsbedarf beim Thema Innenstadt besprochen worden. Damals schon sei ein Berater der Imakomm-Akademie, einem Institut für Marketing und Kommunalentwicklung, in beratender Funktion anwesend gewesen.

Die Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses sahen die Beauftragung einer externen Beraterfirma positiv. „Es schadet nicht einen externen Berater zu holen. Man wird ja doch auch betriebsblind“, sagt Jürgen Keck, Fraktionssprecher der FDP während der Ausschusssitzung. Helmut Villinger (CDU) wunderte sich, ob man nicht Gelder für die Beraterfirma aufwende, die man für Sanierungsarbeiten in der Innenstadt zur Verfügung gestellt hatte.

Bisher gibt es nur Pläne für neue Mülleimer

Für neue Mülleimer, neue Markierungen neue Pflanzenkübel oder neue Sitzgelegenheiten wurden 86.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ein Schilderkonzept für 34.000 Euro hatte der Gemeinderat abgelehnt. Überhaupt zeigte man sich von den geplanten Maßnahmen für die Innenstadt im September 2022 etwas enttäuscht. Den Stadträten fehlte Kreativität und Innovation wenn es um die Neubelebung der Innenstadt ging.

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Warum diese noch nicht abgerufen wurden, konnte Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, erklären. Man habe schlicht keine Firma gefunden, die diese Maßnahmen durchführt. Erst nach dem Sommerferien sei es gelungen, einen Anbieter zu finden, aber ob der die Projekte noch in diesem Jahr umsetzen könne, können sie nicht fest zusagen, so Augenstein.

Als nächstes solle gemeinsam mit der externen Beratungsfirma konkrete Sofortmaßnahmen und langfristige Strategien erarbeitet werden, die die Attraktivität der Radolfzeller Innenstadt steigern sollen, diese zu einem Ort der Begegnung macht, den ortsansässigen Handel stärken und die Innenstadt zukunftssicher machen, so der Wunsch der Stadtverwaltung. Ein erster Maßnahmen-Fahrplan sowie Zeitplan solle dem Gemeinderat in der Gemeinderatssitzung am 24. Oktober vorgestellt werden